Hetlingen. Hetlinger Bürger hatten das Lokal „Op de Deel“ gerettet und einen Betreiber gefunden. Warum der jetzt schon wieder aufgibt.
Die Hetlinger Dorfkneipe muss wieder einmal gerettet werden. Die 14 Bürger, die sich 2018 zusammengetan hatten, um das „Op de Deel“ vor dem Abriss zu bewahren, suchen einen neuen Betreiber. Gastronom Andreas Sparwirth will sich zermürbt von Corona zurückziehen. Er hat jedoch zugesichert, den Dorfmittelpunkt weiterzuführen, bis ein neuer Betreiber gefunden worden ist. „Es ist nach wie vor unser Ziel, das ‘Op de Deel’ für Hetlingen zu erhalten“, sagt Hartmut Pieper, Vorstand der Besitzer-GbR.
Kreis Pinneberg: Hetlinger Dorfkneipe braucht neuen Wirt
Am 1. November 2019 hatte Sparwirth das „Op de Deel“ eröffnet. Die Freude der Hetlinger war groß, dass sie wieder eine richtige Dorfkneipe hatten, in der sie auch essen konnten. Der Betreiber zeigte sich tatendurstig. Sparwirth, Jahrgang 1959, wollte sich einen Jugendtraum erfüllen. Einst musste er sich entscheiden zwischen einer Koch- und einer Banklehre. Er wählte die Bank, doch die Gastronomie ließ ihn nicht los. Als Projekt der letzten Arbeitsjahre war die Dorfkneipe geplant. „Das war sein ,Wunschkind‘“, so Pieper.
Doch Corona durchkreuzte – wie bei so vielen Gastronomen – alle Pläne des Betreibers. Wegen der unsicheren Zukunft und um Einnahmen zu erzielen, kündigte Sparwirth seinen ersten Job nicht. „Die Doppelbelastung war dann zu viel“, sagt Mit-Besitzer Matthias Strauch, der den nach wie vor guten und freundschaftlichen Kontakt mit dem Wirt betont.
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Hetlinger Kneip wurde erst vor Kurzem ausgebaut
„Am Wochenende war das ‘Op de Deel’ immer voll. Und es wurde richtig gefeiert, bis in den frühen Morgen“, weiß Strauch zu berichten. Pieper betont, dass alles neu sei in der Kneipe. Der Wirt habe noch einige Dinge nach seinen Vorstellungen eingebaut. Vor kurzem sei noch eine große Markise für die Terrasse vor dem Lokal eingebaut worden. So sind die Gäste vor plötzlichen Regengüssen geschützt und abends können die Gäste länger draußen sitzen.
Das „Op de Deel“ hat eine wechselvolle Geschichte mit Höhe- und Tiefpunkten, bevor es von den Hetlinger Bürgern übernommen worden war. Strauch ist besonders eine griechische Familie in positiver Erinnerung geblieben. „Da lief es richtig gut. Die Gaststätte wurde als Familienbetrieb geführt“, sagt er. So etwas Ähnliches könnte er sich vorstellen. Es sei jedoch keine Bedingung. Einzelne Gastronomen seien genauso willkommen.
Kreis Pinneberg: Was der neue Wirt mitbringen sollte
„Der neue Betreiber sollte für das Dörfliche empfänglich sein“, so Pieper – und natürlich Essen und Trinken für die Hetlinger und Auswärtige bieten. „Die Anbindung an das Naherholungsgebiet an der Elbe ist optimal“, so Pieper. Es gebe ausreichend Parkmöglichkeiten. Nur Werbung müsste gemacht werden. Und das derzeitige Personal würde gern weiter in dem Lokal an der Schulstraße arbeiten.
„Das Konzept muss uns überzeugen“, sagt Pieper. Eine Stammkundschaft kann der oder die Neue schon erwarten. „Es ist doch klar, dass die 14 Eigentümer hier essen und ihre Feiern abhalten“, sagt Strauch.
Stirbt die Kneipe, stirbt das Dorf: Diese, aus vielen Kommunen, bekannte Entwicklung soll sich in Hetlingen nicht wiederholen. 14 Bürger schlossen sich 2018 zusammen, gründeten eine GbR, kauften das um 1850 entstandene Gebäude und retteten es so vor dem Abriss. Pläne für ein Neubauprojekt soll es bereits gegeben haben. Die unterschiedlichen Fähigkeiten der Eigentümer – „vom Banker bis zum Dachdecker“, so Pieper – wurden bei den Arbeiten eingesetzt. Einiges konnte in Selbsthilfe abgearbeitet werden.
Kreis Pinneberg: Hetlinger Bürger retten „ihre“ Dorfkneipe
Immer sonnabends wurde gemeinsam angepackt. So entwickelte sich das ohnehin schon ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl noch weiter. GbR-Mitglieder im Ruhestand arbeiteten auch unter der Woche. Ehefrauen der Anteilseigner ließen es sich nicht nehmen, mit anzupacken. Das Motto: Modernisieren und doch den Charme des historischen Gebäudes erhalten.
Es entstand eine schmucke Gaststätte mit 200 Quadratmeter Innenfläche. Es haben 50 Personen plus 14 Personen in einem separaten Raum Platz. Auf der Terrasse können 30 Personen sitzen. Mit der anvisierten Investitionssumme von einer halben Millionen Euro war die GbR ausgekommen.
„Wir machen es nicht, um Geld zu verdienen“, so Strauch. Wenn ein Betreiber Interesse an einem Kauf hätte, könnte man darüber reden. Teil der Immobilie sind noch zwei vermietete Wohnungen. „Wir kleben nicht an unseren Anteilen“, sagt er. Das „Op de Deel“ hat momentan Betriebsferien. Sparwirth macht Urlaub. Er war für eine telefonische Stellungnahme nicht erreichbar. Ab 12. August ist die Kneipe wieder geöffnet. Wer sich bei Interesse an die Besitzer wenden will, ruft Holger Martinsteg unter 0174/565 90 49 an.