Elmshorn. Für die ehemalige Sportanlage an der Wilhelmstraße in Elmshorn soll eine Nachnutzung gefunden werden. Das sind die Pläne.

Hier tobte einst das Leben: Auf der Sportanlage an der Elmshorner Wilhelmstraße schlugen Fußbälle ins Tor, Tennisbälle flogen übers Netz. Doch die Anlage mit zwei Fußballplätzen und fünf Tennisplätzen wird seit Ende 2021 nicht mehr genutzt, der Pachtvertrag der Sportvereine FTSV Fortuna Elmshorn und FC Elmshorn mit der Stadt wurde aufgelöst. Das Areal ging komplett an den Eigentümer, die Stadt, zurück. Und diese hat jetzt die Nachnutzung des Areals im Blick.

Elmshorn: Ehemalige Sportanlage soll zum Wohnquartier werden

Die Verwaltung schlägt vor, bei der Planung des Grundstücks – dafür ist der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt zuständig – einen Ort nachhaltigen Wohnens und Lebens mit verdichteten Wohnformen für verschiedene Bevölkerungsgruppen (Eigentum, Miete, geförderter Wohnungsbau), Spiel- und Freiflächen sowie einer Kindertagesstätte zu realisieren.

Die Wohnbebauung soll in Form von verdichteter Bebauung mit zwei bis vier Vollgeschossen realisiert werden. Es sollen Geschosswohnungen und Reihenhäuser umgesetzt sowie besondere Wohnformen wie Baugemeinschaften, seniorengerechtes Wohnen und Mehrgenerationenwohnen berücksichtigt werden.

Geplant sind nachhaltige Technologien zur Energie- und Wärmegewinnung

Um das Quartier möglichst klimaneu­tral zu realisieren, sollen nachhaltige Technologien zur Energie- und Wärmegewinnung eingesetzt werden. Die Gebäude sollen vornehmlich aus nachhaltigen Baustoffen und mit begrünten Retentionsdächern, die das Regenwasser auf der Dachfläche zurückhalten und eine gedrosselte Einleitung des Überschusswassers in die Kanalisation ermöglichen, errichtet werden. Begrünte Fassaden können zur Verbesserung des Mikroklimas und zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen. Das Quartier soll weitgehend autofrei geplant werden. Die erforderlichen Stellplätze sowie ein sogenannter Mobilitätshub mit Elek­tro-Ladeinfrastruktur, Car- und Bike-Sharing könnten in einer Quartiersgarage untergebracht werden, so die Idee.

Innerhalb des Quartiers soll es auch in Zukunft Flächen für Sport-, Spiel- und Freizeitmöglichkeiten geben und ein grünes Wohnumfeld entwickelt werden. Wege für den nichtmotorisierten Verkehr sollen Anbindungen an die umgebenden Quartiere schaffen. Für die Umsetzung dieser Kriterien müssen im weiteren Planungsverlauf noch Bodengutachten und ein wasserwirtschaftliches Konzept erstellt werden.

Die Stadt Elmshorn setzt auf eine sogenannte Konzeptvergabe

Der vorliegende Entwurf eines Flächennutzungskonzeptes, das jetzt in der Sitzung des Ausschusses vorgestellt wurde, stellt lediglich eine Idee dar, wie eine Entwicklung der Fläche aussehen könnte – mit einer möglichen Flächenaufteilung für Wohnnutzung, Freiflächen und sozialer sowie verkehrlicher Infrastruktur.

„Um eine möglichst herausragende Konzeption für die konkrete Bebauung und Gestaltung des kleinen Quartiers zu entwickeln, setzt die Stadt auf eine Konzeptvergabe. Das heißt, das Grundstück wird an denjenigen für die Entwicklung gegeben, der das nachhaltigste und innovativste Konzept im einem Vergabeverfahren vorlegt. Erstmals entscheidet Nachhaltigkeit vor Preis“, betont Marius Munk, der die Amtsleitung für Stadtentwicklung und Umwelt im Elmshorner Rathaus innehat. Er gehe davon aus, dass die Planung und Umsetzung des Projekts circa drei Jahre in Anspruch nehmen werde.

Elmshorner Politik steht dem Projekt überwiegend positiv gegenüber

Ulrich Lenk von der SPD zeigt sich begeistert. Die Ideenskizze für das Bauprojekt wurde den Fraktionen diese Woche erst vorgelegt. „Ich kann daher natürlich nicht für alle sprechen“, betont er. Er gehe nicht davon aus, dass sich die einzelnen Fraktionen bis Ende des Jahres untereinander und auch innerhalb der Parteien schon auf eine abschließende Bewertung einigen werden. Die Realisierung der Wohnsiedlung könnte sich daher noch etwas nach „hinten ziehen“. Ein großes Lob gibt es von ihm für das Team für Stadtentwicklung und Umwelt in Elmshorn. Das Amt habe neue Pläne für die Bebauung und die Umsetzung von Bauprojekten herausgearbeitet, wodurch das Bauen in Elmshorn insgesamt ökologischer und klimafreundlicher werden könne.

Nach der Sitzung wurde erst einmal ein Stimmungsbild von den verschiedenen Parteien eingeholt. „Grundsätzlich stieß die Idee zum Vorgehen und die Vision eines Modellquartiers auf eine breite Zustimmung“, stellt Munk fest. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen regte an, auch die bestehenden Wohnquartiere in der Umgebung mit einzubeziehen und qualitätvoll nachzuverdichten. Mit Gegenstimmen rechnet man allerdings auch. Die FDP hatte sich insgesamt kritisch dazu geäußert, ob an dieser Stelle überhaupt ein Wohnquartier entstehen sollte. Die Liberalen sprachen sich dafür aus, auf der Fläche weiterhin einen Sportplatz zu betreiben.

Elmshorn: Anwohner machen sich für mehr Kita-Pätze stark

Einige Anwohner haben sich ebenfalls kritisch geäußert: Sie sehen einen größeren Bedarf an Kitas und Kindergärten als in den Plänen vorgesehen. Zudem rechnet Lenk mit Protesten der Anwohner, die sich gegen eine so große Baustelle und so viele neue Wohnungen in ihrer Nachbarschaft aussprechen. „Diese Einwürfe werden aber ziemlich schnell ausdiskutiert werden können. Um den ehemaligen Sportplatz herum ist schließlich ebenfalls ziemlich dichte Bebauung“, betont der SPD-Politiker. Er sieht eine Chance für Elmshorn in dem Projekt und ist überzeugt von der neuen Art der Bebauung. Ebenfalls freue er sich, dass 30 Prozent der Wohnungen Sozialwohnungen werden sollen. „Ich bin begeistert, und ich denke der Rest der SPD auch.“

Die anderen großen Parteien beraten derzeit noch, wie sie zu dem Bauprojekt auf der Sportanlage an der Elmshorner Wilhelmstraße stehen.