Elmshorn. Nach der Renovierung des beliebten Trauortes gab es jetzt eine Auszeichnung vom Land. So schön ist das Denkmal geworden.

Sie gehört zu den wenigen Postkartenmotiven Elmshorns. Besonders, wenn der imposante Magnolien-Baum im Vorgarten blüht. Und sie ist wohl einer der beliebtesten Trauorte der Region: Die Weiße Villa in der Schulstraße 36 gegenüber dem Rathaus, die 1894 gebaut wurde.

Doch auch architektonische Schönheiten kommen in die Jahre und müssen saniert werden. 1,5 Millionen Euro waren in den vergangenen Jahren in die Wiederherstellung des Hauses investiert worden. Hinzu kommen 136.000 Euro für die Renovierung der 107 Meter langen Grundstückseinfriedung rund um die großbürgerliche Villa.

Weiße Villa in Elmshorn hat durch Sanierung „gewonnen“

Die Arbeiten an den Grundstücksmauern als letztes Gewerk der Gesamtsanierungsmaßnahme sind nun abgeschlossen. Das markante Gebäude mit der neuen – jetzt historisch korrekten – sandstein-ocker-farbigen Fassade mit der technischen Bezeichnung „NCS S 1005-Y30R“, erstrahlt in neuem Glanz. In Anerkennung ihrer Leistungen für den Denkmalschutz und die Bewahrung des kulturellen Erbes in Schleswig-Holstein wurde der Stiftung zum Erhalt von Kulturdenkmalen in Elmshorn eine Auszeichnung überreicht. Der Stiftung gehört das denkmalgeschützte Gebäude seit 1988. Sie vermietet es an die Stadt.

Caroline Schulz (Amt für Kultur und Weiterbildung), Antje Metzner (Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Pinneberg), Berthold Köster (Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein) und Volker Hatje (Bürgermeister) mit der Auszeichnung für die Sanierung der Villa.
Caroline Schulz (Amt für Kultur und Weiterbildung), Antje Metzner (Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Pinneberg), Berthold Köster (Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein) und Volker Hatje (Bürgermeister) mit der Auszeichnung für die Sanierung der Villa. © Kitty Haug | KITTY HAUG

„Die Villa hat gewonnen. Sie verkörpert das, was man als Denkmal erkennt“, lobt Berthold Köster, stellvertretender Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege. Mit Antje Metzner von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises überreichten sie Bürgermeister und Stiftungsvorsitzenden Volker Hatje die Urkunde nebst Plakette. Die begehrte emaillierte Denkmalplakette als Auszeichnung für Leistungen in der Denkmalpflege schmückt nun sichtbar die Fassade am Haupteingang des Hauses.

Bürgermeister: „Ist richtig gut geworden“

„Es ist richtig gut geworden“, sagte auch Hatje anlässlich der Verleihung und blickt auf den langjährigen Sanierungsweg zurück. Der Putz bröckelte, das Dach hielt nicht mehr dicht, der Keller war nass. Bereits 2015 hielt das Gebäudemanagement diese Schäden fest. 836.000 Euro werden für die Restaurierung der Fenster, die Wärmedichtung, die Trockenlegung sowie den Fassadenanstrich veranschlagt. Viel Überzeugung war notwendig, erklärt Hatje, ehe die Politik im Sommer 2015 mit dem Projektbeschluss den Weg freimachte.

Erst im Juni 2018 rückten die Handwerker an, am Ende des Jahres sollte die Sanierung fertig sein. Doch dann wird im Gebälk der Echte Hausschwamm entdeckt. Die Kosten erhöhen sich um 675.000 Euro und der Zeitplan war nicht mehr einzuhalten. Erst im März 2020 konnten die Gerüste um das Stadtdenkmal abgebaut werden.

100.00 Euro steuerte die Stiftung bei. Das Bauvorhaben „Sanierung Weiße Villa“ wurde aber auch durch die Stadt Elmshorn mit einem Betrag von 725.000 Euro bezuschusst. Außerdem wurde im vergangenen Jahr noch ein zusätzlicher städtischer Zuschuss in Höhe von 15.000 Euro für die Sanierung der Mauern, die das Grundstück umschließen, gewährt. Den verbleibenden Rest der Investitionskosten finanzierte die Stiftung über einen Kredit. Dieser kann über die Mieteinnahmen abbezahlt werden.

Restauriert wurden Fenster und Türen, Wände wurden gedämmt und neu gestrichen, der Keller trockengelegt. In der Außenanlage sind sowohl die Gartentreppe als auch die Terrasse des Haupt- und Nebeneingangs renoviert worden. Der holzzerstörende Pilz ist bekämpft. Das Dach erhielt eine neue Eindeckung, neues Oberlicht und eine neue Dachkonstruktion. Eine Zwischendecke wurde entfernt, sodass das Deckenlicht durch die Fenster bis unten ins Erdgeschoss fällt.

Das Haus war lange auch als „Rostocksche Villa“ bekannt

Zentrale Figur bei der Rundum-Erneuerung war Architekt Tobias Patzak von der Riemann Gesellschaft von Architekten, der mit leidenschaftlichem Einsatz und besonderen Lösungen maßgeblich seinen Beitrag zum Ergebnis beigetragen hat. „Ohne ihn wäre das niemals so besonders geworden, wie es jetzt ist“, sagt Hatje.

Der Elmshorner habe immer Lösungen gefunden. Und in Zusammenarbeit mit den Baufirmen sei es gelungen, „das alles wieder in den Zustand zu versetzen, wie es fast einmal ausgesehen hat.“ Auch im Innenbereich sei „das ganze Ambiente in sich schlüssig.“ Zwar habe die Stadt als Mieterin zwei Arbeitsplätze durch den Innenumbau verloren, aber „das ist das Gebäude allemal wert“, erklärt Hatje.

Weiße Villa in Elmshorn wurde 1894 erbaut

Bis zur Schließung beherbergte das Kulturdenkmal das Standesamt, das Amt für Kinder, Jugend, Schule und Sport sowie das Stadtarchiv. Das Amt für Jugend und das Stadtarchiv sind umgezogen, dafür die Verwaltung des Amtes für Kultur und Weiterbildung der Stadt eingezogen. Ferner gibt es Räumlichkeiten, die unter anderem für politische Sitzungen genutzt werden. Durch den Einbau eines Außenliftes ist das Gebäude nun auch teilweise barrierefrei. „Das war uns wichtig“, so Hatje.

Diese Plakette ziert jetzt die Weiße Villa.
Diese Plakette ziert jetzt die Weiße Villa. © Kitty Haug | KITTY HAUG

Erbaut wurde die Villa im Jahr 1894 von dem Arzt Newton Arfsten. Der Bau wurde im Stil der Neurenaissance ausgeführt, einer damals bei Großbürgertum beliebten Spielart des Historismus. Die Architektur des Hauses war ganz auf Außenwirkung angelegt: Die öffentlich sichtbaren Seiten sind reich geschmückt, während die Rückseite schlicht gehalten ist.

Im Jahr 1916 ging die Villa dann in den Besitz der Fabrikantenfamilie Carl Rostock über und war in der Bevölkerung deshalb auch längere Zeit als Rostocksche Villa bekannt. Die Erben der 1961 verstorbenen Amanda Rostock verkauften das Gebäude 1988 an die gemeinnützige Stiftung.