Haseldorf/Pinneberg. Die Pinneberger Benjamin Gadow und Madeleine Winkler wollen frischen Wind in das alte Haus bringen. Das sind ihre Pläne.
Der Haseldorfer Hof, der seit der Corona-Pandemie leer stand, hat neue Pächter gefunden. Das bestätigt der Immobilienvermieter Helmut Ehlers, der die Traditionsgaststätte mit dem Haseldorfer Karosseriebauer Stefan Nickels gekauft hatte, um sie vor dem Verfall zu retten. Das ist jetzt offenbar gelungen: „Wir sind überglücklich, dass es hingehauen hat“, sagt Ehlers, bei dem sich diverse Interessenten gemeldet hatten.
Die Glücklichen, die das Landgasthaus jetzt gepachtet haben, sind Benjamin Gadow und Madeleine Winkler, zwei erfahrene Gastronomen, die in Pinneberg im Jahr 2019 im Gebäude der ehemaligen Kultkneipe Marktgraf an der Friedrich-Ebert-Straße ihr Lokal Frau Miller eröffnet hatten. Gadow betreibt im Quellental außerdem seit 2017 die Begas-Bar als Sportsbar und Kneipe. „Darin hab ich schon gejobbt, als sie noch No Name hieß und meinem Vater gehört hat“, erzählt er.
Gasthof in Haseldorf erhält neuen Namen
Sein Wunschtermin für den Start in Haseldorf ist der August. Aber vorerst muss er eine neue Konzession beantragen, einen Koch und Servicekräfte finden, eine neue Schankanlage installieren, malern und dem Inventar im Landhausstil behutsam einen moderneren Anstrich verpassen. „Wenn man hier reinkommt, ist die Zeit stehen geblieben“, findet der 37-Jährige. Viel sei aber nicht zu tun in dem Lokal, wo alles hochwertig eingerichtet worden ist.
Seinen künftigen Gasthof wollte er zunächst weiter „Haseldorfer Hof“ nenne, aber dann haben er und seine Freundin es sich anders überlegt. Es soll Frau Miller heißen. Wie das Lokal in Pinneberg. Der Name entstammt einer Figur aus Schillers Stück „Kabale und Liebe“ – ein deutsch-amerikanischer Name, und deutsch-amerikanisch ist auch die Küche, für die Frau Miller steht.
Das steht im Haseldorfer Gasthof auf der Speisekarte
Haseldorf – da ist er öfter mit seiner Freundin spazieren gegangen. „Ich finde es schade, dass die Landgasthöfe aussterben“, sagt er. Nicht hier: Ebenso wie bei Pinnebergs Frau Miller wird in Haseldorf alles, was aus der Küche kommt, selbst gemacht – ergänzt durch saisonale Leckereien wie Spargel, Grünkohl oder Gänsekeule. Neben den bewährten Klassikern wie Bratkartoffeln und Schnitzel wollen sie auch Burger anbieten.
Frau Miller jedenfalls wirbt mit dem „besten und außergewöhnlichsten Burger in Pinneberg“ mit „Beef, Hähnchen oder vegetarischem Patty“, für die sie einen Frau Miller Webshop nebst Lieferservice eingerichtet haben. Außerdem wird bei Frau Miller Wiener Schnitzel gebraten, Holzfällersteak oder Currywurst, die Ofenkartoffeln werden mit Matjes, Schmorgemüse oder Lachs gefüllt, es gibt Pinneberger Pannfisch und ein klassisches Salatangebot.
Haseldorfer Hof soll gerne wieder Sorfzentrum werden
Alles sehr solide. Damit haben Madeleine Winkler und er Frau Miller erfolgreich durch die Pandemie manövriert. „Ich glaube, um ein neues Projekt zu starten, ist nie der richtige Zeitpunkt. Entweder man hat den Mut – oder eben nicht“, sagt Benjamin Gadow. „Wir freuen uns sehr. Denn wir haben das alles fürs Dorf gemacht“, sagt Helmut Ehlers.
Der Haseldorfer Hof ist viele Jahrzehnte älter als das Haus von Frau Miller und bildet eine Art inoffizielles Dorfzentrum. Das darf er auch gern wieder werden, wünscht sich Gadow. Früher, als er noch Schinkenkrug hieß, kamen die Bauern vom Feld dorthin, um am Abend noch zusammen einen Schnaps zu kippen oder nebenan im großen Tanzsaal auf dem geduldigen Parkett zu tanzen. Das taten sie auch noch, als er Haseldorfer Hof hieß.
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Haseldorfer Hof: 2019 wurden hier noch viele Hochzeiten gefeirt
Noch 2019 wurden 63 Hochzeiten im Hof gefeiert. Die neuen Pächter könnten theoretisch gleich wieder aufmachen: Die Edelstahlküche ist geräumig, es gibt intakte Kühlräume, Geschirr, Töpfe, Pfannen – alles da. Der Festsaal mit Musikanlage und Beamerleinwand wartet auf tanzwütige Gäste, nur das Parkett muss ein bisschen repariert werden. Die 800 Jahre alte St.-Gabriels-Kirche und der Gasthof – sie waren mehr als hundert Jahre lang eine Art Einheit.
Nachdem sich das Besitzer-Ehepaar, Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden und seine Frau, getrennt hatte und einige ihrer Immobilien den Besitzer gewechselt haben, nehmen die Dinge jetzt eine für Haseldorf erfreuliche Wende. Denn auch das an der Hauptstraßenecke liegende Landhaus Holst mit geschmackvollen französischen und englischen Wohn-Accessoires hat wieder aufgemacht. Dann dampfen nicht nur in Haseldorfs Frau Miller die Bratkartoffeln.