Cranz/Neuland. Grünen-Abgeordnete Gudrun Schittek gibt an, die Ursache zu kennen und sieht Hochwasser-Gefahr für das gesamte Alte Land.
Acht Tage lang konnte das Este-Sperrwerk im vergangenen November nicht geschlossen werden. Weitere fünf Tage lang funktionierte zwar eine der beiden Sperrwerkslinien, die andere allerdings nicht. Fast zwei Wochen also war während der Sturmflutsaison die Este offen für die Tiden der Elbe. Das geht aus der Antwort der Wirtschaftsbehörde auf eine Anfrage der Harburger Grünen-Bezirksfraktion hervor.
„Wenn der Verschluss der Tore des Estesperrwerks in der Sturmflutzeit nicht gesichert ist, ist das Alte Land in Gefahr“, schreibt die Cranzer Grünen-Bezirksabgeordnete Gudrun Schittek in einer Presseerklärung, „glücklicherweise war im November kein Wind aus Nordwest!“
Laut Schittek würden die Deiche der Este einer Sturmflut nicht standhalten. Diese Einschätzung teilen viele Anlieger der Este in der dritten Meile des Alten Landes am rechten und der zweiten Meile am linken Este-Ufer.
Schittek macht gleich mehrere Ursachen für den Sperrwerksausfall aus: „Ursache waren Baggerarbeiten der Pella Sietas Werft in Neuenfelde und die zunehmende Verschlickung der Este und des Mühlenberger Lochs unter anderem durch das Tidal Pumping in Folge der Elbvertiefung.“
Das geht aus der Antwort der Behörde allerdings nicht hervor, auch wenn die Pressemitteilung den Eindruck erweckt. Nach Ursachen hatten die Grünen aber auch gar nicht erst gefragt.
Sietas-Werft hatte Schlick aus einem ihrer Hafenbecken gespült
Anfang November hatte die Sietas-Werft, die direkt am Sperrwerk in der Este-Mündung liegt, in Absprache mit der Hafenbehörde HPA Schlick aus einem ihrer Hafenbecken gespült. Zugleich hatte die HPA in der Außeneste gebaggert, damit der Sietas-Schlick in die Elbe abfließen kann. In der Außeneste darf die HPA nur im Winter – also während der Sturmflutsaison – baggern, weil der Bereich zu anderen Zeiten Lebensraum bedrohter Arten ist.
Welche der beiden Aktionen nun den Schlick verursachte, der letztlich die Tore blockierte, steht nicht fest. Die HPA als Betreiber des Sperrwerks prüft seine Funktionsfähigkeit regelmäßig im laufenden Betrieb. Auch ohne äußere Notwendigkeit werden die Tore einmal in zwei Tagen zur Probe betätigt.
Dabei werden Lage und Höhe der Tore geprüft und der Druckverlauf der Hydraulik mit den Sollwerten verglichen, schreibt die Wirtschaftsbehörde, zu der die HPA gehört. Abweichungen würden auf Schlickablagerungen hinweisen, die die HPA unverzüglich – je nach Tide innerhalb von zwei bis zwölf Stunden – mit eigenen Schwimmbaggern beseitigt.