Helgoland. Jörg Andres, Leiter des Museums Helgoland, weiß, worauf man bei den Trachten achten muss. Denn es kommt auf die Details an.
Trachten spielen auf Helgoland eine große Rolle. Ein langes Kleid, geblümt oder gemustert, ein Halstuch mit silberner Brosche und ein Häubchen mit Spitzenbesatz – die Trachtenkleider der Helgoländer Frauen haben wenig eindeutige Erkennungsmerkmale. „Das unterscheidet sie von berühmten Trachten, wie man sie zum Beispiel aus dem Schwarzwald kennt“, sagt Jörg Andres, Leiter des Museums Helgoland. „Es sind Volkstrachten, die man zu festlichen Anlässen trug und die sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder veränderten.“ Die älteste erhaltene Tracht ist von 1870 – ein schwarzes Kleid mit schmalen hellen Streifen.
Helgoländer Trachten: Funktional und schick
Unter dem Saum sieht man den Unterrock, den Paik. „Bis heute ist der Paik fester Bestandteil der Helgoländer Tracht: Er ist stets aus rotem Wollstoff gefertigt und mit einer goldgelben Borte aus anderem Material gesäumt“, sagt er. Das habe einen praktischen Grund: die Borte verhindere, dass sich der Wollstoff bei schlechtem Wetter mit Wasser vollsauge.
Zum Paik wurde ein Fuurump, ein Futterhemd getragen, dessen Ärmel bei der Sonntagstracht verziert waren. Außerdem banden die Helgoländerinnen einen Skollduk − ein Schurztuch − um, den sie beim Ausgehen über den Kopf schlugen.
Zur Sonntagstracht gehörte der Skort, ein weiter faltiger Rock, der mit einem silberbeschlagenen Gürtel, dem Skortelsbean, über dem Paik getragen wurde. Das Koller, ein schwarzer, mit weißer Kante verzierter Schulterumhang, und eine weiße Flügelhaube, die später den Hüllnduk, eine spitz zulaufende Leinenhaube ersetzte, komplettierten die Tracht.
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Helgoland: Was eine Brosche über den Beziehungsstatus verrät
Das Oberkleid habe aus praktischen Gründen keinen einheitlichen Stoff. „Der Fischer besorgte den Stoff auf dem Festland, nachdem er dort seinen Fang verkauft hat. Für die Frau war weder Platz im Boot, noch war es gewünscht, dass sie an einem Leben außerhalb Helgolands Geschmack findet“, sagt Andres. Welchen Stoff der Mann schließlich mitbrachte, hing von seinem Geldbeutel und von der jeweiligen Auswahl im Geschäft ab.
Auch das Hartjen, die silberne Brosche in Herzform auf der Brust, tragen die Helgoländerinnen seit Generationen. „Sie geben damit ein kleines Geheimnis preis. Ist die Nadel in der Mitte der Brosche geschlossen, ist die Frau bereits vergeben, ist sie offen, darf man um sie werben“, sagt Andres. Die Motive auf den kleinen Anhängern an der Brosche – Fische, Schiffchen, Lotsenzeichen, Spielleute und Ähnliches – geben Auskunft über die Familie und ihr Handwerk.
Die Trachten der Männer waren weniger farbenfroh und eher zweckmäßig. Um 1800 trugen Männer mit silbernen Knöpfen besetzte kurze Hosen, die bis zum Knie reichten und Pummerhosen hießen, dazu dunkle Strümpfe und Halbschuhe mit einer Schnalle. Die Oberbekleidung bestand aus einem dunkelblauen Wams, ebenfalls mit silbernen Knöpfen versehen. Auf dem Kopf trug man hohe, kleine zylinderförmige Hüte ohne oder mit sehr schmaler Krempe, den sogenannten Spint. Im 19. Jahrhundert veränderten sich die Trachten vielfach.