Kreis Pinneberg/Hörnum. Top-Lage, aber viel Trotz auf der Insel: Eigentümer aus dem Kreis Pinneberg verlieren Investor. Wie es nun weitergehen soll.
Das Fünf-Städte-Heim, ein kostengünstiges Feriendomizil für Kinder und Jugendliche auf der gar nicht so erschwinglichen Urlaubsinsel Sylt, will einen Teil seines Grundstücks verkaufen – und das schon seit 2016. Der verantwortliche Fünf-Städte-Verein, ein Zusammenschluss der Städte Pinneberg, Elmshorn, Wedel, Tornesch, Uetersen, Kellinghusen und Neuendeich, hat den Erlös dringend nötig. Schließlich steht eine Komplettsanierung auf der Wunschliste, für die das nötige Eigenkapital fehlt.
Sylt: Investor für das Fünf-Städte-Heim springt ab
Wie Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje, der zugleich als Vereinsvorsitzender fungiert, berichtet, müsse die Heizungsanlage in Hörnum erneuert werden. Zudem entsprächen die Sechsbettzimmer mit zentralem WC und Duschen auf den Fluren nicht mehr dem Zeitgeist. „Wir wollen auch Schulungsräume schaffen und moderne Technik, modernes Equipment brauchen wir auch“, sagt er.
Deshalb sei vor einigen Jahren die Idee entstanden, ein Teil des Grundstücks zu verkaufen. „Dabei handelt es sich um das Gelände zwischen Sportplatz und Straße. Das ist für uns tote Landschaft – wir können mit der Fläche fast nichts anfangen.“
Das Problem: Immer wieder platzen die Deals mit Investoren, die das angebotene Areal in Hörnum-Nord kaufen und neu bebauen würden. Erst Ende 2020 war das Elmshorner Wohnungsunternehmen Semmelhaack überraschend abgesprungen. Semmelhaack hätte mit dem Grundstückserwerb damals rund 1,8 Millionen Euro in die Kasse des Vereins gespült. Grund für den Rückzug waren die strengen Auflagen des Landesbetriebs für Küstenschutz. Das 8500 Quadratmeter große Areal liegt im Hochwasserrisikogebiet. Zuletzt hatte sich die Adlershorst Baugenossenschaft mit Sitz in Norderstedt für das Grundstück interessiert. Jetzt hat auch Adlershorst einen Rückzieher gemacht.
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Sylt: Bürgerbegehren habe die Baugenossenschaft vertrieben
Angesichts der hervorragenden Lage des Fünf-Städte-Heim-Grundstücks an der Südspitze Sylts erscheint das Hü und Hott um dessen Verkauf verwunderlich. Zumal die zwölf Gebäude mit insgesamt 133 bezahlbare Wohnungen, die die Adlershorst Baugenossenschaft auf dem Gelände errichten wollte, auch den Insulanern zugute gekommen wären. Denn bezahlbarer Wohnraum ist auf der Insel Mangelware.
Von den 121 Adlershorst-Dauerwohnungen für Insulaner sollten 55 öffentlich gefördert und mit niedrigen Mieten ab 6,25 Euro pro Quadratmeter Mietfläche angeboten werden.
Allerdings hätten gerade die Inselbewohner das Unterfangen verhindert. Ein Bürgerbegehren dreier Hörnumerinnen hatte diverse Kritikpunkte an den Plänen der Adlershorst Baugenossenschaft. So wurde etwa bemängelt, dass die Baugenossenschaft durch den Erwerb des Grundstücks über die Belegung der Wohnungen entscheiden dürfe – nicht die Gemeinde oder die Bürger. Auch den angestrebten Quadratmeterpreis der frei finanzierten Neubauwohnungen von zuletzt 19,50 Euro und deren „wuchtige Geschossbauweise“ hielten die örtlichen Kritiker für nicht haltbar.
Sylt: Warum sich Investor Adlershorst zurückzog
Weil der Kreis Nordfriesland der Initiative Recht gab, wären auf den Investor Adlershorst laut eignen Aussagen ungeplante Kosten und Verzögerungen im Projektablauf zugekommen. Dabei hätten die zuletzt stark gestiegenen Baukosten ihr Übriges getan – und geringe Mietpreise von rund 10 Euro pro Quadratmeter Mietfläche, wie sie sich die Bürgerinitiative erträumt hat, seien erst recht utopisch geworden.
„Irgendwann geht es nicht mehr“, so Uwe Wirries, Adlershorst Vorstandsvorsitzender, gegenüber dem Abendblatt. „Wir bedauern diese Entwicklung, aber am Ende müssen wir aufgrund der zu weit gehenden und teilweise nicht erfüllbaren Forderungen von diesem Projekt Abstand nehmen.“ Nicht allein der Investor, auch Hörnums Bürgermeister Rolf Speth, ist unzufrieden mit den Entwicklungen: „Für den Ort ist das desaströs“, sagt er. Hörnum brauche dringend Sozialwohnraum. „Und den bekommen Sie nicht in einem Einfamilienhaus mit großem Garten“, so der Bürgermeister.
Sylt: Wie geht es mit dem Areal in Hörnum weiter?
Fünf-Städte-Vereinsvorsitzender Volker Hatje bezweifelt ebenfalls, dass die Hörnumer Bürgerinitiative klug gehandelt habe: „Zehn Euro pro Quadratmeter bei den derzeitigen Baukosten – und das auf Sylt? Wie soll das gehen? Das ist doch Wunschdenken.“ Das Ende vom Lied: Nach jahrelangem Hin und Her resigniert Hörnums Bürgermeister Speth. „Für mich ist das verbrannte Erde, ich werde keinen neuen Anlauf auf dem Gelände unternehmen, unter diesen Voraussetzungen hat das keinen Sinn. So kann überhaupt keiner mehr Politik machen“, sagt er.
Ob das zum Verkauf stehende Fünf-Städte-Heim-Areal überhaupt bebaut werden darf, darüber hat die Gemeinde Hörnum die Handhabe. Immerhin gilt vor Ort gesetzlicher Biotopschutz. Ohne den Rückhalt der Gemeinde kann der Fünf-Städte-Verein – ein privater Besitzer – die Flächen nicht in Bauland umwandeln lassen. Ein bloßes Schutzgebiet dürfte sich jedoch wohl kaum gewinnbringend verkaufen lassen.
Besiegelt der geplatzte Adlershorst-Deal also das Ende des Verkaufsbestrebens des Fünf-Städte-Vereins? Nein, da bleibt der Vereinsvorsitzende Hatje optimistisch: „Der Verkauf der Fläche ist hiermit nicht komplett gescheitert“, meint er. „Ich kann die Entscheidung von Herrn Speth verstehen. Er hat sich ja persönlich sehr an dem Thema abgearbeitet, da gibt es auch viele Emotionen. Im nächsten Jahr ist Kommunalwahl, bis dahin wird das Thema verständlicherweise für ihn nicht mehr zur Disposition stehen“, sagt Hatje – und verweist auf eine Zeit nach den Wahlen, in der der Grundstücksverkauf doch noch glücken könnte.
Sylt: Fünf-Städte-Heim sehr gut ausgelastet – Sanierung muss warten
Die Komplettsanierung des beliebten Schullandheims liegt jedoch vorerst auf Eis. „Wir werden im nächsten Jahr aber auf jeden Fall eine kleinere Sanierung angehen. Das soll schon im Oktober mit dem Vorstand beschlossen werden“, so der Vereinsvorsitzende. Glücklicherweise sei das Fünf-Städte-Heim in diesem Jahr sehr gut ausgelastet gewesen, „sogar noch besser als in den letzten Jahren vor Corona“, freut sich Hatje.
Auch für 2023 seien bereits viele Reservierungen eingegangen, vor allem von Schulen aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. „Dank der guten Belegungszahlen sind wir finanziell solide aufgestellt. Das zeigt auch, dass ein Haus in der Lage zukunftsfähig ist. Man muss ja sagen: Sylt ist einfach attraktiv.“