Quickborn. Thomas Köppl hat einen neuen, lukrativen Job – und ist kaum noch im Quickborner Rathaus. Das sind jetzt seine Pläne.

Die Zeitenwende im Quickborner Rathaus wird zurzeit mit einer Phase des Übergangs durch eine meist ehrenamtliche Vertretung des Bürgermeisters eingeläutet. Amtsinhaber Thomas Köppl, den Ende Mai eine Mehrheit der Quickborner Bevölkerung nach 18 Jahren abgewählt hat, ist kaum noch im Rathaus. „Ich bin schon fast weg“, sagt er.

Quickborn: Wachwechsel im Rathaus – Thomas Köppl geht nach 18 Jahren

Bis Ende Oktober müsse er elf Wochen Urlaub abbummeln und werde deshalb überwiegend von seinem Stellvertreter, dem Ersten Stadtrat Bernd Weiher (CDU), vertreten.

Köppl hat bereits eine neue Aufgabe. Er wird am 1. November beim diakonischen Landesverein für Innere Mission in Rickling bei Bad Segeberg den Geschäftsbereich Zentrale Dienste leiten, bei dem er für Personalfragen und Finanzen für rund 300 Beschäftigte zuständig sein wird. „Es muss sich also keiner Sorgen machen, dass ich in Depression verfalle“, sagt Köppl im Abendblatt-Gespräch.

Die Wahlniederlage gegen den FDP-Parteivorsitzenden Thomas Beckmann Ende Mai mit 884 Stimmen Unterschied bei der Stichwahl hat Köppl längst abgehakt, wie er sagt. Es war zwar „der beste Wahlkampf, den wir je geführt haben mit einem Super-Zusammenhalt im Wahlkampfteam“, lobt der CDU-Mann. Doch am Ende habe es eben nicht gereicht. „Da brauche ich keine Analyse. Ich trete ja nicht wieder an“, sagt Köppl. Der Vorsprung seines Kontrahenten sei ja recht deutlich gewesen. „100 Stimmen Unterschied wären dagegen blöd gewesen.“

Scheidender Bürgermeister: Eine Last fällt ab

So aber sei das Schicksal für ihn „persönlich goldrichtig“ verlaufen, sagt Köppl mit einigen Monaten Abstand. „Ich kann jetzt etwas völlig Neues machen, und es lastet nicht mehr die ganze Verantwortung auf meinen Schultern“, erklärt er. Denn ständig die Verantwortung für 22.000 Menschen, die Schulen, Kindergärten, Straßen und öffentliche Einrichtungen in Quickborn zu tragen, sei „nicht ohne“, betont der scheidende Verwaltungschef. „Das fällt jetzt alles von mir ab.“ Er sei den Wählerinnen und Wählern fast dankbar, dass sie ihn davon nun endlich befreit hätten! „Ich habe jetzt auch mehr Zeit für Freunde und Familie und endlich auch die Abende und Wochenenden frei. Das ist noch ganz ungewohnt, aber sehr erfreulich.“

Selbstverständlich werde er mit seiner Frau Ragna in Quickborn wohnen bleiben, vielleicht auch die CDU politisch in der einen oder anderen Sache beraten, kündigt Köppl an. Das gelte auch für andere Politiker – falls diese es wünschten. Ansonsten werde er sich aber voll und ganz auf seinen neuen Job beim Landesverein für Innere Mission im Kreis Segeberg konzentrieren. Dieser Verein, der auch seit Jahrzehnten Suchtberatung in Quickborn und anderen Kommunen im Kreis Pinneberg anbietet, habe ihn angesprochen, sagt Köppl. „Es war eines von drei Job-Angeboten“, das er nur zu gerne angenommen habe.

In seinem Job verdient Köppl mehr als vorher als Bürgermeister

Der Verdienst sei sogar etwas besser als der bisherige als Bürgermeister. „Das ist die freie Wirtschaft.“ Sein künftiger Arbeitgeber beschäftigt etwa 3000 Mitarbeitende in der Psychiatrie, Suchthilfe, Pflege und Teilhabe. So betreibt der 1875 gegründete Landesverein ein Psychiatrisches Krankenhaus mit 360 Betten in Rickling sowie psychiatrische Tageskliniken in Norderstedt und Kaltenkirchen mit 84 Therapieplätzen. Insgesamt werden etwa 4250 Menschen ambulant und stationär betreut. Köppl, der schon seit Jahren Mitglied im Landesverein ist, kann sich gut vorstellen, dass dieser auch eine Wohngruppe in Quickborn einrichten werde.

Die 18 Jahre als Bürgermeister in Quickborn hätten ihm „unheimlich viel Spaß“ gemacht, sagt Köppl. Er habe sehr gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehabt, auf die er sich immer verlassen konnte. Einige werde er noch in den Ruhestand verabschieden. Ansonsten halte er sich bis zu seinem offiziellen Abschied Ende Oktober zurück und überlasse seinem Stellvertreter Weiher die meisten administrativen Aufgaben im Rathaus. „Vieles im Rathaus läuft ja im Auto-Modus“, sagt Köppl. Also fast von allein. Ansonsten spreche er sich mit Weiher eng ab, der seine Aufgabe sehr gut mache, lobt Köppl.

Quickborn: Probleme der Stadt sind Aufgabe des neuen Bürgermeisters

Die strukturellen Probleme Quickborns, wie das veranschlagte Defizit von acht Millionen Euro im nächsten Haushaltsjahr ausgeglichen werden soll, müsse sein Nachfolger Thomas Beckmann nun anpacken.

Erster Stadtrat Weiher bestätigt diese Aufgabenteilung im Rathaus. Als Rentner habe er zum Glück genügend Zeit, sich darum zu kümmern, sagt der 62-Jährige. In der Regel sei er einmal in der Woche für mehrere Stunden im Rathaus, um die anstehenden Dinge zu klären und Vorlagen zu unterzeichnen.

Außerdem stehe er jederzeit sofort zur Verfügung, sofern das notwendig sein sollte. Etwa zwei bis drei Stunden am Tag sei er zurzeit als Bürgermeister im Einsatz, sagt Weiher. „Das ist mehr als ich erwartet hätte.“ Für einen Berufstätigen wäre das neben der normalen Arbeit nur schwer zu schaffen.