Elmshorn. Pläne für eine Wiederbelebung des heruntergekommenen Areals am Bahnhof gibt es zwar – realisiert wurden sie bisher nicht.

Sie sind leer und mitunter schon lange verlassen: Die Einzelhandelsgeschäfte an der Elmshorner Kleiststraße am Bahnhof. Hier haben sich Menschen einmal aufgehalten, gebummelt und eingekauft oder Sport getrieben. Heute wirkt das 2,2 Hektar große und öffentlich frei zugängliche Areal eher wie ein Lost Place.

Elmshorn: Gewerbebrache mitten in der Innenstadt

Leerstand reiht sich an Leerstand: Die Aldi-, Kik- und Rewe-Logos sind abgeschraubt, die Geschäfte und die Bowlingbahn verrammelt, haben schmutzige oder eingeschlagene Fenster, die Wände sind mit Graffitis verunstaltet, in einigen Ecken liegt Unrat herum. Schaut ganz so aus, als ob es als Müllhalde oder als Party-Location genutzt wird – und das seit mehr als zehn Jahren.

Belebt ist einzig der Parkplatz, denn Stellplätze gibt es hier zuhauf. Die Deutsche Bahn nutzt die Flächen des ehemaligen Bowlingcenters seit 2015 für Pendler. Die können für 2,50 Euro am Tag dort ihr Auto auf einem der 150 Parkplätze abstellen.

Das ungenutzte Grundstücke in der Sackgasse sorgt immer wieder für Ärgernis in der Stadtpolitik. Leisten kann sich die Stadt diesen Leerstand nicht, denn Gewerbeflächen sind in der größten Stadt im Kreis Pinneberg knapp. Und während der Umbau der Stadt im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen langsam Fahrt aufnimmt, „steht hier alles still“, stellt der Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, Andreas Hahn (CDU), aufgebracht fest.

Elmshorn: Areal ist in Privatbesitz, die Stadt ist machtlos

Bürgermeister Volker Hatje (parteilos) bezeichnet das Gelände als „Brache, es ist ein Schandfleck in der Stadt“. Und, „wir können überhaupt nichts machen“. Denn das verlassene Gewerbegebiet befindet sich in Privatbesitz. Seit etwa 2008 gehört es einem ausländischen Finanzfonds, erklärt Marius Munk, Amtsleiter für Stadtentwicklung und Umwelt. Eine genaue Zeitangabe zum Eigentümerwechsel kann die Stadt momentan nicht angeben, da sie über Grundbuchübertragungen nicht informiert wird. Es sind verschiedene Anleger, die hier jetzt ihr Geld angelegt haben.

Zu genaueren Details will Munk keine Angaben machen. Gespräche über Entwicklungsabsichten mit den Vermögensverwaltern des Geländes habe es immer wieder gegeben, sagt er – zuletzt im Winter des vergangenen Jahres. Denn „das Gelände hat ein hohes Potenzial inmitten der Stadt und so dicht in Bahnhofsnähe“.

Mehrere Ideen von unabhängigen Projektentwicklern wurden im Rathaus über die Jahre hinweg diskutiert: Fachmarktzentrum, Wohnungen, ein Kindergarten – realisiert wurde bisher nichts. Der letztmalige Vorschlag ist der Bau eines öffentlichen Parkhauses direkt an der Gleisstrecke, das den Schienenlärm „schluckt und so auch eine Nachnutzung mit Wohnen ermöglicht“. Doch bis jetzt „kommt der Verwalter nicht in die Hufe“, so Munk. Hatje mutmaßt, dass das an der angespannten Lage in der Baubranche und auf dem Immobilienmarkt liegen könnte.

Das war einmal: Dicht gedrängt parkten die Autos in den 80er- und 90er-Jahren vor Minimal, später Rewe, an der Kleiststraße.
Das war einmal: Dicht gedrängt parkten die Autos in den 80er- und 90er-Jahren vor Minimal, später Rewe, an der Kleiststraße. © Stadtarchiv Elmshorn | Stadtarchiv Elmshorn

Elmshorn: Einzelhandelsstandort hat sich verlagert

Heißt es jetzt also „abwarten und Tee trinken“? Letztendlich ja, bestätigt Munk. Die Stadt hat über das Gelände Planungshoheit, um entscheiden zu können, was dort passiert. Bisher beschlossen wurde, dass sich auf dem Komplex weder Einzelhandel noch Gewerbe ansiedeln soll, das das umliegende Gebiet verkehrstechnisch belastet. Momentan existiert für das Gebiet aber weder ein Aufstellungsbeschluss noch ein Bauplan. „Man denkt allerdings jetzt darüber nach, einen aufzustellen“, so Munk, „aber nur in Absprache mit dem Eigentümer.“

Bis Ende der 1970er-Jahre bestand an der Stelle des heutigen Areals eine Holzhandlung. Der heutige Komplex ist mit einem neuen Privateigentümer zwischen 1979 und 1981 gebaut worden und ging als Geschäftszentrum mit diversen Einzelhandelsnutzungen, Gewerbenutzungen und einer Bowlingbahn im Obergeschoss 1981 in Betrieb.

Seit etwa 2010 hat sich der Einzelhandelsstandort jedoch auf die andere Seite der Ost-West-Brücke verlagert. Dort gab es mehr Platz, um moderne und größere Märkte zu schaffen, die den Anforderungen des sogenannten Vollsortiments entspricht. Nach Planungen der Stadt sollte dann die Kleiststraße saniert, verbreitet und unter der Brücke geführt werden, um die Erreichbarkeit des Einkaufsgeländes zu erleichtern. Bis jetzt ist nichts passiert.