Ellerhoop. Ein neues Projekt soll Kindern und Erwachsenen die Top-Branche der Region noch besser erklären. Das steckt dahinter.

Warum heißt eine Baumschule eigentlich Baumschule? Welche Baumarten passen sich an den Klimawandel an? Und überhaupt: Wieso ist der Kreis zu einer Hochburg der Baumkultivierung geworden? Immerhin kommt jeder dritte Waldbaum in Deutschland aus dem Kreis, aus einem der größten zusammenhängenden Baumschulgebiete weltweit.

Kreis Pinneberg: Was das Baumschulland auszeichnet

Der Verein „Kulturlandschaft erleben – Pinneberger Baumschulland“ hat zur Beantwortung all dieser Fragen nun das Projekt „Bildung zur nachhaltigen Entwicklung im Pinneberger Baumschulland“ gestartet. Ein sperrig klingender Name. Doch dahinter verbirgt sich die Idee, vor allem Kindern und Jugendlichen, aber auch älteren Menschen (zum Beispiel mit Demenz), die Natur und das Baumschulland näherzubringen. Ganz nach dem Motto des Zoologen und Nobelpreisträgers Konrad Lorenz: „Man schützt nur, was man liebt – man liebt nur, was man kennt“.

Jana Stoppel ist das Gesicht dieses Pionierprojekts. „Häufig ist der Umweltdiskurs sehr destruktiv und mit einer gewissen Untergangsstimmung besetzt“, sagt sie. „Ich möchte Kindern und Jugendlichen zeigen, dass es auch Perspektiven gibt, selbst aktiv die Natur zu schützen und zu gestalten“, so die 35-Jährige.

Die studierte Archäologin, Geologin und Paläontologin, mit einer Zusatzqualifikation im Museumsmanagement, hat bereits als freie Mitarbeiterin in verschiedenen Museen gearbeitet und dort Konzepte entwickelt, um komplexe Sachthemen für Kinder oder auch demenzkranke Menschen verständlich aufzubereiten und zu vermitteln.

Neues Bildungsangebot richtet sich an Kinder und Jugendliche

Dabei geht es vor allem darum, „relevante Themen durch Praxis zu transportieren“, betont Stoppel. In ihrer früheren Tätigkeit hat sie etwa zum Thema Zero Waste („kein Müll“) ein Konzept entwickelt, in dem Materialien aus dem steinzeitlichen Alltag als Vorbild für einen nachhaltigen Alltag in der Gegenwart dienen können. Ganz konkret waren das handgeknüpfte Einkaufsnetze.

Im Projekt „Bildung für nachhaltige Entwicklung im Pinneberger Baumschulland“ sollen ähnliche Konzepte erfolgreich werden. Die Arbeit mit Naturmaterialien sei da besonders wichtig, so die Umweltpädagogin: „Viele Kinder haben noch nie Erde in den Händen gehalten.“ Sie hat sich vorgenommen, die vielfältigen Themen altersgerecht zu erklären: Was können Pflanzen alles leisten? Welche Rolle spielt der richtige Standort für das Gedeihen? Welche Unterschiede bestehen zwischen verschiedenen Züchtungen etwa bei Obstsorten. Und wozu benötigt man eigentlich Dünger?

Die Nachfrage sei groß, da es solch ein Projekt im Baumschulbereich noch nirgends in Deutschland gebe. Dazu käme auch noch das wachsende Bewusstsein für den Klimawandel, sagt Frank Schoppa, Vorsitzender des Fördervereins Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland. Jetzt gelte es, auf die Kindergärten und Schulen aktiv zuzugehen und sie mit den neu entwickelten Konzepten vertraut zu machen, führt Schoppa weiter aus.

Baumschulland-Projekt wird von Verbänden unterstützt

Das Projekt ist in Kooperation mit dem Kreis Pinneberg, den Aktivregionen Holsteiner Auenland und Pinneberger Marsch und Geest, dem Landesverband Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen, dem deutschen Baumschulmuseum sowie dem Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein entstanden.

Warum? Weil die Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland mit ihren 3500 Hektar eines der größten zusammenhängenden Baumschulgebiete weltweit ist. Und weil nicht nur viele Bäume sondern auch jede zweite Freilandrose hier angezogen wird. Zumal es einen wirtschaftlichen Aspekt gibt. Rund 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in der Branche im Kreis einen Arbeitsplatz. In der Region gebe es also einen großen Wissensschatz rund um Thema Bepflanzung und Klimaschutz, der durch das neue Projekt nun für alle großen und kleinen Bürgerinnen und Bürger zugänglich gemacht werden soll.

Kreis Pinneberg: Baumschul-Projekt mit Vorreiterpotenzial

Zunächst soll das 80.000 Euro teure Projekt Anfang nächsten Jahres mit dem Fokus auf Kinder- und Jugendbildung im Kreis Pinneberg starten. Doch es gibt auch schon Überlegungen, wie weitere Zielgruppen angesprochen werden könnten. Ein Gedanke ist, die Konzepte so zu gestalten, dass sie auf andere Baumschulregionen in Deutschland übertragbar wären – wie ein Modellbaukasten.

Die Antwort auf die Eingangsfrage ist übrigens: Eine Baumschule heißt Baumschule, weil die Wurzeln der Bäume oder Pflanzen immer wieder verschult, das heißt: gekürzt werden. So lernen die Bäume, ihre Wurzeln in einem kompakten Ballen auszubilden, damit sie später einfacher umgepflanzt werden können.