Pinneberg/Tornesch. Bürgermeisterinnen der beiden Städte unterschreiben Absichtserklärung. Das bedeutet eine Fusion für die Kunden und die Mitarbeitenden.

„Wir machen unsere beiden Stadtwerke stärker“, steht für die Tornescher Bürgermeisterin Sabine Kählert fest. Und ihre Amtskollegen aus Pinneberg, Urte Steinberg, sagt: „Das ist ein ziemlich großer Wurf.“ Denn die Stadtwerke Pinneberg und Tornesch sollen fusionieren – das ist das Ergebnis von Verhandlungen der Bürgermeisterinnen.

Am Freitag haben die Verwaltungsleiterinnen im Tornescher Rathaus eine Absichtserklärung zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens unterzeichnet. „Das Ziel ist eine sichere und preiswürdige Energieversorgung der Bürgerinnen und Bürger in beiden Städten auch in Zukunft, ebenso wie ein besseres Angebot im Bereich neuer Wärmekonzepte, der Elek­tromobilität und der Energiedienstleistungen“, sagt Sabine Kählert.

Energieversorgung: Folgen des Ukraine-Krieges haben keine Rolle gespielt

2020 hatten Verwaltung und Politik in Tornesch begonnen, eine Zukunftsstrategie für ihre Stadtwerke zu entwerfen. „Die Zeiten haben sich verändert seit der Gründung der Stadtwerke vor 26 Jahren“, sagt Kählert. Denn der Klimawandel, eine zunehmende staatliche Regulierung der Energienetze und der verschärfte Wettbewerb um Kundinnen und Kunden sowie qualifizierte Mitarbeitende stellten die Energieversorger vor immer neue Herausforderungen.

Die aktuellen Verwerfungen auf dem Energiesektor als Folge des Ukraine-Krieges haben keine Rolle gespielt, bestärkten die Partner aber in ihrem Vorhaben, so die Tornescher Rathauschefin.

Energieversorgung: Tornesch ist auf Pinneberg zugegangen

Bei diesem Prozess der Neuausrichtung wurde Expertenrat von dem Unternehmen Stellwerk Energy aus Köln eingeholt, das auch die weiteren Fusionsverhandlungen begleiten soll. Aktuell berät das Unternehmen auch die Stadtwerke Rendsburg, Schleswig und Eckernförde bei ihrem Fusionsprozess.

Die Möglichkeit von Fusionen wurde abgeklopft und dabei Pinneberg als interessantester Partner ausgeguckt. „Tornesch ist auf uns zugekommen“, berichtet Urte Steinberg. Die Sondierungsgespräche seien „vertrauensvoll und mit Respekt“ geführt worden, so Sabine Kählert. Dabei wurde bereits geklärt, dass das Serviceangebot vor Ort in beiden Städten inklusive der Geschäftsstellen erhalten bleiben soll. Und „keiner der Mitarbeitenden muss sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen“, so Urte Steinberg.

Energieversorgung: Schwimmbad Pinneberg bleibt bei der Kreisstadt

Eine erste Hürde wurde bereits genommen. Die Ratsversammlungen beider Städte haben einstimmig für die Aufnahme von Fusionsverhandlungen votiert. „Jetzt gehen wir in die Tiefe“, sagt Steinberg. So muss der Wert der beiden Unternehmen als Grundlagen für den Vertrag ermittelt werden. Es wird über die Fusion der Sparten Strom, Gas, Wärme und Wasser verhandelt. Die Sparten Telekommunikation, Abwasser und das Schwimmbad der Stadtwerke Pinneberg bleiben außen vor. Sie sollen bei der Kreisstadt bleiben.

Die Kommunalaufsicht begleitet kontinuierlich das Verfahren. „Wir müssen als Kommunen nachweisen, dass wir es besser können als Privatunternehmen“, sagt Kählert. Außerdem wollen die beiden Verwaltungsleiterinnen die politischen Gremien „mitnehmen“. Und am Ende wird das Kartellamt die Fusion begutachten müssen. Letztlich entscheiden die beiden Ratsversammlungen über die Fusion.

Energieversorgung: Die neuen Stadtwerke werden am Markt einkaufen

Eine Hürde muss in Tornesch noch aus dem Weg geräumt werden. Während die Stadtwerke Pinneberg zu 100 Prozent der Stadt gehören, sind es in Tornesch nur 51 Prozent. Die E.on-Hanse-Tochter Service Plus GmbH hält eine Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent. Und vertraglich ist geregelt, dass das Versorgungsunternehmen die Pinneberger Stadtwerke mit den Energieträgern beliefert. Das zu den „großen vier“ in Deutschland gehörende Energieversorgungsunternehmen soll bei dem fusionierten Kommunalunternehmen nicht mehr mit dabei sein. „Die neuen Stadtwerke werden am Markt einkaufen“, sagt Sabine Kählert.

Und warum hat sich Tornesch an Pinneberg, mit dem es keine Stadtgrenze teilt, und nicht an den Nachbarn in Uetersen gewandt? Sabine Kählert erklärt dies mit den unterschiedlichen Strukturen der beiden Stadtwerke. Anders als Pinneberg hat Uetersen einen Vertrieb, verfügt jedoch nicht über ein Netz. Und das Verhältnis der Stadtwerke Elmshorn zu den Stadtwerken Uetersen ist das einer Mutter-Tochter-Beziehung.