Kreis Pinneberg. Das Johann-Rist-Gymnasium sammelt für die Ukraine – mehr als 1000 Pakete kamen schon zusammen. Wo Sie Sach- und Geldspenden tätigen können.

Die drei Kastenwagen vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) sind binnen weniger Minuten befüllt. Sie zischen ab, sollen die Pakete voller Hilfsgüter von Decken bis Toilettenpapier in einen Lkw umladen, der sie in die Grenzregion Polen/Ukraine bringt. Dann kommen die leeren ASB-Autos zurück, und die Schüler des Johann-Rist-Gymnasiums beladen sie erneut. Mehr als 1000 Spendenpakete stapeln sich nämlich in der Schule. Sie wurden mithilfe von Mundpropaganda, Hinweisen auf der Schulhomepage und einem Elternbrief gesammelt.

Der 17-jährige Schüler Julian Palapies hat bei der Aktion einen der Hüte auf. „Schon heute früh um 7.30 Uhr hatten wir hier keinen Platz mehr – alles voller Kartons! Ist ‘ne gute Frage, ob das alles in den 40-Tonner passt“, sagt er stolz. Wie Schulleiter Dr. Bertram Rohde berichtet, kann jeder, der helfen möchte, Sachspenden im Gymnasium abgeben. Um Logistik und Transport kümmern sich die Schüler und der ASB, der das Gymnasium bei der Spendenaktion unterstützt. Auf der Webseite der Schule, unter jrg-wedel.de, lasse sich einsehen, welche Artikel gerade benötigt würden. In der nächsten Woche etwa Medikamente.

Die Idee zur Aktion, die erst Anfang der Woche geboren wurde, hatten Natalya und Michael Ohler. Sie sind Eltern einer Schülerin des Gymnasiums. Natalya Ohler hat selbst ukrainische Wurzeln. Teile ihrer Familie sind derzeit nahe Charkiw eingekesselt. Wenn sie nicht gerade bei der Sammelaktion im Johann-Rist-Gymnasium hilft, versucht sie, die Flucht ihrer Familie zu organisieren.

Große Hilfsbereitschaft bei Lehrern, Schülern und Eltern

Schulleiter Rohde betont, dass das Spendensammeln nicht nur den Menschen in der Ukraine zugute kommt: „Die Schüler sind natürlich auch sehr betroffen. Deshalb sind wir froh, dass wir helfen können. Auf diese Weise können wir aus Betroffenen Beteiligte machen.“ Er sei begeistert von der überbordenden Hilfsbereitschaft, die er unter Schülern, Eltern und Lehrern wahrnimmt.

Die ukrainischstämmige Natalya Ohler hat einen Tipp für alle, die keine Sachspenden in das Johann-Rist-Gymnasium bringen, aber trotzdem helfen möchten. Sie sollten ihr zufolge am besten an den Deutsch-Ukrainischen Verein „Blau-Gelbes Kreuz“ spenden. Er stehe direkt mit der ukrainischen Regierung in Verbindung und sorge dafür, dass das Geld sicher sowie an der richtigen Stelle ankommt. Auf der Webseite bgk-verein.de werden Geldspenden angenommen. Zudem kann Wohnraum für Geflüchtete vermittelt werden.

Neben der Sammelaktion im Johann-Rist-Gymnasium gibt es zahlreiche Privat-Transporte, die Sachspenden nach Polen oder in die Ukraine bringen. Reza Youssoffi aus Bilsen fuhr am Mittwoch mit einem Lkw nach Posen. Er berichtet, dass in den Lagerhallen dort noch Platz sei und die Menschen die Sachspenden brauchen. Spendenaufrufe wie seiner werden zum Teil auf Facebook veröffentlicht, in Gruppen wie „Kreis Pinneberg – Aktuell“ oder „PINNEBERGerLEBEN“.

Zuletzt sammelte die katholische Kirche zusammen mit der „Polnischen Mission Neumünster-Itzehoe“ am Donnerstag an St. Michael. Mitorganisatorin Sofie Slowikow rechnet mit einer weiteren Sammelaktion in der nächsten oder übernächsten Woche. Benötigt werden haltbare Lebensmittel (Reis, Nudeln, Konserven, Milchpulver), Hygieneartikel (Windeln, Feuchttücher, Duschgel, Zahnbürsten/-pasta), Medizinprodukte (Verbandsmaterial, Desinfektionsmittel, Schmerzmittel, Kinder-Hustensaft), Decken, Schlafsäcke, Batterien, Taschenlampen und Feuerzeuge. Kleidung soll nicht gespendet werden.

Die Geflüchteten brauchen ein Dach über dem Kopf

Der DRK-Kreisverband Pinneberg wiederum nimmt keine Sachspenden an und rät dazu, Geld zu spenden. Auch der DRK-Bundesverband bittet um Geldspenden. In der gegenwärtigen Lage sei dies die beste und wirkungsvollste Art, um die humanitäre Hilfe im Ausland zu unterstützen, teilte DRK-Generalsekretär Christian Reuter mit. Die anderen großen Hilfsorganisationen (AWO, Diakonie, Caritas etc.) bevorzugen ebenfalls Geldspenden.

Neben Geld- und Sachspenden brauchen die Geflüchteten auch ein Dach über dem Kopf. Wer ein Bett oder Zimmer bereitstellen möchte, kann sich unter unterkunft-ukraine.de informieren und dafür anmelden. Die Gemeinde Halstenbek hat bereits alle Vermieter aufgefordert, zur Verfügung stehenden Wohnraum an die Verwaltungsmitarbeiterin Dagmar Klinck unter Telefon 04101/49 11 82 zu melden. Aktuell sind in den gemeindeeigenen Unterkünften nur wenige Plätze frei. Adham Shaanan, Halstenbeks Integrationsbeauftragter und Flüchtlingskoordinator, berät, unterstützt und vermittelt zwischen Hilfesuchenden und Unterstützern. Er ist unter 04101/49 11 22 erreichbar.

Der Verein „Der Norden hilft“ mit seiner Kinderkleiderkammer in der Stadt Barmstedt bietet aus der Ukraine geflüchteten Familien Baby- und Kindersachen, Spielzeug sowie Kinderwagen an. Um den Flüchtlingen künftig auch Lebensmittel- und Drogeriegutscheine anbieten zu können, bittet der Verein ebenfalls um Geldspenden.

Die Bankverbindung des Vereins lautet DE90 2219 1405 0045 6666 10.