Pinneberg. Wegen Rempeleien auf der Tanzfläche entstand ein Streit, der beinahe tödliche Folgen hatte. Landgericht hat zehn Prozesstage angesetzt.

Fünf Angeklagte, acht Verteidiger, zwei Nebenkläger und eine Opferanwältin: Vor der Jugendkammer des Landgerichts Itzehoe, die mit fünf Richtern besetzt ist, hat am Mittwoch ein weiteres Mammutverfahren begonnen. Es geht um die Messerattacke vor der Xtip Sportsbar am Pinneberger Rübekamp vom 26. Dezember 2021.

In diesem Zusammenhang werden Ali A. (48) und seinem Sohn Alkan A. (19) versuchter Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen. Lauran T. (26), Eyüp Ü. (26) und Arda K. (21) müssen sich wegen einer gemeinschaftlich begangenen gefährlichen Körperverletzung verantworten.

Landgericht Itzehoe: Zehn Verhandlungstage sind angesetzt

Am ersten von zehn angesetzten Verhandlungstagen nahmen drei der fünf Männer auf der Anklagebank zu den Vorwürfen Stellung, darunter die Hauptangeklagten. Ali A., der am 8. Februar festgenommen worden war und seitdem in U-Haft sitzt, ließ seine Erklärung durch Verteidiger Klaus Hüser verlesen. Demnach sollte am Abend des zweiten Weihnachtstages der Geburtstag des Mitangeklagten Lauran T. in der Sportsbar gefeiert werden.

Dort sei es zu einem Streit mit einer Gruppe gekommen, die am Nachbartisch saß. Dabei habe sich vor allem das spätere Hauptopfer Firat A. (33) hervorgetan. Dieser sei „angetrunken und hochaggressiv“ gewesen und habe zwei Angeklagte auf der Tanzfläche mehrfach angerempelt.

Zunächst wurde der Streit nur verbal ausgetragen

Die daraus resultierende Auseinandersetzung sei vor der Sportsbar ausgetragen worden, jedoch nur verbal erfolgt. Wenig später soll sich der Bruder von Firat A. für dessen Verhalten entschuldigt haben. Der habe kurz danach jedoch einen der Angeklagten gepackt, sich mit ihm in einer Toilette eingeschlossen und ihn mit einem Messer bedroht.

Darauf, so Ali A., habe man den Barbesuch abbrechen wollen. Vor der Tür sei jedoch eine Schlägerei von 10 bis 15 Personen im Gange gewesen, darunter Firat A., sein Bruder sowie Personen aus der Gruppe der Angeklagten.

Er habe plötzlich Firat A. gegenübergestanden und einen Ruf vernommen, dass der ein Messer in der Hand habe. Daraufhin, so Ali A., habe er zu seinem Taschenmesser mit einer Klingenlänge von fünf Zentimetern gegriffen und dieses Firat A. zwei Mal in den Oberkörper gestoßen. Auch wenn in der Anklageschrift von drei Stichen in den Oberkörper die Rede sei, könne er sich nur an zwei erinnern. „Ich wollte ihn ganz bestimmt nicht töten.“ Er habe nicht den Eindruck gehabt, dass die Stiche irgendeine Wirkung bei Firat A. gezeigt hätten.

Messerstiche verletzten die Lunge des Opfers

Tatsächlich öffnete einer der Stiche die Lunge des Opfers und führte zu einem Pneumothorax, also zu Luft in der Lunge. Sein Überleben verdankt Firat A. nur einer sofortigen Notoperation.

Alkan A. sagte persönlich aus, schilderte einen Großteil der Streitigkeiten ähnlich wie sein Vater es getan hatte. Zum Ende hin habe er seinen Vater direkt vor Firat A. stehen sehen und Angst um ihn gehabt, weil der Kontrahent ja ein Messer haben sollte. Daraufhin, so Alkan A., habe er sein Taschenmesser gezogen und Firat A. einmal in die Seite gestochen. „Ich habe Daumen und Zeigefinger um die Klinge gelegt, damit der Stich nicht so tief eindringt. Ich wollte ihn nicht töten.“ Sein Messer und das seines Vaters habe er auf der Flucht in die Pinnau geworfen.

Lauran T. gab in seiner Einlassung zu, den Bruder des Opfers zu Boden geschubst zu haben – aus Notwehr. Der Prozess ist bis zum 13. Oktober angesetzt. Ob das Verfahren durch eine Verständigung abgekürzt werden kann, war am Nachmittag Gegenstand eines Rechtsgesprächs.