Wilhelmsburg. Das Museum Elbinsel Wilhelmsburg wird zu einer Erinnerungsstätte an die Katastrophe. Helmut Schmidt erhält eine Sonderrolle.
Hamburg wird um ein historisches Schmuckstück reicher: In den kommenden zwei Jahren soll das Museum Elbinsel Wilhelmsburg von Grund auf restauriert werden. Dabei entsteht auch ein Flutmuseum. Der Katastrophe von 1962 wird größerer Raum als bisher gewidmet – im wahrsten Sinn des Wortes. Für Sanierung und Modernisierung der kulturhistorischen Institution an der Kirchdorfer Straße stehen fast zehn Millionen Euro zur Verfügung.
„Für Wilhelmsburg, aber auch für Hamburg insgesamt ist dieses Projekt ein Gewinn“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) bei der Vorstellung der Pläne vor Ort. Das von einem Verein ehrenamtlich geführte Museum im Wilhelmsburger Amtshaus von 1724 wurde auf den Grundmauern des vier Jahrhunderte alten „Adligen Sitzes Stillhorn“ errichtet. Es beinhaltet Schätze aus der Vergangenheit.
Hamburgs historische Leuchttürme außerhalb der City
„Mit der Sanierung leisten wir einen Beitrag zum Erhalt der kulturellen Vielfalt an diesem für Hamburg wichtigen Ort“, ergänzte Senator Dressel. „Durch die Baumaßnahmen wird das Gebäude auch zu einem Flutmuseum.“ Der Erinnerungsort soll bewusst machen, „dass sich die historischen Leuchttürme nicht nur in der Innenstadt befinden“.
Bis 2022, mithin 60 Jahre nach der Tragödie, bleibt das Museum Elbinsel geschlossen. Anschließend sollen Besucher von einer erweiterten Ausstellungsfläche, modernen Beleuchtungsanlagen, einer neuen Medientechnik sowie einem barrierefreien Zugang profitieren.
Pro Jahr kamen zuletzt mehr als 10.000 Besucher. Zudem nutzten jährlich rund 100 Vor- und Grundschulklassen das Angebot im Rahmen der Heimatkunde. Zu sehen sind eine komplett eingerichtete Diele aus damaliger Zeit, eine Bauernstube, eine traditionelle Wilhelmsburger Küche, eine Remise, ein Burggraben des alten Schlosses und ein Gewölbekeller.
Hamburger Abendblatt: Titelseite zur Sturmflut
Der anno 1907 gegründete „Verein für Heimatkunde in Wilhelmsburg“ informiert auf der Anlage weiterhin über die von Welfen geprägte Barockzeit, Industrialisierung, Hafenerweiterung, Milchwirtschaft, Ackerbau und Gemüseanbau. Wechselnde Ausstellungen, Märkte, kulturelle Abende und das Café Eleonore runden ein sehenswertes Programm ab. Dazu gehören Informationen über die Geschichte der Eindeichung ab dem 14. Jahrhundert.
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Daraus soll nun mehr werden. Die Erweiterung betrifft besonders die Thematik Sturmfluten und Flutschutz. „Mit dem Flutmuseum werden wir über ein Alleinstellungsmerkmal verfügen“, sagte Holger Blank, der Erste Vorsitzende des Trägervereins. „Wir wollen die Bürger für die Themen Sturmflut und Deichschutz sensibilisieren.“ Man müsse weiterhin wachsam sein, um Katastrophen wie 1962 zu verhindern.
Helmut Schmidt mit tragender Rolle
Zwar werde am Konzept der Dauerausstellung noch gefeilt, doch stehe das Fundament. So sollen sich vier Räume des Obergeschosses Schwerpunkten widmen. Einer davon ist der Deichbau – früher, heute, in Zukunft. Im Zimmer zwei soll die Sturmflut den Besuchern wie Kino vor Augen geführt werden. Dabei, kündigt Holger Blank an, komme Helmut Schmidt eine prominente Rolle zu. Raum drei soll Erinnerungsstücke von 1962 beinhalten. „Wir setzen auf eine rege Bürgerbeteiligung“, hofft Blank. „Gewiss haben viele Hamburger noch Unterlagen von damals verwahrt.“
Der Deutsche Wetterdienst geht mit gutem Beispiel voran. Er stellt einen Wetterkartenschreiber sowie ein Telexgerät für Fernschreiben von damals als Leihgaben zur Verfügung.
1,8 von 9,9 Euro Millionen Euro steuert der Bund bei
In einem weiteren Bereich soll der 320 Todesopfer der Sturmflut gedacht werden. Ihre Namenwerden in eine Tafel graviert und als „Dauerschleife“ zu hören sein. Auf jeden Fall, kündigt der Verein an, werde der Charakter eines Heimatmuseums bestehen bleiben. Insgesamt stehen rund 1000 Quadratmeter als Ausstellungsfläche zur Verfügung. Hinzu kommen die Außenanlagen. Im Erdgeschoss des historischen Hauses ist ein Multifunktionsraum vorgesehen – für Sonderveranstaltungen, Diskussionsrunden oder Veranstaltungen.
„Wir arbeiten seit vier Jahren an dem Projekt und der Finanzierung“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel dem Abendblatt. Mit 6,9 Millionen Euro kommt das Gros der Investition von 9,9 Millionen Euro aus dem zur Finanzbehörde gehörenden Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG).
Die restlichen drei Millionen Euro Fördermittel werden vom „Investiven Quartiersfonds“ (400.000), dem Sanierungsfonds der Bürgerschaft (800.000 Euro) sowie dem Bund (1,8 Millionen) beigesteuert. Die Augenzeugen der Projektpräsentation konnten sich überzeugen: Die Arbeiten haben begonnen.
Lesen Sie hiereine Dokumentation der Hamburger Sturmflut 1962.