Pinneberg/Elmshorn. Elmshorn und Pinneberg eine Runde weiter. Wer Standort für Großkrankenhaus werden will, muss nun in 160 Detailfragen überzeugen.

Jetzt ist es offiziell: Im Ringen um den neuen Standort der geplanten Zentralklinik im Kreis Pinneberg duellieren sich die beiden großen Städte. Sowohl die Kreisstadt Pinneberg, als auch Elmshorn als einwohnerstärkste Stadt sind mit ihren jeweiligen Standortvorschlägen für das neue Großkrankenhaus sind nach eingehender Prüfung angenommen worden. Das teilte jetzt Regina Hein, Geschäftsführerin der Regio Kliniken, dem Hauptausschuss des Kreises Pinneberg mit.

Zentralklinik: Pinneberg und Elmshorn ringen um Standort

Wie berichtet, hatte sich die Stadt Elmshorn mit einem Grundstück an der Agnes-Karll-Allee beworben, während die Stadt Pinneberg gleich mit zwei Grundstücken am Rehmenfeld und dem Ossenpadd-Süd um den geplanten Neubau buhlt. Bekanntlich ist geplant, bis zum Jahr 2033 die beiden vorhandenen Krankenhäuser in Pinneberg und Elmshorn aufzugeben. Stattdessen soll die neue Zentralklinik mit 767 Planbetten und 104 tagesklinischen Betten fertiggestellt sein – wo auch immer. Es wird mit einer etwa zehnjährigen Bauzeit für die neue Großklinik gerechnet.

In der ersten Bewerbungsrunde hatten nun die Städte und Gemeinden bis zum 16. Oktober Zeit, sich mit möglichen Baugrundstücken zu bewerben. Gemäß einer Absichtserklärung zwischen den Regio Kliniken und ihren Gesellschaftern –der Sana Kliniken AG und dem Kreis Pinneberg – wurden die Unterlagen von den Regio Kliniken sowie externen Experten auf festgelegte Mindestanforderungen wie die Grundstücksgröße, die Erschließung sowie die öffentlich-rechtliche Bebaubarkeit geprüft. Im Ergebnis kommen nun alle drei Grundstücke in den beiden Städten infrage.

Zentralklinik: Alle Grundstücke entsprechen den Kriterien

Klinik-Geschäftsführerin Regina Hein: „Die Bewerbungsunterlagen waren gut vorbereitet und strukturiert. Alle drei Grundstücke erfüllen die Kriterien der ersten Prüfungsstufe und werden für die zweite Stufe des Auswahlverfahrens zugelassen.“ Die Zusammenarbeit des Kreises, der Sana Kliniken AG sowie den beiden Bewerberstädten sei stets konstruktiv und sachorientiert gewesen. „Der Neubau ist ein komplexes, herausforderndes und langfristiges Vorhaben. Unser Ziel ist, mit dem neuen zentralen, modernen Gesundheitscampus die Versorgung im Kreis Pinneberg sicherzustellen – unter einem Dach gebündelte Fachexpertise und attraktive Arbeitsbedingungen“, so Hein weiter.

Das Regio Klinikum in Pinneberg (Archivbild).
Das Regio Klinikum in Pinneberg (Archivbild). © Arne Kolarczyk | HA

Im nächsten Schritt folge nun die zweite Stufe des Auswahlverfahrens: Die Grundstücke werden anhand der definierten Bewertungskriterien detailliert beurteilt. Für das Einreichen der erforderlichen Informationen haben Elmshorn und Pinneberg nun bis zum 18. Januar Zeit. Das Ergebnis der anschließenden Prüfung soll voraussichtlich Ende März 2023 den Gesellschaftern und der Kreispolitik im Hauptausschuss vorgestellt werden.

Danach soll mit dem Eigentümer des favorisierten Bauplatzes ebenfalls eine Absichtserklärung unterzeichnet werden. Darin sollen alle wesentlichen wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für den Ankauf des Grundstücks bis zum notariellen Kaufvertrag festgelegt werden. Erst danach starte die Auswahl von Architekten, Planern sowie Arbeitsgruppen mit Mitarbeitenden, Partnerinnen und Partnern sowie externen Expertinnen und Experten, um Konzepte für den modernen, pflege- und patientenorientierten Klinikcampus zu erarbeiten.

Kreis Pinneberg: Nur noch zwei Städte für Zentralklinik im Rennen

Dass jetzt die künftige Zentralklinik in einem der beiden bisherigen Standorte für rund 500 Millionen Euro errichtet werden soll, überrascht niemanden – weder in der Kreispolitik noch in der Verwaltung der Bewerberstädte. Er habe nicht damit gerechnet, dass sich noch andere Kommunen um das einzige Krankenhaus im Kreis Pinneberg bemühen werden, sagt SPD-Fraktionschef Hans-Peter Stahl. Denn schon die Vorauswahlkriterien könnten nur wenige Gemeinden erfüllen. So müssen die Grundstücke mindestens 90.000 Quadratmetern groß sein.

Alle drei Vorschläge würden diese Vorgabe „übererfüllen“, betonen Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg und Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje. 55.000 Quadratmeter davon müssen bebaut werden können und auch die erforderliche Anzahl an Stockwerken und die erforderliche Größe der Nutzungsfläche der Klinikräume müssen gewährleistet sein. Neben der guten Anbindung an den Nahverkehr musste auch ein Hubschrauberlandeplatz möglich sein. Auch eine Krankenpflegeschule, ein Gesundheitscampus und eine Kita sollen realisiert werden können. Keine andere Klinik darf in der Nähe sein, wobei es hier wohl um das Albertinen-Krankenhaus in Schnelsen für Pinneberg und um das Itzehoer Krankenhaus für Elmshorn gehen würde.

Elmshorn bietet ein, Pinneberg gleich zwei mögliche Grundstücke

Zudem müssen die Grundstücke in der Verfügungsgewalt der Städte sein. Auch das sei gegeben, betonten die Verwaltungschefs aus Pinneberg und Elmshorn. Das Gelände der Baumschule Kelting sei noch in Privatbesitz, sagt Hatje. „Aber wir sind uns mit dem Eigentümer einig.“ Wenn es den Zuschlag erhält, könnte es ohne Probleme für die Klinik überplant werden.

Dasselbe gelte für die Grundstücke in Pinneberg, erklärt Steinberg. Am Ossenpadd gehöre der Stadt bereits ein Teil der Fläche, das Rehmenfeld sei noch in privater Hand. Beide Flächen wären aber im Zugriff der Kreisstadt beziehungsweise der Regio Kliniken als Bauherrn, wenn es darauf ankäme, sagt Steinberg. „Wir haben zwei optimale Grundstücke.“ Das sagt auch Hatje über Elmshorns Areal.

Kreis Pinneberg: Elmshorn und Pinneberg ringen um Zentralklinik

Nun geht es ums Eingemachte. Beide Bewerber sollen nun etwa 160 detaillierte Einzelfragen zu den Grundstücken beantworten, die dann geprüft und bewertet werden. An dieser Bewertung wird der Kreis ein Mitspracherecht erhalten, indem etwa Rettungsdienst- oder ÖPNV-Experten gehört werden, erklärt Stahl. Die SPD hatte diese Forderung durchgesetzt.

Die Gewichtung sieht vor, dass ein Drittel der Entscheidung davon abhängt, wie viele Menschen die neue Klinik innerhalb von 30 Minuten erreichen können. Die Erreichbarkeit mit Bus und Bahn sowie für den Rettungsdienst werden mit jeweils 20 Prozent in die Bewertung einfließen. Die Meinung der rund 2300 Mitarbeiter ist 15 Prozent wert.

Der Kreistag hat auch den Vertrag mit der Sana AG, die 2009 knapp 75 Prozent der Regio Kliniken vom Kreis erwarb, angepasst, sagt Heike Beukelmann (CDU). Statt der drei Klinikstandorte, für deren Erhalt der Kreis Pinneberg bis 2029 ein Vetorecht besaß, ist darin jetzt nur noch „ein zentraler Klinikstandort“ für den vertraglich geregelt. „Das ist Grundvoraussetzung für die Planung“, so die Politikerin.