Uetersen. In Uetersen werden Drucke von selbst gestalteten Karten der Studierenden der HAW gezeigt. Die Details.

Viele Menschen empfänden das Leben derzeit als unsicher, ganz gleich ob politisch, gesundheitlich, ökologisch oder auf sozialer Ebene, sagt Saskia Krafft. Sie wünschten sich Sicherheit und Klarheit ihres Lebensweges. Auf spiritueller Ebene böten die Bilderwelten von den im frühen 16. Jahrhundert aufkommenden Tarotkarten zwar keine Vorhersage der Zukunft, jedoch eine Möglichkeit zur Selbstreflexion. Die Kleinen und Großen Arkanas könnten als Wegweiser dienen – heute wie damals.

Design-Studenten zeigen ihre Arbeiten in Uetersen

Saskia Krafft ist Lehrbeauftragte der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg und hat mit ihren Design-Studenten die neue Ausstellung im Museum Langes Tannen in Uetersen vorbereitet. „Tarot Trip“ zeigt 90 Holzschnittdrucke von 34 HAW-Stu­denten, inspiriert von den 78 Karten des Tarot. „Die Design-Studenten haben je drei Tarotkarten gezogen und diese neu interpretiert und gestaltet“, sagt sie.

In drei parallel laufenden Semesterkursen unter der Leitung der Professorin Ellen Sturm und zusammen mit Saskia Krafft und Philip Angermaier erkundeten die Studenten vom Wintersemester 2020/21 an auf verschiedene Weise den Druck von Spielkarten, die Symbole des Tarots und die Holzschnitttechnik des Verlorenen Schnitts und verknüpften alles miteinander. Die Ergebnisse sind vom Sonnabend, 11. September, bis Sonntag, 21. November, im Museum Langes Tannen in Uetersen zu sehen.

Der Holzschnitt ist ein Hochdruckverfahren und der Verlorene Schnitt eine besondere Variante. Die Studenten erstellten zunächst Skizzen, die sie spiegelverkehrt auf die Holzplatte übertrugen. „Die Reihenfolge der Farben und die Bildbestandteile müssen im Vorhinein festgelegt werden“, sagt Saskia Krafft. Die Planung stellt die größte Herausforderung dar. Denn der Verlorene Schnitt ist eine Technik, bei der ausschließlich eine Holzplatte fortschreitend geschnitzt und gedruckt wird.

Arbeiten entstanden nur teilweise in der Hochschule

Mit Holzschnittmessern, die mit V- und U-förmigen Klingen bestimmte Muster im Holz hinterlassen, werden zunächst die Stellen ausgeschnitten, die papierweiß bleiben sollen. Die verbleibenden, erhabenen Stellen werden mit ölbasierter Buchdruckfarbe und einer Farbwalze gleichmäßig eingefärbt. Die Farbe wird dann auf Papier gedruckt – per Presse oder per Hand. Anschließend wird der gleiche Druckstock weiter für die darauffolgenden Farben beschnitten. Die Farben werden über den schon erfolgten Druck gelagert. Das Bild erhält so weitere Details und weiteres Farben.

Es ist ein Herantasten, Planung hilft. So muss man zuvor festlegen, in welcher Auflage die Drucke erscheinen sollen, denn was aus dem Holz geschnitten ist, lässt sich nicht wieder rekonstruieren. „Bei meiner ersten Karte, dem König der Stäbe, habe ich mich erst einmal mit der Technik vertraut gemacht“, sagt Studentin Leah Meyerstrack. Beim zweiten Versuch, der Sonne, habe sie akribisch geplant. „Ich finde, das sieht man der Karte auch an. Bei der dritten Karte, den zehn Münzen, habe ich intuitiver gearbeitet und konnte am meisten meine Persönlichkeit einbringen.“ So habe sie bei der Gestaltung an ihre Tante in Südafrika denken müssen. Die Muster und Farben auf ihrer Karte erinnern an die des afrikanischen Volkes Ndebele.

Die ersten Arbeiten entstanden in der Druckgrafik-Werkstatt an der Hochschule. Dann kam der Lockdown. Die Studenten arbeiteten zu Hause mithilfe von mobilem Druckgrafik-Equipment weiter. „Wir haben ihnen Survival Kits mit Druckrolle, Falzbein, Spachtel und gemischten Farben mitgegeben, damit sie weiterarbeiten konnten“, sagt Krafft. Gedruckt wurde teilweise per Handabrieb statt wie ursprünglich vorgesehen an der großen Druckpresse.

Ausstellung läuft bis Ende November

Im Herrenhaus bekommen Besucher Einblicke in den Druckprozess, und in der Museumsscheune hängen die Drucke des neu gestalteten Tarot-Kartendecks. Dieses gibt es in klein auch in zwei Varianten zu kaufen (30 und 35 Euro).

Auf der Vernissage am Sonnabend, 11. September, von 16 Uhr an sprechen Uetersens Bürgermeister Dirk Woschei, Museumsleiterin Ute Harms, die HAW-Lehrbeauftragte Saskia Krafft und Studentin Leah Meyerstrack.

Rund um die Ausstellung sind weitere Programmpunkte geplant. Wer die Technik noch genauer kennenlernen möchte, hat am 17. Oktober von 15 Uhr an die Gelegenheit dazu, wenn Jannik Schmitz den Holzschnitt in Langes Tannen demonstriert.

Am 21. November von 15 Uhr an ist eine Diskussionsrunde zum Thema „Heldenreise im Tarot“ geplant mit Design-Studentin Deborah Flierl, Ellen Sturm, Professorin für Zeichnen und Druckgrafik an der HAW Hamburg, Alice Lagaay, Professorin für Ästhetik und Kulturphilosophie, sowie dem Bildenden Künstler Alexander Rischer. Saskia Krafft moderiert die Veranstaltung.

Ausstellung: Tarot Trip, So 12.9. bis So 21.11., Museum Langes Tannen, Heidgrabener Straße, Uetersen, Mi, Sa, So 14–18 Uhr, Eintritt 2 Euro