Pinneberg. Die Idee ist Abriss und Neubau, um mehr bezahlbaren Wohnraum in Pinneberg zu schaffen. Denn davon gibt es deutlich zu wenig.

Sozialer Wohnraum für Pinneberg – das hat sich die Stiftung „Wir helfen uns selbst“ auf die Fahnen geschrieben. Am Clara-Bartram-Weg entstehen aktuell 21 Wohnungen für Senioren und Großfamilien mit drei oder mehr Kindern. Zum 1. Juli 2023 soll das Projekt abgeschlossen und bezugsfertig sein. Und obwohl erst der Rohbau steht, plant die Stiftung schon das nächste große Projekt.

Pinneberg: Große Pläne für das Haus der Jüdischen Gemeinde

19 Wohnungen sollen nur ein Stück die Straße herunter auf dem Gelände der Jüdischen Gemeinde entstehen. „Die aktuellen Räumlichkeiten vermieten wir an die Gemeinde. Aber wir haben festgestellt, dass die Fläche nicht optimal genutzt wird“, sagt Stiftungsgeschäftsführer Ingo Worm. Das soll sich ändern. Und zwar in Abstimmung mit der Jüdischen Gemeinde Pinneberg, die auch in dem möglichen Neubau wieder unterkommen soll.

„Für die Jüdische Gemeinde würde sich wenig ändern. Die Gemeinderäume könnten im Erdgeschoss des Neubaus entstehen. Und die Idee kam bei der Gemeinde gut an“, so Worm. In Sachen Sicherheit und Schutz würde sich die Situation für die Gemeinde wohl durch die modernere Bausubstanz noch verbessern, sagt Stefan Bohlen, Vorstandsvorsitzender der Stiftung und Erster Stadtrat.

„Wir befinden uns bei dem Projekt noch in einem sehr frühen Stadium, aber wollen damit auch einen Beitrag für Inklusion und Integration in Pinneberg schaffen“, so Bohlen. Immerhin leben Menschen aus 20 verschiedenen Nationen in den Wohnungen der Stiftung. Das Neubauvorhaben würde die Jüdische Gemeinde stärker in ein „normales Wohnumfeld“ integrieren. Bei der Planung würden zudem die Wünsche der Gemeinde berücksichtigt, vieles lasse sich verwirklichen.

Stiftung engagiert sich für sozialen Wohnungsbau in Pinneberg

Die Planung für das Projekt soll im Frühjahr starten, die Umsetzung wohl erst ab 2024. Bis dahin gibt es noch einiges zu klären. Der Stiftungsvorstand muss grünes Licht geben, die Stadt eine Baugenehmigung erteilen und die jüdische Gemeinde müsse für anderthalb Jahre Bauzeit übergangsweise eine neue Bleibe finden.

Im Vordergrund stehe bei dem Vorhaben aber der Bau von weiterem sozialem Wohnraum, so Worm. Dies sei schließlich das Kernanliegen der Stiftung. Sein ganz persönliches Anliegen ist dabei, dass dies ohne weitere, zusätzliche Flächenversiegelung gelinge. Durch Aufstockung, Verdichtung oder eben Abriss und Neubau. Außerdem lege er großen Wert auf Nachhaltigkeit, die neuen Wohnungen sind energetisch auf dem neuesten Stand.

„Auch durch einen geringen Energieverbrauch können wir Menschen mit wenig Geld entlasten“, sagt Worm und verweis auf das sogenannte Sonnenhaus der Generationen am Kirchhofsweg. Das Gebäude verbraucht kaum mehr Energie als es produziert, und hat deshalb geringe Heiznebenkosten, belaste die Umwelt kaum. Zudem würde in einem Objekt an der Breslauer Straße gerade eine strombetriebene Infrarot-Heizung getestet. Die Ergebnisse sollen Ende März ausgewertet werden. Auch weitere Photovoltaik-Anlagen sind geplant, Dächer sollen begrünt werden und die Stadtwerke wollen auf dem Neubau am Clara-Bartram-Weg eine eigene Photovoltaikanlage betreiben und überdies Ladestationen für Elektroautos auf den Parkplätzen zur Verfügung stellen.

Stiftung vermietet mehr als 240 Wohnungen in Pinneberg

Die Stiftung, die 1959 gegründet wurde, vermietet aktuell 242 Wohnungen. Anders als bei privaten Investoren oder Genossenschaften sind das zu 100 Prozent Sozialwohnungen. Zwischen 5,25 Euro und 6,25 Euro pro Quadratmeter zahlen die Mieter pro Monat. Für viele Menschen gerade in Krisenzeiten eine große Erleichterung. „Der Bedarf ist da und er wird weiter steigen“, sagt Stefan Bohlen. Entsprechend lang sind die Wartelisten der Stiftung.

Das liegt auch an der geringen Fluktuation der Mieter. „Wer einmal eingezogen ist, der bleibt auch“, so Bohlen. „Denn die Wohnungen erfüllen einen sehr hohen Standard.“ Zudem liegen die Wohnungen innenstadtnah, die Mieter haben kurze Wege in die City. „Das ist für Sozialwohnungen schon etwas Besonderes."

Zumal die großen Bauvorhaben in Pinneberg wenig Fokus auf den sozialen Wohnungsbau legen. So will ein Leipziger Investor etwa auf dem Postareal an der Friedrich-Ebert-Straße 160 Wohnungen errichten. Ein Monster-Projekt mit eigener Kita und Aufenthaltsarealen direkt an der Pinnau. Mehr als 30 Prozent sozialen Wohnraum wird es aber wohl nicht geben.

Pinneberg: Wechsel an der Spitze der Stiftung „Wir helfen uns selbst“

Um die Umsetzung seiner Pläne am Clara-Bartram-Weg wird sich Ingo Worm zumindest als Geschäftsführer übrigens nicht mehr kümmern. Der 58-Jährige geht Ende September 2023 in den Ruhestand. Seine Stelle ist bereits ausgeschrieben, erste Bewerbungen sind schon bei der Stiftung eingegangen.

Die Geschäftsführung sei kein leichter Job, sagt Worm, aber ein schöner. Stefan Bohlen wünscht sich jemanden, der die Werte der Stiftung im Herzen trage. „Natürlich ist das Fachliche wichtig, aber es muss menschlich passen.“ Bewerbungen bis zum 15. Januar 2023 an stadtrat@stadtverwaltung.pinneberg.de oder die Stadt. Die Stellenausschreibung ist unter www.pinneberg.de einsehbar.