Rellingen. Dieser Frage geht eine Schau in Pinneberg nach. Rellingen plant einen Aktionstag zum Thema. Was die Bürgerstiftung vor hat.
Was bleibt? Dieser Frage geht das Diakonische Werk Norddeutschlands mit der Bürgerstiftung der VR-Bank in Holstein und dem Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein nun in Pinneberg nach. Auch in Rellingen ist Ähnliches geplant. Thematisiert wird ein oft verschwiegener, gleichwohl jeden Menschen treffender Fakt: die eigene Endlichkeit und ihre Folgen.
Pinneberg: „Was bleibt“ von uns, wenn wir tot sind?
Daraus ist einerseits die Ausstellung „Was bleibt“ entstanden, die bis zum 4. September in der VR-Bankfiliale Pinneberg zu sehen ist. Im weitesten Sinne ist es eine Fotoausstellung. Sie beschäftigt sich mit dem Lebensende, der persönlichen Rückschau und dem, was der Nachwelt hinterlassen wird. Auf Tafeln sind ältere Menschen abgebildet, die über ihr Leben und ihre Werte sprechen. Darüber, woran sie sich gern erinnern, was sie lebendig hält und womit sie etwas Gutes für die jüngeren Generationen tun wollen.
„Wir möchten die Leute auf das Thema stoßen, über das nicht gern gesprochen wird“, sagt Bettina Fischer von der VR-Bank Stiftung. „Jeder sollte sich Gedanken darüber machen, was er hinterlassen möchte und wie es übergeben werden soll.“ Die Bürgerstiftung Rellingen schließt sich dem Thema „Was bleibt“ an und organisiert am 4. September von 13 bis 18.30 Uhr einen Aktionstag dazu im Rathaus. Die Vorsitzende von deren Förderverein, Anja Radtke, hat viele mit dem Thema Altern, Sterben und Tod befasste Fachleute in der Gemeinde gefragt, ob sie mitmachen wollen. „Alle, die ich angesprochen habe, sind mit viel Herzblut dabei“, sagt Radtke.
In der Pinneberger VR-Bank-Filiale ist die Ausstellung während der Geschäftszeiten bis zum 2. September zu sehen. Die Menschen auf den Fotos haben ihr Schatzkästlein mit persönlichen Gegenständen geöffnet. Zur Eröffnung kam sogar Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack, die aus ihrem Kästlein ein vergilbtes Foto holte, ihren Reithelm und die Robe ihres Vaters.
Ausstellung „Was bleibt“: Erinnerungen und Vermächtnis
Ein Mann auf einem der Fotos will sich über seinen Tod hinaus für benachteiligte Jugendliche in seiner Region engagieren. Er hat dort ein vergilbtes Foto eines kleinen Jungen mit Fahrrad, ein Paar ausgelatschte Turnschuhe und eine abgewetzte Münz-Geldbörse hineingepackt. Ein anderer hat seinen Fotoapparat dafür ausgesucht, ein Spielzeug-Rennauto, eine Musikkassette und eine Single – und am Rand hängt die Kopie einer Ausgabe des Hamburger Abendblattes vom 11./12. November 1989. Die Ausgabe, die den Mauerfall thematisiert, als die Menschen nachts auf dem Brandenburger Tor standen. Denn daran erinnert er sich besonders deutlich.
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Begleitend zur Ausstellung liegt in der Bank eine Broschüre aus, die hilfreiche Informationen bereithält. Darin wird etwa die gesetzliche Erbfolge erklärt und empfohlen, wie am besten ein Testament aufzusetzen ist. Auch was ein Vermächtnis im Unterschied zum Testament ist, wird erläutert. Nebenbei erfahren die Leser der Broschüre, dass jedes Vermögen eines Menschen ohne Erben automatisch an den Staat fällt, wenn kein Testament hinterlassen wurde. Auch Beispiele für ein Testament stehen darin.
„Je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung“, schrieb Dietrich Bonhoeffer in seinem Buch „Widerstand und Ergebung“, aus dem die Broschüre zitiert. Und weiter: „Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude.“
Rellinger Bürgerstiftung plant Aktionstag zum Thema Tod
Mit einem in die Tiefe reichenden Vortragsprogramm am Sonntag, 4. September, beteiligt sich nun die Rellinger Bürgerstiftung. Der Aktionstag beginnt um 13 Uhr. Den ersten Vortrag hält um 13.30 Uhr der Rellinger Bestatter Joerg Vieweg, der bekannt dafür ist, sich dem Thema Tod auf ungewöhnliche und vielfältige Weise zu nähern. Er stellt neue Wege der Bestattungskultur vor – unter dem saloppen Titel „Tu die Mutti auf den Kompost“. Weiter geht es mit juristischen Dingen, die die Anwaltskanzlei Rellingen erklärt. Experten gehen darauf ein, wie das Weitergeben, Schenken, Stiften, Vererben funktioniert. Und was Vollmachten sind. Start: 14.15 Uhr.
Danach stellt sich von 15 Uhr an das Johannis Hospiz vor, das von sich selbst sagt: „Wir sind ein Haus des Lebens“. Sehr nah am Alltag der Rellinger versprechen die Schilderungen von Dr. Thorsten Rädisch zu werden, der von 15.45 Uhr an von seinen Erinnerungen und persönlichen Erfahrungen als Rellinger Hausarzt berichtet. 30 Jahre hat er sich um die Gesundheit von Groß und Klein gesorgt.
Der neue Pastor der Rellinger Kirchengemeinde, Christoph Radtke, spricht von 16.30 Uhr an über Leben und Sterben, Hoffnung und Trauerbegleitung. Wer sich zwischendurch ausruhen und austauschen möchte, kann sich an die Mitglieder des Freiwilligenforums Rellingen in der zweiten Etage des Rathauses wenden, dort gibt es von 13.30 bis 17 Uhr Kaffee und Kuchen. Zum Schluss führt Kantor Oliver Schmidt von 17.30 Uhr an durch die wunderschöne Rellinger Barockkirche – und spielt im Anschluss Stücke von Johann Sebastian Bach und Ernst Pepping.