Helgoland. Der Helgoländer Autor begeistert Kinder mit seinen Büchern. Sonderausstellung im Museum auf der Barmstedter Schlossinsel.

Er war ein begnadeter Geschichtenerzähler. Ein Reimkünstler ganz besonderer Güte, einfach ein fabelhafter Fabulierer. Mit „Henriette Bimmelbahn“, „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ und „Der Leuchtturm auf den Hummerklippen“ hat er sich in unzählige Kinderherzen auf der ganzen Welt geschrieben. Titel wie „Mein Urgroßvater und ich“ und „Der Sängerkrieg der Heidehasen“ zählen ebenso dazu wie „James’ Tierleben“. Mit seinen Büchern und Gedichten steht James Krüss in einer Reihe mit Erich Kästner und Michael Ende und gehört zu den renommiertesten Kinder- und Jugendbuchautoren Deutschlands.

Krüss ist auch in Zeiten neuer Medien angesagt. Auf dem Helgoländer Museumshof etwa steht in zwei nachgebauten Hummerbuden ein kleines James-Krüss-Museum, das „ganz hervorragend angenommen wird“, sagt Jörg Andres, der Leiter des Museums Helgoland. Oft sind es Kinder und Jugendliche aus der nahen Jugendherberge, die sich in die Bücher vertiefen, an der Hörstation den Krüss-Texten lauschen und danach auf dem Museumshof toben. Besonders beeindruckt Andres, wenn jemand aus den Büchern von Krüss vorliest, die Kinder auf dem Fußboden liegen, zuhören „und die Realität vergessen“. Da stehe dann manch Erwachsener dabei und lausche andächtig.

Helgoland: James Krüss ist Namensgeber für viele Schulen

Wie aktuell Krüss und seine Texte sind, ist demnächst auch im Museum der Grafschaft Rantzau Barmstedt zu erfahren. Dort werden Leben und Werk des Schriftstellers vom 27. August bis 15. Januar unter dem Motto „James Krüss und seine glücklichen Inseln“ mit einer Sonderausstellung gewürdigt. Der Ort der Ausstellung, die eingebettet ist in die Veranstaltungsreihe „Helgoländer Geschichte(n) – Eine Insel im Wandel 2022“, ist passend ausgewählt: 1981 wurde die Barmstedter Grundschule am Heederbrook nach James Krüss benannt. Er ließ es sich nicht nehmen, der Schule im Jahr 1983 einen Besuch abzustatten. Die Ausstellung im Museum auf der Schlossinsel wird daher von einem bunten Programm begleitet, an dem sich die Barmstedter James-Krüss-Schule beteiligt.

Sie ist nicht die einzige Schule, die den Namen des berühmten Kinder- und Jugendbuchautoren trägt. James-Krüss-Schulen gibt es in Berlin, Potsdam, Köln, Saarlouis, Mönchengladbach, Gilching, Herne – und natürlich auf Helgoland. Auch Straßenschilder tragen seinen Namen, unter anderem in der Stadt Uetersen.

Insel Helgoland ist Geburtsort von James Krüss

James Krüss (1926-1997) gehört noch heute zu den erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautoren deutscher Sprache.
James Krüss (1926-1997) gehört noch heute zu den erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautoren deutscher Sprache. © epd | James Krüss Erben

Das Licht der Welt erblickte James Krüss am 31. Mai 1926 auf der Nordseeinsel Helgoland, wo er auch aufwuchs. Eine Zeit, die ihn prägte und später als Schriftsteller inspirierte. 1941 wurde Krüss wie andere Helgoländer Kinder zum Schutz vor alliierten Bombenangriffen aufs Festland verschickt.

Nach Abschluss der Mittelschule besuchte er eine Lehrerbildungsanstalt und meldete sich 1944 freiwillig zur Luftwaffe. In seinem autobiografischen Roman „Der Harmlos“ – neben „Rückkehr aus dem Kriege“ und „Der goldene Faden“ eines seiner drei Bücher für Erwachsene – hat sich Krüss später selbst als zunächst überzeugten Nationalsozialisten dargestellt, der sich aber nach Kriegsende von diesen Überzeugungen abwandte. Eine Rückkehr nach Helgoland war 1945 nicht möglich, da die Insel der britischen Luftwaffe als Bombenübungsziel diente.

James Krüss schrieb 1953 sein erstes Buch „Hanselmann reist um die Welt”

Krüss beendete 1948 seine Lehrerausbildung, war aber nie in diesem Beruf tätig. Im selben Jahr zog er nach Wentorf bei Hamburg und gründete die Zeitschrift „Helgoland“, in erster Linie für die von der Insel evakuierten Einwohner. 1949 siedelte Krüss um in die Nähe von München, lernte unter anderem Erich Kästner kennen, schrieb Beiträge für Rundfunk und Zeitschriften und bereitete die Veröffentlichung seiner ersten Werke vor.

Das kleine James-Krüss-Museum auf Helgoland.
Das kleine James-Krüss-Museum auf Helgoland. © dpa | Marika Richters

Im Jahr 1953 erschien sein erstes Bilderbuch „Hanselmann reist um die Welt”, 1956 der erste Erzählband „Der Leuchtturm auf den Hummerklippen“ – der erste von vielen folgenden. Er gelangte gleich auf die Auswahlliste für den Deutschen Jugendbuchpreis. Als James Krüss mit seinem Buch „Mein Urgroßvater und ich“ dann 1960 den Preis gewann, bedeutete dies den Durchbruch. Diverse Buchveröffentlichungen, Lesungen, Fernsehsendungen und Preisverleihungen folgten und sorgten für große Popularität.

Insgesamt umfasst die Bibliografie von James Krüss mehr als 40 Bilder- sowie Kinder- und Jugendbücher. Übersetzt wurden seine Werke in mehr als 30 Sprachen, darunter Russisch, Chinesisch und Japanisch. Viele Werke wurden auch als Hörbücher und Hörspiele verarbeitet. Künstler wie Uwe Friedrichsen, Hans Clarin, Desiree Nosbusch und Anke Engelke übernahmen dabei Sprechrollen.

James Krüss erhielt viele nationale und internationale Preise

Für seine Publikationen wurde James Krüss mit mehreren nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, 1986 bekam er die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatinsel verliehen, mit der sein schriftstellerisches Schaffen, aber auch sein Eintreten für die Wiederbesiedlung Helgolands nach dem Krieg, die er in vielen Ausgaben der von ihm mitherausgegebenen Zeitschrift „Helgoland“ forderte, honoriert wurde. 1996 dann, ein Jahr vor seinem Tod, wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.

Seit 1966 lebte James Krüss auf Gran Canaria, wo er mit seinem Lebensgefährten wohnte. Er unternahm ausgedehnte Reisen und kam zu Lesungen, Messen, Preisverleihungen und ähnlichen Veranstaltungen oft nach Deutschland. Sein schlechter Gesundheitszustand zwang ihn in seinen letzten Lebensjahren zu mehr Ruhe. James Krüss starb 1997 in seiner Wahlheimat Gran Canaria, bestattet wurde er vor seiner Heimatinsel Helgoland auf hoher See. In wenigen Tagen, am 2. August, jährt sich James Krüss‘ Todestag zum 25. Mal. Sein Kommentar dazu läge auf der Hand: „Haltet die Uhren an. Vergesst die Zeit. Ich will euch Geschichten erzählen.“