Sylt/Kreis Pinneberg. Auf dem Gelände des Fünf-Städte-Heims sollen zwölf 14,9 Meter hohe Neubauten entstehen – warum das konkreter klingt, als es ist.

Wohnen, wo andere Urlaub machen, am Sylter Nordseestrand, und das auch noch vergleichsweise günstig: Den Plan, das zu ermöglichen, verfolgt die Adlershorst Baugenossenschaft. Sie plant das Projekt auf dem Grundstück des Fünf-Städte-Heims in Hörnum-Nord an der Südspitze der Insel. Der Fünf-Städte-Verein will dafür einen Teil seines Grundstücks in Bestlage verkaufen.

Entstehen sollen 132 bezahlbare Wohnungen. Politisch sorgt das vor Ort für Unmut bei der CDU Hörnum. In einem Eintrag der Partei auf Facebook heißt es: „Wir sehen die Bebauungsidee der Genossenschaft kritisch.“

Sylt: Zwölf Mehrfamilienhäuser auf Gelände des Fünf-Städte-Heims

Ein paar Tage zuvor hatten Vertreter der Wohnungsbaugenossenschaft ihre Idee im Bauausschuss der Gemeinde vorgestellt. Demnach sollen zwölf Gebäude mit drei Etagen entstehen, jeweils 14,9 Meter hoch, dazu Parkplätze für Autos. Geplant ist demnach geförderter und frei finanzierter Wohnraum. Adlershorst ist nicht das erste Unternehmen, das sich für die Fläche interessiert. Zuvor hatte schon der Elmshorner Investor Semmelhaack geplant – mit 100 Wohnungen.

Die jetzt geplanten Wohnungen sollten zwischen 60 und 65 Quadratmeter groß und für Zwei- bis Dreipersonenhaushalte geeignet sein. Dagegen gab es in der Sitzung Einwände, sodass nun offenbar auch größere Einheiten vorgesehen werden.

Sylter CDU kritisiert Wohnungsbaupläne in Hörnum

„Die Anzahl derer blieb allerdings unklar. Eine enge Abstimmung mit den Gremien der Gemeinde ist hier sicherlich erforderlich. Hoffen wir mal, dass alle es so sehen“, heißt es seitens der Hörnumer CDU. Sie stellt infrage, ob es trotz der Wohnungsnot auf Sylt eine so große Nachfrage in Hörnum überhaupt gebe. „Aber was passiert, wenn einige Wohnungen trotz vergleichsweise günstiger Miete nicht vermietet werden können? Weitere Ferienwohnungen?“

Die Christdemokraten sind der Meinung, Hörnum solle erst innerorts behutsam Wohnungsbau auf eigenem Grund betreiben, bevor man in den Außenbereich mit einer auf einen Schlag so hohen Anzahl von Wohnungen gehe. Zudem sei die Baufläche für 132 Wohnungen klein und lasse kaum Raum für Außenanlagen. „Wollen die Menschen heute so eng wohnen, sollte man sich fragen, bevor man so etwas plant und vielleicht sogar realisiert“, so die CDU. Sie hält eine Einwohnerversammlung für absolut notwendig.

Was passieren müsste, damit der Verein Sylter Grundstück verkaufen kann

Zudem seien die Grundstücksverhältnisse kompliziert. „Nur so viel: Da, wo gebaut werden soll, gilt gesetzlicher Biotopschutz, und die Fläche gehört dem privaten Fünf-Städte-Verein. Dieser möchte gern verkaufen, könnte ohne Gemeinde Hörnum aber niemals aus dem Schutzgebiet wertvolles Bauland machen und entsprechend teuer verkaufen.“

Adlershorst selbst möchte „zu laufenden Projekten und Projekten in Anbahnung grundsätzlich keine Zwischeninformationen geben“, heißt es auf Abendblatt-Anfrage. Ähnlich äußert sich Uetersens Bürgermeister Dirk Woschei, der Kraft seines Amtes Geschäftsführer des Fünf-Städte-Vereins ist: „Über einen Verkauf an einen möglichen Investor wurde noch nicht abschließend beraten und auch nicht entschieden. Zu möglichen Verhandlungen oder gar Vertragsinhalten kann ich derzeit daher keine Auskünfte erteilen.“

Verein verhandelt auf Sylt schon seit zehn Jahren über Wohnungsbau

Der Fünf-Städte-Verein Pinneberg verhandelt in Hörnum bereits seit etwa zehn Jahren um den Bau bezahlbarer Mietwohnungen, viele Jahre mit dem Bauunternehmer Theodor Semmelhaack aus Elmshorn. Verein und Bauunternehmen hatten sich bereits 2016 über den Verkauf eines 8500 Quadratmeter großen Grundstücks geeinigt.

Der Verkauf des Grundstückes hätte 1,8 Millionen Euro in die Kasse des Vereins gespült. Geld, das dringend zur Behebung des Sanierungsstaus in dem Ferienheim benötigt wird, in dem seit Mai 1948 Jugendliche Urlaub machen können. Obwohl die Gemeinde Hörnum das Projekt unterstützte, geriet die Bauleitplanung ins Stocken. Unter anderem deshalb, weil die anderen Gemeinden auf Sylt dem Bauprojekt nicht gleich zustimmten.

Warum der letzte Investor beim Projekt des Fünf-Städte-Heims absprang

Nach jahrelanger Vorbereitung zog der Investor Semmelhaack dann Ende 2020 die Reißleine, weil die Auflagen des Landesbetriebs für Küstenschutz für den Hochwasserschutz den finanziellen Rahmen sprengten. Das Areal liegt im Hochwasserrisikogebiet.

Die Bauten müssten auf einer Höhe von 4,95 Meter errichtet werden, und der Bauherr hätte für eine Hochwasserschutzwand in den Dünen zu sorgen. Das Investitionsvolumen für die 100 Wohnungen hatte Semmelhaack mit 18 Millionen Euro angegeben. Die Mehrkosten hatte das Bauunternehmen auf bis zu drei Millionen Euro geschätzt.