Helgoland. Etwa 80 Parzellen stehen auf dem Oberland, manche direkt am Klippenrand. Welche ungewöhnlichen Pflanzen hier wachsen.

Diese Kleingärten sind in Deutschland wohl einzigartig. „Einen schöneren Ausblick kann man beim Gärtnern nicht haben“, sagt Kai Lange. Er ist der erste Vorsitzende des Kleingartenvereins Helgoland. 60 Meter über dem Meeresspiegel blicken die Laubenpieper hinaus auf Nordsee und Düne. Hinter der Vogelwarte, am Klippenrand der Ostseite gelegen, bieten die Gärten nicht nur traumhafte Aus- , sondern neugierigen Besuchern auch schöne Einblicke.

Nordsee: Wein und Kohl von der Helgoländer Klippe

Die schauen gern mal über den Gartenzaun, was hier so wächst und gedeiht. Und das ist auf der Insel ähnlich wie auf dem Festland: Da reihen Erdbeeren, Möhren und Lauch nebeneinander und ranken Tomaten und Bohnen empor. Das Klima ist mild und die Sommer nicht zu heiß, gut fürs Gemüse.

Der Boden ist schwer und muss mit Sand aufgelockert werden. „Gut für Kartoffeln und Kohl“, so Lange. Eine Besonderheit ist der Helgoländer Klippenkohl, eine Urform des Kohls, die nur auf der Insel vorkommt. Auch Wein wurde schon angebaut. Immerhin 15 Flaschen des guten Tropfens konnte der Gartenbesitzer im Jahr abfüllen. Nachgefragt war auch der Honig aus eigener Herstellung. Beides gehört allerdings der Vergangenheit an.

Etwa 80 Parzellen und 160 Mitglieder zählt der Kleingartenverein Helgoland. „In den vergangenen Jahren sind vermehrt junge Familien beigetreten“, sagt Lange. Die Zeiten, wo Schrebergärten als spießig galten, sind vorbei. Wer einen der begehrten Gärten haben möchte, muss auf Helgoland seinen Hauptwohnsitz haben. „Uns ist wichtig, dass sich auch Familien und Menschen mit geringem Einkommen einen Garten leisten können“, sagt er. 15 Euro im Jahr kostet die Mitgliedschaft im Verein. Der pachtet die Flächen von der Gemeinde und der Kirche und gibt das Land kostenlos an die Gärtner weiter. Viele Gärten bleiben allerdings in den Familien, werden an die nächsten Generationen weitergegeben. Nur wenn jemand auf das Festland zieht, wird etwas frei.

Helgoländer Kleingärtner ackern direkt an den Klippen

Der Verein trifft sich zum Grünkohlessen, veranstaltet das ein oder andere Fest und hat vor Corona regelmäßig am Tag der offenen Gartenpforte für Besucher geöffnet. „Das Gesellige gehört dazu“, sagt Lange. Auch mit der benachbarten Vogelwarte hält man engen Kontakt und hilft sich gegenseitig.

80 bis 100 Quadratmeter sind die Parzellen groß. „Früher haben die Helgoländer von dem gelebt, was sie angebaut haben“, sagt Lange. Damals seien die Gärten 300 bis 400 Quadratmeter groß gewesen. „Jetzt ist es mehr Hobby.“ Nach der Bombardierung mussten die ersten Helgoländer bei der Wiederbesiedlung das Land erstmal von Bombensplittern befreien und es wieder urbar machen.

Auch der eine oder andere berühmte Besucher wandelte schon durch die Beete. Der damalige Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, selbst leidenschaftlicher Gärtner, schaute bei einem Besuch auf der Insel vorbei. Und der ehemalige Bundespräsident Richard Karl Freiherr von Weizsäcker freute sich über Kartoffeln aus den Helgoländer Gärten.