Kreis Pinneberg. Das Ausbildungsjahr hat am 1. August begonnen. Warum es in vielen Bereichen im Kreis Pinneberg noch freie Plätze gibt.

Der 1. August gilt traditionell als Ausbildungsstart in Betrieben, bei Behörden und in Verwaltungen. Für viele junge Leute hat auch im Kreis Pinneberg die Lehrzeit begonnen. Und dennoch sind Klagen über einen Azubi-Mangel allgegenwärtig. Laut der Arbeitsagentur Elmshorn blieben zum Ausbildungsstart noch viele Ausbildungsplätze frei.

Ausbildung: Junge Leute im Kreis Pinneberg starten ins Arbeitsleben

Nicht so bei den Stadtwerken in Elmshorn. Sechs Auszubildende werden hier ab sofort ihre Ausbildung beginnen und werden kaufmännisch oder technisch ausgebildet. Auch der Kreis Pinneberg bildet jedes Jahr Nachwuchskräfte für den Verwaltungsbereich aus, die während theoretischer und praktischer Ausbildungsphasen auf heutige und zukünftige Herausforderungen vorbereitet werden. Zehn junge Menschen sind Anfang August in ihre Ausbildung gestartet. Sechs von ihnen machen eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten, vier haben ein duales Studium Bachelor Of Arts and Public Administration begonnen. Zwei Studienplätze konnten in diesem Jahr nicht besetzt werden. „Es konnten keine geeigneten Bewerber gefunden werden“, teilt der Kreis mit.

Auf 307 Ausbildungssuchende kamen zum Stichtag 1. August noch 641 freie Ausbildungsplätze. In der Praxis passen jedoch die Berufswünsche und die vorhandene Mobilität der Jugendlichen nicht immer mit dem Ausbildungsangebot und den Erwartungen der Unternehmen zusammen, teilt die Arbeitsagentur dazu mit.

Ausbildung: In welchen Bereich es noch freie Lehrstellen gibt

Für Ausbildungen in der Informatik, in Werbung und Marketing oder als Immobilienkaufmann/-frau gibt es mehr Bewerbungen als Ausbildungsstellen. Diese Ausbildungen sind sehr beliebt und die Bewerbungsverfahren für dieses Jahr sind meist abgeschlossen. Wer sich hingegen für eine Ausbildung in Hotel und Gastronomie, im Einzelhandel, als Anlagenmechaniker (Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik) oder Elektroniker interessiert, hat beste Chancen. Es sind zum Teil Berufe, in denen schon heute ein eklatanter Fachkräftemangel herrscht und in denen Berufsnachwuchs dringend benötigt wird, um in den nächsten Jahren die Energiewende bewältigen zu können.

Auch auf der neuen Webplattform Ausbildung.de sind im Kreis noch viele Ausbildungsplätze zu finden. Offenbar sitzengeblieben auf ihren Ausbildungsplätzen sind beispielsweise die Elmshorner und Pinneberger Edeka-Märkte oder die Rewe Markt GmbH, die Ausbildungen zum Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk anbieten. Auch Holz Junge an der Julius-Leber-Straße in Elmshorn sucht Azubis.

Ausbildung: Viele Chancen für Kurzentschlossene

„Es ist noch viel Dynamik im Ausbildungsmarkt“, sagt Ingo Andreä, Führungsberater der Elmshorner Arbeitsagentur. „Die Chancen stehen gut, auch jetzt noch etwas zu finden, weil so viele Firmen Ausbildungsstellen gemeldet haben.“ Deshalb sei auch mit dem Stichtag nicht alles vorbei. Bis in den Herbst hinein könne man noch eine Ausbildung aufnehmen, in Ausnahmefällen auch später. „Nicht alle, die einen Ausbildungsvertrag unterschrieben haben, treten die Stelle auch an. So werden für Jugendliche oder Abbrecher, die sich umorientieren wollen, immer wieder neue Möglichkeiten frei“, ergänzt Andreä.

Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit unterstützt und hilft spätentschlossenen Jugendlichen weiter, sei es bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle oder einer Alternative zur Überbrückung. Der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur steht im Austausch mit den Firmen und Betrieben, die Azubis suchen und vermittelt gezielt die Ausbildungsstellen – auch Last-Minute.

Fielmann bildet Augenoptiker und Hörakustiker aus

Auch bei der Fielmann AG ist es noch möglich, sich bis Oktober für das laufende Jahr zu bewerben. Denn „es habe sich in den vergangenen Jahren der Trend verstärkt, dass sich die Schülerinnen und Schüler immer später um einen Ausbildungsplatz bewerben“, begründet Alexa Hentschel aus der Teamleitung Kommunikation des Hauses diese Terminverlängerung. Wer in Wedel oder Pinneberg Augenoptiker werden will oder sich für Hörakustik in Elmshorn und Wedel begeistern kann, hat beste Chancen.

„Für unsere Ausbildungsplätze in den Niederlassungen Pinneberg, Wedel und Elmshorn haben wir rund 50 Bewerbungen erhalten. Vier davon haben ihre Ausbildung in der Augenoptik begonnen, einen Ausbildungsplatz haben wir in der Hörakustik vergeben. Bis jetzt hat Fielmann bundesweit in der Augenoptik und Hörakustik rund 1300 Auszubildende eingestellt“, erklärt Hentschel.

Mit nur fünf Prozent aller augenoptischen Fachgeschäfte bildet Fielmann in Deutschland mehr als 40 Prozent des Nachwuchses in der Augenoptik aus. Insgesamt lernen 3500 Azubis dort ihr Handwerk. „Aber auch wir sind als größter Ausbilder der Branche vom Fachkräftemangel betroffen“, sagt Hentschel.

Ausbildungszahlen haben sich laut IHK stabilisiert

Es gibt aber auch eine positive Entwicklung, denn die Gesamtzahl der neuen Ausbildungsverträge ist leicht gestiegen. Zum Ausbildungsstart hätten sich wieder mehr junge Menschen in Schleswig-Holstein für eine duale Ausbildung entschieden, teilt die Industrie- und Handelskammer (IHK) mit. So haben die IHK in Flensburg, Kiel und Lübeck zum Ausbildungsstart 7220 neue Lehrverträge eingetragen und damit 115 mehr als vor einem Jahr.

„Dass sich die Ausbildungszahlen stabilisieren, ist eine Entwicklung, die uns Mut macht“, sagt der Präsident der IHK Schleswig-Holstein, Hagen Goldbeck. Er sei zuversichtlich, dass in den Sommermonaten landesweit noch weitere Ausbildungsverträge hinzukommen. Die IHK macht gleichzeitig darauf aufmerksam, dass ein Ausbildungsbeginn auch noch zum 1. September oder später möglich und individuell vereinbar ist.

Mit dem leichten Plus zum Vorjahr ist das Vor-Corona-Niveau längst nicht erreicht: 2019 waren es in Industrie, Handel und Dienstleistung 8794 Lehrverträge. Der starke Rückgang nach Pandemie-Beginn hat wesentlich damit zu tun, dass die Berufsorientierung an den Schulen unter den Corona-Bedingungen weggebrochen ist, mit Betriebspraktika und Ausbildungsmessen sind auch wichtige berufliche Orientierungshilfen weggefallen.