Helgoland. Serien, Thriller, ein „Tatort“ und Teile von „Das Boot“: Immer wieder schätzen Filmteams die Einzigartigkeit Helgolands.

Auf Helgoland hat sich eine kleine Gemeinde Überlebender der Apokalypse verschanzt. Der Rest der Welt versinkt im Chaos. Und auch die Ressourcen auf der Felseninsel sind knapp, so dass ein unmenschliches soziales Ranking das Leben der 513 Bewohner bestimmt. Jeder Inselbewohner wird nach seiner Nützlichkeit bewertet. Der einzige Arzt ist weit oben auf der Liste, andere weit abgeschlagen. Sie müssen um ihren Platz auf der Liste und ihr Überleben kämpfen. Derweil versuchen Menschen vom Festland nach Helgoland zu kommen – und die Helgoländer müssen ihre Insel verteidigen.

Helgoland: Schauplatz zahlreicher Filme und Serien

„Helgoland 513“ heißt der Arbeitstitel für die Drama-Serie des deutschen Regisseurs Robert Schwentke („Flighplan“, „R.E.D.“, „Der Hauptmann“), die UFA Fiction in Berlin erstmals für Sky produziert. Die Serie spielt in der nahen Zukunft. Und es sind einmal mehr Dreharbeiten, bei denen Helgoland eine tragende Rolle spielt. Die Insel ist ein beliebter Schau(spiel)platz. Geplant waren die Dreharbeiten für „513“, die wegen Corona immer wieder verschoben werden mussten, für diesen Sommer.

„Die Welt von Helgoland 513 ist zugespitzt und ohne Schlupflöcher. Es geht um die Aufhebung traditioneller Moral und die verzweifelte Suche nach einer neuen Ethik, die den katastrophalen Umständen und Anforderungen einer neuen Welt gerecht wird“, sagen Veronica Priefer und Johannes Kunkel, Produzenten der UFA Fiction. „Was macht Abschottung und Spaltung mit einer Gesellschaft und wie dünn ist die Schale der Zivilisation, wenn es ums nackte Überleben geht? Wie bringt eine Gemeinschaft ihrer Jugend die Werte einer Welt bei, die schon lange untergegangen ist? All diese Fragen sind das spannende Sujet dieser Serie, welche den Bedingungen der Gegenwart im Spiegel der Zukunft nachspürt.“

Helgoland war Schauplatz für düsteren Thriller „Abgeschnitten“

Andreas Perzl, Executive Producer Sky: „Robert Schwentke hat als Headwriter und Showrunner sehr originelle, unterhaltsame, teils schwarzhumorige Antworten darauf gefunden, ein tolles Team und einen herausragenden Cast für das Projekt begeistert.“ Gedreht wird neben Helgoland auch in Berlin und Hamburg sowie auf Sylt und Amrum.

Bei der Premiere von „Abgeschnitten“ im Oktober 2018 in Berlin: Moritz Bleibtreu (v.l.), Jasna Fritzi Bauer, Lars Eidinger und Fahri Yardim.
Bei der Premiere von „Abgeschnitten“ im Oktober 2018 in Berlin: Moritz Bleibtreu (v.l.), Jasna Fritzi Bauer, Lars Eidinger und Fahri Yardim. © picture alliance/dpa | Jens Kalaene

Es ist nicht das erste Filmteam, dass die Kulisse von Helgoland für ihre Aufnahmen wählt. 2017 wurden Teile des Thrillers „Abgeschnitten“ auf der Insel gedreht. Der Titel ist durchaus doppeldeutig zu verstehen. Er meint erst einmal, dass die Insel nicht zu erreichen ist, ist dann aber auch ganz wörtlich zu verstehen, weil in dem Thriller allerhand ab- und aufgeschnitten wird. Der Film ist nichts für schwache Nerven. Vom 14. bis 21. Februar 2017 wurden Teile der Verfilmung des Fitzek-Romans auf Helgoland gedreht – unter strenger Geheimhaltung. Presse war vor Ort nicht erwünscht, Informationen wurden nur rar gesät.

Helgoländer Komparsen spielten im Thriller mit

In dem Schocker führt eine perverse Schnitzeljagd einen Rechtsmediziner, gespielt von Moritz Bleibtreu, auf die stürmische Nordseeinsel. Weitere Darsteller sind Lars Eidinger, Fahri Yardim und Jasna Fritzi Bauer. Regie führte Christian Alvart. Für den Dreh auf Helgoland hatte eine Produktionsfirma aus Berlin einige Komparsen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren gesucht. So bekamen auch Helgoländer die Chance, in dem Thriller mitzuspielen – unter anderem Mitarbeiter der Paracelsus-Klinik auf Helgoland.

Viele der Szenen konnten an den original Schauplätzen auf Helgoland gedreht werden, andere in Berlin, unter anderem in einem verlassenen Fabrikgebäude im Stadtteil Schöneweide und im Hörsaal des Universitätsklinikums Benjamin Franklin. 2018 kam der Film in die deutschen Kinos, 2019 dann unter dem Titel „Cut off“ unter anderem in Frankreich, USA, England und Russland.

Auf Helgoland drehte der NDR Doku-Drama über den Big Bang

Ebenfalls 2017 drehte der NDR ein Doku-Drama auf Helgoland. Moderator und Produzent Hubertus Meyer-Burckhardt erinnert darin an einen denkwürdigen Tag, den 18. April 1947. An diesem Tag wollen die Briten mehr als 6000 Tonnen Sprengstoff auf Helgoland zünden, um die Seefestung mit ihren Luftschutzstollen und Flakanlagen zu sprengen. Die Helgoländer sind evakuiert und warten auf dem Festland mit angehaltenem Atem auf den Ausgang des Big Bang. Werden sie ihre Heimat je wieder betreten können? 75 Jahre später kennen wir die Antwort.

Hubertus Meyer-Burckhardt stellte Insulaner, Experten und Zeitzeugen vor und ging Schicksalen von Helgoländern nach. Die Spielszenen entstanden unter der Regie von Carsten Gutschmidt. Regisseur für den dokumentarischen Teil war Daniel Remsperger. Vor der Kamera standen unter anderem Michael Mendl und Christina Große. Sie spielten den verzweifelt auf eine Rückkehr hoffenden Helgoländer Fotografen Franz Schensky und seine Tochter Margarethe. Zu den weiteren Darstellern gehören Christian Aumer, Harald Burmeister, Thomas Ziesch, Christoph Jacobi, Michael Epp und Elisa Popovsky. Schauspieler Peter Sikorski ist in der Rolle des Helgoländer Hotelbesitzers Hans Carl Rickmers zu sehen.

Dreharbeiten für „Das Boot“ fanden vor Helgoland statt

Den 1981 erschienenen Kultfilm „Das Boot“ unter der Regie des kürzlich verstorbenen Wolfgang Petersen kennt wohl jeder. Die 31,5 Millionen D-Mark teure Produktion war das Sprungbrett für Schauspieler wie Herbert Grönemeyer, Jürgen Prochnow, Uwe Ochsenknecht, Martin Semmelrogge und Sky du Mont. Für die spektakulären Aufnahmen wurden U-Boot-Modelle verschiedenster Größen und der Innenraum eines deutschen U-Bootes detailgetreu erbaut. Und was hat das mit Helgoland zu tun?

Im Kultfilm „Das Boot“ von 1981 salutieren Klaus Wennemann (v.l.), Jürgen Prochnow und Herbert Grönemeyer.
Im Kultfilm „Das Boot“ von 1981 salutieren Klaus Wennemann (v.l.), Jürgen Prochnow und Herbert Grönemeyer. © picture-alliance / Mary Evans Picture Library | Rights Managed

Gefilmt wurde auch mit einem elf Meter langen U-Boot-Modell eine Fahrt auf stürmischer See – vor Helgoland. Kombiniert wurden diese Aufnahmen mit einem Spiegelsystem, um sie stimmiger zu gestalten, wie ein Eintrag auf Wikipedia verrät. Der Film wurde unter anderem für sechs Oscars und einen Golden Globe nominiert. Heute sind die Modelle der U-Boote in den Bavaria Studios ausgestellt.

Auch ein „Tatort“ wurde auf der Insel gedreht. Am 23. April 1984 spielte eine Episode auf Helgoland. Es war der erste Fall von Paul Stoever (Manfred Krug). Er ermittelt an der Seite von Kriminalhauptmeister Heinz Nickel (Edgar Bessen) und Kriminalhauptkommissar a. D. Lothar Mühlenkamp (Ferdinand Dux).

Helgoland: Gangster im „Tatort“ inspirieren zu Überfall auf Seebadschiff

Drei Häftlinge wollen ihre Entlassung mit einer Reise nach Helgoland feiern. Dabei kommt den Gangstern in den Sinn, dass die Gäste viel Geld auf die Insel bringen und dieses auch wieder von der Insel hinunter geschafft werden müsse. Bewaffnet steigen sie auf die „Wappen von Hamburg“ und überfallen den Zahlmeister.

Tatort-Kommissar Stoever (Manfred Krug, l.) und Kriminalhauptmeister Nickel (Edgar Bessen).
Tatort-Kommissar Stoever (Manfred Krug, l.) und Kriminalhauptmeister Nickel (Edgar Bessen). © Picture Alliance/United Archives | United Archives / kpa

Für diesen geht es leider nicht so gut aus. Die Räuber verlassen das Schiff wie geplant. Uwe Voss (Bernd Tauber) hat den Überfall beobachtet und versucht, einen Teil der Beute zu erpressen. „Haie vor Helgoland“ war 1984 ein großer Erfolg. Bei der Erstausstrahlung schalteten 16,85 Millionen Zuschauer ein. Dies entsprach zu dieser Zeit einem Marktanteil von 42 Prozent.

Zwei Wochen später inspirierte dieser Tatort zwei Verbrecher. Bewaffnet drängten sie den Zahlmeister des Seebäderschiffes „Roland von Bremen“, das von 1966 bis 1984 zwischen Bremen und Helgoland pendelte, in seine Kabine und zwangen ihn, den Tresor mit 60.000 D-Mark von der Butterfahrt nach Helgoland zu öffnen. Sie entkamen mit dem Geld.