Kreis Pinneberg. Die Existenznot im Handwerk werde immer größer, Energiekrise verschärft das Problem – darum soll es eine Aktion geben.
Angesichts explodierender Energiepreise fühlen sich die Bäckereien von der Politik im Stich gelassen. Mit der Aktion „Uns geht das Licht aus – Heute das Licht und morgen der Ofen?“ wollen auch die Bäcker im Kreis Pinneberg am Donnerstag auf die aus ihrer Sicht existenzbedrohende Energiekrise aufmerksam machen. Flächendeckend sollen deshalb alle Betriebe in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen in ihren Verkaufsstellen das Licht ausgeschaltet lassen, heißt es in einer Mitteilung der in Rellingen ansässigen Geschäftsstelle der Bäckerei-Innung.
Kreis Pinneberg: Energiekrise macht den Bäckern zu schaffen
Ein besonderes Ärgernis ist aus Sicht des Bäckerhandwerks, dass die Betriebe keine Zuschüsse aus dem Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) des Bundes beantragen könnten, weil sie nicht auf der Liste förderungsfähiger Unternehmen stünden. „Das Bäckerhandwerk ist dabei von der Energiekrise extrem betroffen, da sowohl Backöfen als auch Kühlanlagen besonders energieintensiv sind“, heißt es in der Mitteilung. Daher fordern die Bäcker die Aufnahme in das EKDP. „Es kann nicht angehen, dass die Herstellung von zum Beispiel Wermutwein oder Tapeten förderfähig ist, Bäckereien aber ausgeschlossen sind. Hier muss dringend eine Nachbesserung erfolgen.“
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Viele Unternehmen sehen sich aktuell erheblichen Verteuerungen ausgesetzt. So auch das Bäckerhandwerk,das aber in besonderer Schwere in einem „Kosten-Tsunami“ belastet sei, da es einen kurzfristigen, dramatischen Anstieg in den drei größten Kostenbereichen gleichzeitig verzeichnet. Als da wären die Personalkosten, die durch die mehrfache Anhebung des Mindestlohns innerhalb weniger Monate zu Personalkostensteigerungen von mehr als 20 Prozent geführt habe. Auch die Materialkosten seien enorm gestiegen. So hätten sich die Preise für Mehl und andere Rohstoffe um bis zu 80 Prozent erhöht. Hinzu kämen dramatisch gestiegene Kosten für Maschinen und deren Instandhaltung sowie die allseits erhöhten Energiekosten.
Kreis Pinneberg: Bäcker fordern Rettungsschirm von der Politik
Handwerksbäckereien betreiben ihre Öfen zu rund 70 Prozent mit Gas. Eine Verdreifachung bis Verzehnfachung der Preise sei zu erwarten, beim Strom eine Verdoppelung bis Verdreifachung. Die Gasumlage verschärfe die Situation zusätzlich. Kurzum: „Wir brauchen Unterstützung“, schreiben die Bäcker.
Die Betriebe könnten die dramatischen Kostensteigerungen nur begrenzt an Kunden weitergeben, weil sie sich im harten Preiswettbewerb mit der Industrie befänden. Zudem zehren die Kostensteigerungen in zuvor genannten Bereichen den Gewinn der Bäcker auf, heißt es in der Mitteilung. Zumal die Betriebe wegen der hohen Kosten ihre Gasbacköfen nur bedingt auf andere Energieträger wie Öl oder Strom umrüsten können. Dies sei auch kurzfristig technisch nicht möglich.
Bei Lebensmitteln bleibe auch ein Nachholeffekt aus; das nicht gekaufte Brot werde nach der Krise nicht zweimal gekauft. „Wir erwarten einen finanziellen Rettungsschirm, der schnell und spürbar entlastet“, so die Bäcker. Darum bleibe zunächst das Licht aus.