Quickborn. Der FDP-Herausforderer besiegt Amtsinhaber Thomas Köppl (CDU) deutlich. Wie groß sein Vorsprung ist – und was er vorhat.

Das ist dann doch überraschend: In Quickborn wird es am 1. November einen neuen Bürgermeister geben. Der Quickborner FDP-Vorsitzende und stellvertretende Fraktionschef der Liberalen, Thomas Beckmann (60), siegte am Sonntag in der Stichwahl gegen Thomas Köppl (56, CDU), der seit 2004 im Amt ist – und das ziemlich deutlich.

Quickborn: Beckmann zum Bürgermeister gewählt

Beckmann erreichte 4368 Stimmen (55,6 Prozent). Köppl kam auf 3484 Stimmen (44,4 Prozent). Beckmann ist erst der vierte Bürgermeister seit der Quickborner Stadtgründung 1974. Bei der Wahl am 8. Mai lag Köppl mit 4222 Stimmen noch 581 Stimmen oder 5,4 Prozentpunkte vor Beckmann. Bei der Stichwahl lag er nun 884 Stimmen hinter dem Kontrahenten. Der SPD-Kandidat Tim Stoberock war im ersten Wahlgang als dritter mit 2797 Stimmen (26,2 Prozent) ausgeschieden.

Offenbar ist es Beckmann gelungen, seine Wähler erneut an die Wahlurnen zu bewegen und einen Großteil der Wähler des SPD-Kandidaten auf seine Seite zu ziehen. Der überglückliche Wahlsieger, der mit seinen Unterstützern und Parteifreunden in der Max-Weber-Klause im Gewerbegebiet feierte, sagte: „Ich freue mich für mein gesamtes Wahlkampfteam und für die vielen Quickborner, die sich so sehr eine Veränderung in der Stadt gewünscht haben. Und die gibt es jetzt“, verspricht Beckmann. „Die Wechselstimmung war überall zu spüren.“

Quickborn: Was war der Grund für Köppls Niederlage?

Ob an den Infoständen, bei den Haustürbesuchen, auf der Straße: Beckmanns Credo war ohnehin die ganze Zeit über im Wahlkampf, dass es am 1. November in Quickborn auf jeden Fall einen neuen Bürgermeister geben würde. „Ich habe alles dafür getan“, zeigte er sich zufrieden mit seinem wohl auch anstrengenden Wahlkampfeinsatz. Sein Kalkül für die Stichwahl war: „Die Leute gehen tendenziell eher zur Wahl, wenn sie unzufrieden sind.“ Das würde mehr ihm als Köppl in die Karten spielen, um die eigene Wählerschaft erneut für die Stichwahl zur Stimmabgabe zu mobilisieren.

Diese Überlegung scheint aufgegangen zu sein. Darin sieht auch Robert Hüneburg, der dem Wahlkampfteam Köppls angehörte, den Hauptgrund für die Wahlniederlage des amtierenden Bürgermeisters. „Wenn es gut läuft, fragen sich die Leute, warum sie zur Bürgermeisterwahl gehen sollen. Dann können die Protestwähler bei einer geringen Wahlbeteiligung den Ausschlag geben.“ Diese „große Gefahr“ habe womöglich Köppl jetzt das Amt gekostet.

Der abgewählte Bürgermeister Thomas Köppl (links) am Wahlabend mit CDU-Parteichef Eike Kuhrcke.
Der abgewählte Bürgermeister Thomas Köppl (links) am Wahlabend mit CDU-Parteichef Eike Kuhrcke. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Die FDP-Landtagsabgeordnete Annabell Krämer, die selbst vor sechs Jahren bei der Bürgermeisterwahl noch gegen Köppl knapp verlor, sagte begeistert: „Die Wechselstimmung in der Bevölkerung war so offensichtlich. Die Quickborner wollten nach 18 Jahren endlich einen Bürgermeister, der auf die Menschen zugeht und dem man anmerkt, dass er mit ihnen auf Augenhöhe agiert.“

Quickborn: Amtsinhaber Köppl verschätzt sich

Beckmann sei von Anfang an „der richtige Kandidat gewesen, weil er langjährige Führungs- und kommunalpolitische Erfahrung hat und mit den Menschen redet“, sagte die FDP-Kreisvorsitzende, die am 8. Mai lieber ihr Landtagsmandat verteidigen wollte, was ihr auch gelang. Der enttäuschte Köppl, der seine Anhänger wieder in der Musik-Kneipe Kamphuis um sich geschart hatte, sagte: „Das ist ein Ergebnis, mit dem ich persönlich gut leben kann. Aber für Quickborn ist es eine Katastrophe.“ Für die Stadt bedeute der Wahlsieg des FDP-Vorsitzenden „sechs Jahre Stillstand, weil Beckmann keine Mehrheiten in der Ratsversammlung zusammenbekommen wird.“

Köppl selbst hat sich verschätzt, als er glaubte, mit Beckmann den vermeintlich einfacheren Gegenkandidaten bei der Stichwahl zu haben. So war er sich nach dem 8. Mai sicher, als der SPD-Kandidat Stoberock ausschied, dass es ihm eher als Beckmann gelingen würde, dessen Wählerschaft bis zum 29. Mai auf seine Seite zu ziehen, weil die FDP in der Ratsversammlung ziemlich isoliert agiere und meist allein gegen CDU, SPD und Grüne stehe.

Das „Protestwähler“-Potenzial, das er eher auf Beckmanns Seite vermutete, scheint aber wohl auch stark hinter dem SPD-Kandidaten gestanden zu haben, verkalkulierte sich Köppl offenbar. Dabei unterließen es sowohl die SPD wie auch die Grünen in Quickborn, ihren Parteifreunden eine Kandidaten-Empfehlung für die Stichwahl auszusprechen.

Quickborn: Was der neue Bürgermeister mit der Stadt vor hat

Der neue Verwaltungschef Beckmann hatte in seinem „Plan B“ skizziert, wie er die Innenstadt baulich nachverdichten und so beleben möchte mit bis zu dreigeschossigen Mehrfamilienhäusern. Während es an den Stadträndern bei Einzelhausbebauung bleiben sollte, was er als „Pyramidensystem“ beschrieb. Zudem versprach er eine „wertschätzende Diskussions- und Streitkultur“ mit den Bürgern und Politikern zu suchen.

Im Abendblatt-Fragebogen hatte Beckmann seine Zukunftsvision für Quickborn 2030 so beschrieben: „Der Masterplan für ein nachhaltiges Quickborn steht und befindet sich in Umsetzung. Quickborn ist als Wirtschaftsstandort gleichermaßen angesagt, wie als Wohnort. Die wirtschaftliche Stabilität ist mit neuen steuerstarken Unternehmen wieder hergestellt beziehungsweise befindet sich auf dem Weg dahin. Das Zentrum von Quickborn ist in einem städtebaulichen Entwicklungsprozess.“

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Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei 43,8 Prozent (7852 gültige und 55 ungültige Stimmen bei 18.050 Wahlberechtigten). Das Ergebnis lag um kurz nach 19.30 Uhr vor. Vor drei Wochen, zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein, hatten noch 10.779 Quickborner ihre Stimme abgegeben, von denen 119 Stimmen ungültig waren. Das waren 59,5 Prozent der damals 18.110 Wahlberechtigten der in Quickborn gemeldeten EU-Bürger ab 16 Jahren.

Quickborn: CDU übt nach Wahlniederlage Selbstkritik

Die nächste sechsjährige Wahlperiode beginnt am 1. November. Der gerade erst Mitte Mai gewählte Quickborner CDU-Parteichef Eike Kuhrcke, der zum engsten Wahlkampfteam Köppls gehörte, ahnt, warum Köppl es diesmal nicht geschafft hat: „Wir haben unsere Botschaft nicht überzeugend rüberbringen können.“ Ihr Konzept sei gewesen, nicht auf jede Spitze oder politische Aussage Beckmanns sofort zu reagieren. Möglicherweise sei das die falsche Strategie gewesen, so Kuhrcke.

Die Gegenseite habe mit „Emotionen gespielt“, indem sie Köppl persönlich für die zu schmale Brücke über die A7 in der Ulzburger Landstraße und die illegale Waldrodung im Birkenweg Ende 2020 verantwortlich machte. Das habe offenbar gezogen, so Kuhrcke. Ebenso wie vielleicht die Behauptung, dass Beckmann angeblich der „wertschätzendere“ Bürgermeister wäre. Der CDU sei es nicht gelungen, überzeugend darzustellen, dass die beim A7-Ausbau nicht verbreiterte Brücke ein Thema der Ratspolitik und nicht der Verwaltung gewesen sei.

Vor sechs Jahren gewann Köppl mit einem Vorsprung von nur 124 Stimmen (4067 zu 3943 Stimmen) gegen Annabell Krämer. Sechs Jahre davor war es noch enger ausgegangen. Die heutige SPD-Frau Johanna Carolin Skalski, die damals noch der FDP angehörte, unterlag nur denkbar knapp mit nur 19 Stimmen Unterschied. Im Jahr 2004 gab es für Köppl keinen Gegenkandidaten.