Wedel. Im Rahmen der Sanierung des Sperrwerks, das die Wedeler Au vor Sturmfluten schützt, werden die Fluttore um einen halben Meter erhöht.
Eine Dixie-Toilette und zwei große Metallteile am Elbdeich. Es sind die ersten Vorboten einer Großbaustelle hier am Rande von Wedel. Die Sanierung des Sperrwerks geht in die zweite Runde. Offiziell hat sie am Montag begonnen. „Die Fluttore müssen erneuert werden. Sie sind marode“, sagt Dirk Brandenburg vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN).
Mit der Erneuerung wird gleich noch etwas für den Flutschutz getan. „Die neuen Tore sind einen halben Meter höher als die alten“, sagt Brandenburg. Das Land reagiert damit auf die globale Erderwärmung.
Wedeler Sperrwerk: "Holz ist nicht mehr neuester Stand der Technik"
Die beiden auf dem Elbdeich liegenden Metallteile sind jedoch nicht diejenigen, die die morschen Holzteile ersetzen werden. Sie werden nur binnen- und außendeichs vor die Fluttore gesetzt, damit problemlos an den vier zu ersetzenden Toren – es sind zwei Torpaare – gearbeitet werden kann.
Die neuen Tore zur Wedeler Au werden nicht aus Holz, sondern aus Metall gefertigt sein. „Holz ist nicht mehr neuester Stand der Technik“, sagt Brandenburg. Außerdem lässt der LKN einiges an der Technik des Bauwerkes modernisieren. So wird der Antrieb verändert. Sind die Tore bisher hydraulisch bewegt worden, so erfolgt das Öffnen und Schließen künftig elektromechanisch. Auch wird das Wächterhaus abgerissen und durch ein neues ersetzt.
Sanierung des Sperrwerks muss bis Ende September abgeschlossen sein
Brandenburg überwacht derzeit die vorbereitenden Arbeiten. Richtig los geht es mit dem 1. April, wenn die Sturmflutsaison beendet ist. Am 1. Oktober müssen die Aktivitäten abgeschlossen sein. Dann beginnt die neue Sturmflutsaison, der Deich und das Tor müssen wieder wehrfähig sein.
Über das von 1970 bis 1972 erbaute Sperrwerk wird die Wedeler Au entwässert. Das Wasser muss nun über ein Hetlinger Wehr umgeleitet und über ein Wehr in Haseldorf in die Elbe gepumpt werden. Damit dies reibungslos funktioniert, lässt der dafür zuständige Gewässer- und Landschaftsverband im Kreis Pinneberg (GuLV) derzeit diese Gräben ausbaggern.
Sollten größere Wassermengen zu entsorgen sein, etwa wenn es einen besonders regenreichen Sommer geben sollte, hat die Landesbehörde einen Plan B in petto. Drei Pumpen werden aufgestellt, die direkt vor Ort Wasser aus der Wedeler Marsch über den Deich in die Elbe pumpen können. Jede hat eine Pumpleistung von drei Kubikmetern pro Sekunde. „Das ist schon fast Schöpfwerkförderung“, sagt Brandenburg.
Drei Pumpen statt nur einer – das dient der Sicherheit
Eine Pumpe kann auch Brackwasser aus der Elbe hinter den Deich pumpen, falls es einen besonders trockenen Sommer gibt. Der gesamte Bereich der Wedeler Au einschließlich der Uferflächen ist nicht nur Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, sondern auch noch Landschaftsschutzgebiet. Es ist ein Refugium für Tiere und Pflanzen, die einen feuchten Untergrund brauchen. Außerdem war es Teil der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen für das Mühlenberger Loch, das zugeschüttet worden war, damit auf dem Airbus-Gelände der A 380, das größte Passagierflugzeug der Welt, landen und starten konnte.
Mit dem Aufstellen dreier Pumpen statt einer einzigen wie während des ersten Bauabschnitts reagiert der LKN auf ein damaliges Malheur, das fast zu größeren Schäden geführt hätte. Die Pumpe fiel ausgerechnet nach zweitägigem heftigem Regen aus. Eine Ersatzpumpe erwies sich als nicht einsatzfähig. Das THW und die Feuerwehr retteten damals im Herbst 2017 die Marsch vor der Überflutung.
Plan für die Sanierung besteht seit Jahren
Bereits seit 2014 befasst sich der Landesbetrieb mit dem Wedeler Fluttor. Damals begutachteten Experten den Zustand und stellten fest, dass 2020 die Tore abgängig sein würden. 2017 und 2018 erfolgte eine Instandsetzung der Kammerwände links und rechts des Wasserdurchlasses. Bei einer Untersuchung des Baukörpers fanden Fachleute Risse im Beton. Die stammen vermutlich bereits aus der Bauphase in den 70er-Jahren.
Daraus ergab sich ein größeres Sanierungs- und Modernisierungsvorhaben. 2019 wurde maroder Beton mithilfe von Hochdruck abgesprengt und ersetzt. Außerdem musste das Bauwerk mit sogenannten Mikropfähle stabilisiert werden. Die 40 Meter langen Pfähle, Durchmesser 56 Millimeter, wurden in den Deich getrieben und mit dem Baukörpers verbunden. Und um die Fluttore über den Winter zu bekommen, mussten einige Ausbesserungen getätigt werden.
Sanierung und Erweiterung des Sperrwerks kostet 8,5 Millionen Euro
Dieser erste Bauabschnitt kostete 4,5 Millionen Euro, so Brandenburg. In diesem Jahr werden voraussichtlich vier Millionen Euro verbaut, sodass das Gesamtprojekt 8,5 Millionen Euro kostet. Diese Summe muss das für die Deichsicherheit zuständige Land allerdings nicht allein wuppen. Als Gemeinschaftsaufgabe Küstenschutz definiert, gibt es einen Zuschuss aus Berlin.
Für die Arbeiten muss das Bauwerk für Fußgänger und Radfahrer gesperrt werden. Im Sommer passieren allein bis zu 1000 Radler pro Tag das Fluttor. Für sie, für Fußgänger sowie für Baufahrzeuge ist bereits im vergangenen Jahr eine Ersatzbrücke errichtet worden.