Pinneberg. Deutsche Bahn erteilt dem Kombigebäude am Bahnhof eine Absage. Die Verwaltung will selbst 668 Radstellflächen bauen. Die Details.

Kleiner Rückschlag für die Modernisierung des Pinneberger Bahnhofsumfeldes: Denn zum Nulltarif wird es dort kein kombiniertes Einkaufs- und Fahrradparkhaus geben. Diesen Plänen erteilte die Deutsche Bahn während der andauernden Sanierungsmaßnahmen und nach „langen Bemühungen“ nun eine klare Absage. Jetzt will die Stadt selbst ein Radparkhaus bauen.

Ursprünglich war geplant, die städtischen Grundstücksflächen als finanziellen Eigenanteil einzubringen. Doch daraus wird nichts, wie die Verwaltung in einer Vorlage des Stadtentwicklungsausschusses schreibt. Ein Gebäude mit gemischter Nutzung aus Einzelhandel und Stellplätzen für Räder könne ohne Eigenanteil der Stadt nicht von der Deutschen Bahn errichtet werden. Das habe eine intensive Prüfung ergeben.

Politik empfiehlt Verwaltung ein reines Fahrradparkhaus

Statt der Kombilösung wird der Politik von der Verwaltung nun empfohlen, ein reines Fahrradparkhaus zu errichten. Bauherr wäre in diesem Fall die Stadt selbst. Mit den Planungen dafür soll möglichst noch in diesem Jahr begonnen werden, heißt es, damit die Förderanträge rechtzeitig gestellt werden könnten. Baustart wäre demnach 2020. Die Gesamtkosten für das neue Projekt werden mit 3,3 Millionen Euro beziffert.

Insgesamt, rechnet die Stadt vor, wäre ein solches rein funktionales Gebäude günstiger als die ursprünglich geplante Kombivariante und biete noch dazu mehr Rädern Platz. Waren zuvor 312 überdachte Radstellplätze geplant, soll ein reines Parkhaus 668 Rädern Platz bieten. Die geschätzten Gesamtkosten würden zu 85 Prozent von Bund und Land getragen. Für Pinneberg bliebe aber ein Eigenanteil von 500.000 Euro. Aufs Tempo gedrückt werde, weil der Baustart nach Möglichkeit mit dem Beginn der Arbeiten am Bahnhofshauptgebäude harmonisiert werden soll. Wenn es nach der Stadt geht, könnten beide Bauten gleichzeitig fertiggestellt werden.

Bedarf an Radstellplätzen am Bahnhof sei „erheblich“

Hintergrund der Planung für den nun anvisierten Neubau an der Bahnhofsnordseite sei die Personenstromanalyse der Bahn aus dem Jahr 2013. Laut Studie nutzten damals etwa 22.000 Menschen täglich den Bahnhof, im Jahr 2040 werden 26.500 tägliche Nutzer prognostiziert. Weil angenommen wird, dass jeder zehnte Bahnhofsbesucher mit dem Rad komme, wird auf einen Bedarf von 2200 Stellplätzen geschlossen. Eine Nahversorgung an dieser Stelle habe dagegen keine Priorität.

Die Stadt kommt deshalb zum Fazit: „Der Bedarf an sicheren und überdachten Abstellplätzen ist erheblich und wird sich in Zukunft auch aufgrund des gesellschaftlichen Wandels im Mobilitätsverhalten und der steigenden Anzahl von Einwohnern in Pinneberg und den umgebenden Gemeinden noch deutlich steigern.“ Alles in allem sei die Stadt deshalb bereit, umgerechnet 740 Euro pro Fahrradstellplatz zu berappen.

Dieser Prognose und dem Grundsatzplan, nun selbst als Bauherr aufzutreten, steht die chronisch knappe Stadtkasse gegenüber. Der Eigenanteil von etwa 500.000 Euro sei deshalb „vorsorglich“ hoch angesetzt worden. Gemäß der Förderrichtlinie des Bundesumweltministeriums beträgt der Mindestanteil für Kommunen bei solchen Bauvorhaben 15 Prozent, für finanzschwache Städte 10 Prozent. Die Verwaltung habe zunächst mit 15 Prozent gerechnet, denn ob Pinneberg als „finanzschwache“ Stadt eingestuft werde, sei noch ungewiss.

Gleichwohl gebe es zwei weitere Ungewissheiten. Zum einen geht die Stadt davon aus, dass der notwendige Flächentausch mit der Bahn von Nord- und Südseite des Bahnhofs „ohne Barmittel“ erfolgen kann. Zum anderen weist die Verwaltung darauf hin, dass sich die Baupreise „dynamisch“ entwickeln und ein endgültiges Ausschreibungsergebnis abzuwarten bleibe. Bis dahin handele es sich lediglich um Kalkulationen.

Politik soll über Förderung des Radverkehrs entscheiden

Auf dieser Grundlage soll nun zunächst der Stadtentwicklungsausschuss am 21. Mai von 18.30 Uhr an und danach die Ratsversammlung am 28. Mai zu einem Urteil gelangen. Aus der Verwaltung heißt es dazu: „Die Politik muss nun entscheiden, ob Geld für die Förderung des Radverkehr bewilligt wird und welche Priorität dieses Projekt genießt.“

Bekanntlich sind diese Planungen eingebettet in die grundsätzliche Modernisierung des Pinneberger Bahnhofs. Wie berichtet, werden seit dem Vorjahr die Bahnsteige erneuert und in ihrer Höhe angepasst; auch die Unterführung wird saniert. Vom kommenden Jahr an folgt dann das 1936 erbaute, denkmalgeschützte Hauptgebäude mit neuem Licht und neuer Wartehalle. Dabei wird auch das Umfeld neu gestaltet.