Haseldorf. Schlossgarten macht Pforten zu. Streit mit Bürgermeister eskaliert: Es geht um Mülleimer, Fußwege und mangelnde Kommunikation.
Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden ist vor allem dafür bekannt, dass er seinen ehemaligen Rinderstall auf Gut Haseldorf regelmäßig für Konzerte im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals zur Verfügung stellt. Der Großgrundbesitzer ist in dem beschaulichen Haseldorf mit den rund 1800 Einwohnern, das im Kreis Pinneberg liegt, ein angesehener Bürger. Aber der Prinz ist auch ein Mann mit Prinzipien und Stolz. Und wer sich mit dem Schöngeist anlegt, der muss sich auf einiges gefasst machen.
In diesem Fall ist das Haseldorfs Bürgermeister Klaus-Dieter Sellmann von der Freien Wählergemeinschaft Bürger für Haseldorf (BfH), der seit 2018 amtiert. „Für mich ist das Bürger gegen Haseldorf und nicht für Haseldorf. Seitdem der Bürgermeister im Amt ist, fühle ich mich von ihm und seiner Führungsspitze schikaniert. Mit Herrn Sellmann habe ich nie gesprochen, und er sucht auch kein Gespräch mit mir. Überhaupt zeichnet ihn ein selbstherrlicher, wenig kommunikativer Führungsstil aus“, sagt Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden beim Gespräch mit dem Abendblatt in seinem Marstall.
Von dort fällt der Blick auf das altehrwürdige Schloss Haseldorf, das von dem bedeutenden dänischen Architekten Christian Frederik Hansen entworfen und 1804 fertiggestellt wurde. Der Prinz hat einen Entschluss gefasst. „Ich habe immer viel für die Gemeinde getan, aber jetzt ist Schluss.“
Prinz will Schlosspark ab Anfang kommenden Jahres für die Öffentlichkeit schließen
Zu seinem Anwesen gehört auch ein rund 20 Hektar großer Schlosspark mit altem Baumbestand und kleinen Brücken – seit Generationen ein beliebter Ausflugsort für Hamburger und Menschen aus der Umgebung. Aber nicht mehr lange. „Ich werde den Schlosspark ab Anfang kommenden Jahres für die Öffentlichkeit schließen“, kündigt der Prinz, der auch das Ehrenamt des Oberdeichgrafen inne hat, im Abendblatt-Gespräch an. „Ich werde an einigen Stellen Zäune ziehen lassen. Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber ich muss jetzt gegenüber dem Bürgermeister ein Zeichen setzen.“
Mit am Tisch im Marstall sitzt Uwe Schölermann. Der ist stellvertretender Bürgermeister und CDU-Fraktionschef im Gemeinderat von Haseldorf. Er war vor Sellmann sieben Jahre lang Bürgermeister, kennt den Prinzen seit der Kindheit. „Bürgermeister Sellmann hat es sich selber zuzuschreiben, dass dieses Naherholungsgebiet bald nicht mehr von den Bürgern für Spaziergänge genutzt werden kann. Der Prinz tut sehr viel für die Gemeinde und ist immer großzügig, wenn es um die Unterstützung von Vereinen oder Kindern und Jugendlichen geht. Aber mein Nachfolger als Bürgermeister hat offensichtlich bis heute nicht verstanden, dass man in Haseldorf nur mit und nicht gegen den Prinzen arbeiten kann.
Herr Sellmann führt einen regelrechten Kleinkrieg“, so der Vorwurf von Schölermann. Er sagt, die Schikanen hätten 2018 nach der Wahl begonnen. Zunächst habe der neue Bürgermeister den seit 500 Jahren einmal im Jahr stattfindenden Traditions-Jahrmarkt vom Marktplatz - ein Teil davon gehört dem Prinzen - auf den Parkplatz neben der Feuerwache verlegen wollen. Das hatte zu Diskussionen und Medienberichten geführt, und schließlich blieb der Jahrmarkt dann doch an dem alten Standort. Der Politiker zählt ein weiteres Beispiel auf. „Die Gemeinde hat immer die Papierkörbe im Schlosspark geleert. Und plötzlich blieb das aus. Erst als wir interveniert haben, wurde damit wieder begonnen.“
Jetzt soll der Prinz die Pflege des Schulweges übernehmen
Ein weiterer Stein des Anstoßes ist ein Fußweg, der vom Restaurant Haseldorfer Hof zur Feuerwache führt. Das Land dafür habe die Gemeinde vor Jahrzehnten von seiner Familie zur Verfügung gestellt bekommen, um den Schulweg der Kinder zu sichern, so der Prinz. Jetzt gibt es Ärger: „Dieser Gehweg wurde immer von der Gemeinde gepflegt. Von Januar an soll der Prinz diese Aufgabe als Anlieger übernehmen. Das ist eine weitere Attacke des Bürgermeisters“, sagt Schölermann.
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Dazu sagt Amtsdirektor Rainer Jürgensen, der für die rechtliche Umsetzung der Beschlüsse der Gemeinde zuständig ist: „Nach der Satzung der Gemeinde Haseldorf müsste sich der Prinz um die Pflege des Fußwegs kümmern. Aber es steht ihm natürlich frei, dagegen Widerspruch einzulegen.“ Der Prinz sagt: „Ich werde diesen Fußweg nicht pflegen. Zur Not klage ich gegen die Gemeinde, die auch die Schulwegsicherungspflicht hat.“
Und noch ein weiterer Konflikt bahnt sich an. „Die Gemeinde hat einen Fußweg auf meinem Land zwischen dem Neubaugebiet und dem Spielplatz gebaut. Ich hatte dem zunächst zugestimmt. Aber jetzt werde ich die Gemeinde dazu auffordern, diesen Fußweg wieder zurückzubauen“, sagt der Prinz.
Dass sich an der eisigen Stimmung auf Gut Haseldorf in absehbarer Zeit etwas ändert, davon ist nicht auszugehen. Der Prinz sagt. „Ich werde mich mit Herrn Sellmann und seinen Mitstreitern aus dem Gemeinderat nun nicht mehr an einen Tisch setzen. Ich möchte mit diesen Menschen nichts mehr zu tun haben.“
Anscheinend bemüht sich Sellmann um eine Annährung
Aber wie sieht Bürgermeister Klaus-Dieter Sellmann das Verhältnis zum Prinzen? Der Kommunalpolitiker zeichnet ein etwas anderes Bild. Dem Abendblatt sagte Sellmann: „Leider kann man von einem Verhältnis nicht sprechen, da Prinz Carolath mit mir und auch den Vertretern der BfH und SPD in der Gemeindevertretung praktisch nicht spricht. 2018 wurde bei der Kommunalwahl die seit etwa 45 Jahren bestehende absolute CDU-Mehrheit beendet, seitdem arbeiten BfH und SPD mit gemeinsamer Mehrheit sehr gut zusammen.“
Auch mit Teilen der CDU-Fraktion gebe es eine gute konstruktive Zusammenarbeit. Anscheinend bemüht sich Sellmann um eine Annährung: „Im Rahmen des Dorfentwicklungskonzeptes und verschiedener Projekte haben wir immer wieder, zuletzt auch durch vermittelnde Dritte (Dorfentwicklungsberatung), versucht, mit Prinz Carolath auf Augenhöhe wieder in Dialog zu kommen. Leider bisher vergeblich.“ Aber der Bürgermeister hat noch Hoffnung: „Da wir für das Dorf und mit dem Dorf arbeiten, werden wir es weiterhin versuchen, erzwingen können wir es nicht.“