Helgoland. Rekordregen mit fast 100 Litern pro Quadratmeter flutet auch den Keller der Nordseehalle. Es ist nicht klar, was noch zu retten ist.
Solche Regenfälle wie in der Nacht vom 17. zum 18. August hat Jörg Andres in den 27 Jahren, die er auf Helgoland wohnt, noch nicht erlebt. 99 Liter pro Quadratmeter kamen herunter, eine Rekordmenge wie Meteorologe Jörg Kachelmann twitterte. Der extreme Starkregen drückte sogar die Gully-Deckel hoch. Straßen wurden zu Sturzbächen und innerhalb kürzester Zeit liefen hunderte Keller auf der Insel voll, auch im Depot des Museums am Nord-Ost-Gelände. Dort stand im Keller der Nordseehalle das Wasser bis zu 25 Zentimeter hoch.
Helgoland Museum: Keller durch Starkregen vollgelaufen
„Alle Exponate, die in den unteren Regalen lagerten, sind beschädigt“, sagt Jörg Andres. Wie viel an historischem Kulturgut verloren gegangen ist, kann noch gar nicht überblickt werden. Dank vieler helfender Hände aus der Gemeinde Helgoland konnte zunächst der gröbste Schaden beseitigt werden. Doch einige Dokumente, die beispielsweise mit Tinte geschrieben wurden, sind wohl unwiederbringlich verloren.
„Ich kann noch nicht im Detail sagen, um welche Schriften es sich handelt“, sagt der Museumschef. Die Papierbündel würden noch zusammenkleben. „Wir sind dabei, alles zu trocknen.“ Auch Bilder und historische Postkarten wurden bei dem Unwetter beschädigt. Nass geworden sind auch die originalen Bildplatten des berühmten Helgoländer Fotografen Franz Schensky. Die galten lange als verschollen und wurden mit großem finanziellen Aufwand von einem professionellen Fotofachlabor von Schmutz und Bakterien befreit und restauriert. „Die lagern nun beim Förderverein, wo sie getrocknet werden.“
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Das Museum blieb am Tag nach dem Unglück geschlossen, ist nun aber wieder für die Besucher geöffnet. Doch es beginnt aus dem Keller stockig zu riechen. „Der Teppichboden muss komplett raus“, sagt Jörg Andres. Bohrungen im Estrichboden sollen zeigen, ob dieser noch zu retten ist oder komplett erneuert werden muss.
Helgoland Museum wurde erst 2021 aufwändig umgebaut
„Das Archiv steht voll, jeder Platz hier ist genutzt“, sagt er. Nun müssten zunächst Räume gefunden werden, wohin die historischen Gegenstände ausgelagert werden können. Im Gespräch ist das Containerdorf, in das die Rathausmitarbeiter während der Sanierung umgezogen waren. Es wurde noch nicht abgebaut.
„Wir müssen ein Umzugsunternehmen finden, dass auf Archive spezialisiert ist“, sagt Jörg Andres. Alles im Archiv hat einen bestimmten Platz, muss exakt wieder dorthin zurück, wo es entnommen wurde. „Sonst war die ganze Arbeit umsonst.“
Das Museum Helgoland war erst im Vorjahr mehrere Monate lang umgebaut und zum Start der Sommersaison 2021 wieder geöffnet worden. Jörg Andres hatte die Zeit des Lockdowns genutzt, um die Ausstellung komplett umzubauen und neu zu konzipieren. Nun steht er vor der nächsten großen Aufgabe.