Quickborn. Thomas Beckmann will in Quickborn nun seinen „Plan B“ angehen. Vorgänger Thomas Köppl ist enttäuscht – und äußert sich deutlich.
Es ist eine Zeit der politischen Veränderungen im Kreis Pinneberg – und es war eine lange Nacht für den jüngsten Wahlsieger Thomas Beckmann (60) in Quickborn. „Wir haben durchgemacht“, sagte der künftige Bürgermeister am Montagnachmittag nach seinem Wahlsieg am Sonntag. Mit etwa 40 Anhängern hatte er in der Max-Weber-Klause den deutlichen Wahlsieg gefeiert.
Im Morgengrauen sei er dann zu Fuß nach Hause gegangen und habe noch um 7.15 Uhr ein Radio-Interview für die NDR-Welle-Nord gegeben, „bevor ich ins Bett gegangen bin“. Nach dem langen Wahlkampf, der durch die Stichwahl noch um drei Wochen verlängert wurde, und dem für ihn wohl auch überraschend klaren Ergebnis musste er sich etwas ausruhen. „Ich habe mir das deutliche Ergebnis gewünscht“, sagt Beckmann.
Quickborn: Neuer Bürgermeister setzt auf "Plan B"
Das wertet der künftige Bürgermeister auch als Auftrag. „Die Bürger erwarten jetzt, dass die Agenda umgesetzt wird.“ Er will jetzt seinen „Plan B“ Schritt für Schritt umsetzen. Darunter versteht er insbesondere „den respektvollen und wertschätzenden Umgang“, den er als Bürgermeister den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch den Mitarbeitenden der Verwaltung und den Politikern gegenüber zeigen und vorleben möchte.
Er wisse, dass er eine Mehrheit in den politischen Gremien brauche, um seine Vorschläge realisieren zu können. „Da werde ich auch in den Dialog mit den andern Parteien gehen“, kündigt der Liberale an. Bereits am Montag habe er deshalb mit Vertretern von CDU, SPD und Grünen gesprochen. „Das ist jetzt meine wichtigste Aufgabe, mit Fingerspitzengefühl und Hartnäckigkeit im Sinne der Sache auf die anderen Parteien zuzugehen“, sagt Beckmann. Auch wenn der eine oder andere das Wahlergebnis „noch verdauen“ müsse. Aber es gebe genügend Raum für die Ratskollegen, eigene Ideen in seine Vorschläge einzubringen, erklärt Beckmann.
Bei seinem Plan, die Innenstadt nachzuverdichten, gebe es etwa noch viele Details zu klären, ob zwei- oder dreigeschossig, mit sozialem Wohnraum und in welchem Umfang. „Ich verstehe den Ausgang der Wahl so, dass eine Mehrheit der Quickborner meine Leitideen gut findet und sie umgesetzt sehen möchte.“ Dazu brauche er die Unterstützung der Ratsversammlung, der er über die Parteigrenzen hinweg eine kooperative Zusammenarbeit anbieten werde, so Beckmann.
Amtsinhaber Köppl in Quickborn unterlag deutlich
Stichwort Veränderung im Kreis: Mit Thomas Köppl (56, CDU) ist am Sonntag der am längsten amtierende Bürgermeister im Kreis abgewählt worden. Und zwar deutlich. Köppl unterlag Beckmann bei der Stichwahl mit 884 Stimmen Unterschied. Beckmann erreichte 4368 Stimmen (55,6 Prozent), Köppl kam auf 3484 Stimmen (44,4 Prozent). Am 8. Mai hatte der Amtsinhaber noch 581 Stimmen Vorsprung vor seinem Herausforderer. Köppl verlor in diesem Zeitraum offensichtlich 738 Wählerstimmen, während Beckmann 727 Stimmen gewann.
Genau zehn Wochen zuvor erlitt Niels Schmidt (parteilos) das gleiche Schicksal in Wedel. Auch an der Elbe ist der amtierende Verwaltungschef nach 18 Jahren Amtszeit abgewählt worden. Wahlsieger Gernot Kaser (parteilos) ist bereits seit Anfang Mai im Amt. Beckmann muss noch bis zum 1. November warten, bis er als erst vierter Bürgermeister Quickborns seit der Stadtgründung 1974 das Rathaus mit seinen rund 100 Beschäftigten sowie den 225 Mitarbeitenden in den auswärtigen Einrichtungen wie Kitas, Schulen, VHS, Bauhof, Freibad oder Bürgerbüros in den mitverwalteten Kommunen übernehmen kann. 225 Vollzeitstellen beschäftigt die Stadt Quickborn zurzeit.
Beckmann freue sich darauf. Und er erwartet auch einen prominenten Gast zu seiner Amtseinführung. Der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Wolfgang Kubicki (FDP), habe ihm das bereits am Wahlabend telefonisch avisiert.
Köppl: "Freunde werden wir garantiert nicht mehr"
Für Köppl erübrigt sich eine Wahlanalyse, wie er sagt. „Das ändert nichts am Ergebnis. Es war eine demokratische Wahl. Ich kann damit umgehen und gratuliere Herrn Beckmann zur Wahl.“ Persönlich habe er dies nicht getan, sagte Köppl. „Wir haben keinen Kontakt gehabt. Freunde werden wir garantiert nicht mehr.“
Große Sprünge sollten die Quickborner von ihm jetzt nicht mehr erwarten, gibt Köppl zu bedenken. „Ich werde jetzt das reine Tagesgeschäft erledigen. Strategisch mache ich nichts mehr.“ Er werde sich auch nicht mehr „um jedes Schlagloch oder jeden Müllcontainer“ kümmern, stellt er klar. Oder ob das Freibad ein Hallenbad bekommen soll. „Das ist nicht mehr meine Aufgabe. Das wäre auch unfair gegenüber dem Nachfolger. Da bitte ich um Verständnis.“
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Einarbeiten werde er Beckmann nicht. „Beckmann hat immer gesagt, er kann das besser. Er sei der Thomas, der es kann. Dann soll er es machen. Da werde ich einen Teufel tun, ihn einzuarbeiten. Ich bin ja kein Nachhilfelehrer“, sagt Köppl. Aber Beckmann werde das bestimmt auch nicht wollen. Dass er noch mal die Seiten wechsle und bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr für die CDU kandidiere, „kann ich mir heute nicht vorstellen“, betont Köppl. „Es ist bestimmt schön, ohne Öffentlichkeit zu leben.“
"Sollten gemeinsam das Beste für Quickborn rausholen"
Die FDP-Landtagsabgeordnete, Kreisvorsitzende und Quickborner FDP-Fraktionschefin Annabell Krämer, die vor sechs Jahren noch knapp mit 124 Stimmen gegen Köppl bei dessen zweiter Wiederwahl unterlag, ist froh, dass ihr Parteifreund jetzt gewonnen hat. „Thomas Beckmann ist ein absoluter Menschenfreund. Er kann auf die Leute zugehen und mit ihnen reden. Er nimmt ihre Probleme ernst.“
Trotz seiner FDP-Zugehörigkeit werde er ein Bürgermeister für alle Quickborner sein, der glaubhaft vertreten werde, dieses Amt über die Parteigrenzen hinweg auszuüben. Vom „Gesamtpaket“ her sei der bei seiner Amtseinführung 61-jährige Beckmann „die bessere Wahl als wenn ich es geworden wäre“, sagt die 41-jährige Abgeordnete.
Wahl in Quickborn: Folgt nun "politischer Stillstand"?
Krämer glaubt auch nicht, dass es jetzt zum „politischen Stillstand“ kommen werde, wie es Wahlverlierer Köppl am Wahlabend dem Abendblatt vorhergesagt hat. „Das ist eine Drohgebärde“, glaubt Krämer. „Wir werden für die guten Ideen Beckmanns werben und als FDP auch auf die CDU zugehen und versuchen, mögliche Gräben zuzuschütten“, sagt sie. „Wir sollten gemeinsam das Beste für Quickborn rausholen. Das gilt auch für die SPD und die Grünen.“
Von Köppl, der sie als Abgeordnete in fünf Jahren nicht einmal angerufen habe, erwartet sie, dass er bis zum 31. Oktober weiter „das Wohl der Stadt Quickborn im Blick hat“, sagt Krämer. „Das wird er auch tun. Da bin ich frohen Mutes.“