Uetersen. Die Scheune des Museums ist in der Nacht zum Montag völlig zerstört worden – schon zum zweiten Mal. Die Polizei sucht Zeugen.

Es war Brandstiftung. Wie schon vor 31 Jahren, als die Ausstellungsscheune des Museums Langes Tannen in Uetersen schon einmal abbrannte. Das hat die Kripo am Donnerstag bekanntgegeben.

Fünf Tage ist es jetzt her, dass Ute Harms, die herbeigeeilte Museumsdirektorin, und der Bürgermeister der Stadt, Dirk Woschei (SPD), in der Nacht zum Montag machtlos zusehen mussten, wie die Ausstellungsscheune des Museums Langes Tannen in Uetersen niederbrannte. Am nächsten Morgen bot das Gebäude, das im Jahre 1762 erbaut worden war und 1990 schon einmal abgebrannt war, einen schrecklichen Anblick: Die Giebel waren eingestürzt, die Balken im Innern verkohlt, das Reetdach eingesackt und größtenteils verbrannt.

Museum Langes Tannen: Polizei geht von Brandstiftung aus

Am Montag, Dienstag und noch einmal am Donnerstagvormittag waren Brandermittler der Kripo vor Ort. Am Donnerstag unterstützt von zwei externen Sachverständigen. Dann stand fest: Ein technischer Defekt ist ausgeschlossen, die Kripo geht von einer vorsätzlichen Brandstiftung aus. Bereits 1990 hatte ein Brandstifter die historische Scheune von 1762 in Schutt und Asche gelegt. Der Fall ist bis heute unaufgeklärt.

Die Tage, die seit dem neuerlichen Brand am Sonntagabend folgten, hat Ute Harms damit verbracht, die von Löschwasser beschädigten Holzschnitte, die in der laufenden Ausstellung hingen, zu trocknen, die Verluste genauer zu erfassen und vor allem zu organisieren, dass der Ausstellungsbetrieb im Museum Langes Tannen nun auch ohne die beliebte, reetgedeckte Scheune irgendwie weitergeht.

Museumsdirektorin Ute Harms vor der völlig zerstörten Ausstellungsscheune.
Museumsdirektorin Ute Harms vor der völlig zerstörten Ausstellungsscheune. © HA | Katja Engler

Aber wo? Wie? Das sind Fragen, die sich ohne Raum und ohne Bilderrahmen, Postamente oder Vitrinen kaum oder nur mit einem ausgeprägten Talent für Improvisation beantworten lassen. Dieses Talent hat Ute Harms natürlich schon lange bewiesen, sonst wären ihr ohne nennenswerten Etat wohl kaum über die Jahre so gute Ausstellungen geglückt.

Museumsdirektorin: "Ich habe das Gefühl, es geht von Tag zu Tag schlechter"

Was ihr jetzt fehlt, ist eine konkrete, realisierbare Perspektive für ihr Museum und den Ausstellungsbetrieb. „Ich habe das Gefühl, es geht von Tag zu Tag schlechter“, sagt die gebeutelte Direktorin. Vorerst ist ihr Nahziel, die von langer Hand geplante und angekündigte Druckvorführung am kommenden Sonntag um 15 Uhr trotz allem stattfinden zu lassen. Auch das Herrenhaus soll wahrscheinlich von kommender Woche an wieder geöffnet sein.

Verbrannt sind fast alle hochwertigen Bilderrahmen aus Ahornholz in diversen Größen, Vitrinen, Sockel, etwa 80 schöne Stühle, einige Sammlungsstücke und Möbel, die Ablage des Museums, die Chroniken der Uetersener Familie Lange, der das Anwesen mit Park einst gehört hatte, bevor es der Stadt vermacht wurde, eine Sammlung mit Kinderkleidung der 1950er Jahre und anderes. „Mir fällt immer wieder etwas anderes ein, was verloren ist“, sagt Ute Harms. Und: „Es ist schwierig, wenn man nicht die kleinste Ausstattung hat. Es ist alles noch so frisch.“ Andererseits komme „rührende Hilfe von allen Seiten und sehr viel Anteilnahme“.

Feuerwehrleute retteten große Teile einer laufenden Ausstellung

Belege für Ankäufe der verlorenen Dinge, die der rührige Förderverein bezahlt hatte, seien wohl noch beizubringen, sagt Ute Harms. Bei den Rahmen, die noch ihre Vorgängerin angeschafft habe, sei das schon schwieriger. „Glücklicherweise habe ich wenigstens noch ein paar. Diejenigen, in denen die Arbeiten der Studenten sind“, sagt sie.

Die Rede ist von Studierenden der HAW, deren wunderschöne Ausstellung „Tarot Trip“ in der Scheune hing, als sie in Flammen aufging. Beherzte Feuerwehrleute hatten sie größtenteils geborgen, bevor wegen akuter Einsturzgefahr und des Rauches niemand mehr das Gebäude betreten durfte.

Bürgermeister will die ausgebrannte Scheune wieder aufbauen

Bürgermeister Dirk Woschei (SPD) war ein häufiger und persönlich interessierter Gast bei den Vernissagen des Museums Langes Tannen. Betroffen stand er die halbe Nacht dabei, als die Scheune abbrannte. „Ich erkläre mich dafür zuständig und bin dafür, sie wieder aufzubauen, so wie sie vorher war. Das ist mein großes Ziel. Gar keine Frage“, sagt Woschei. Er hofft, alle Entscheidungsträger überzeugen zu können und möchte alle, die mitreden sollten, an einen Tisch holen.

Am Morgen nach dem Brand wurde das ganze Ausmaß der Zerstörung deutlich.
Am Morgen nach dem Brand wurde das ganze Ausmaß der Zerstörung deutlich. © Katja Engler

„Die Versicherung müsste einspringen. Wir haben vor kurzem für alle unsere Liegenschaften die Versicherungen wieder neu abgeschlossen. Ich bin ganz guter Dinge. Außerdem gab es viele Zuschriften von Bürgern und Vereinen, die spenden möchten.“ Jetzt gehe es darum, all diese Aktivitäten zu bündeln und in eine Bahn zu lenken. „Nicht alle sind Kunst- oder Museumsfreunde. Einige schätzen auch den Ort als solchen, der einfach zu Uetersen gehört.“

Brandstiftung im Museum Langes Tannen: Polizei sucht Zeugen

Brandermittler, Baugutachter, Statiker, die Denkmalpfleger und der Testamentsvollstrecker des Langeschen Erbes waren bereits vor Ort. Zu dem Verlust an Ausstattung kann Woschei nicht allzu viel sagen, weil er sich in dem Bereich zu wenig auskennt. Er meint, auch über Fotografien von Ausstellungen könnten verlorene Dinge nachgewiesen werden. „Da stehen wir noch ganz am Anfang. Aber da wird man sich sicher einig werden. So etwas könnte eventuell aus anderen Töpfen bezahlt werden. Da werde ich alle Hebel in Bewegung setzen.“

Die Kripo sucht Zeugen, die verdächtige Beobachtungen in Tatortnähe vor und während der Löscharbeiten gemacht haben. Hinwiese unter Telefon 04101/20 20.