Rellingen. Die Autobahnbrücke über der Tangstedter Straße soll zunächst temporär ausgebessert werden. Wann die Reparaturen beginnen sollen.

Kleine Risse, große Wirkung: Nachdem an der A-23-Brücke über die Tangstedter Straße in Rellingen im Januar sicherheitsrelevante Verschleißschäden im Beton festgestellt worden sind, werden die Reparaturarbeiten an dem maroden Bauwerk voraussichtlich im Juli beginnen – eine Lösung auf Zeit. Denn auf Abendblatt-Anfrage räumt der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr ein, dass es sich dabei nur eine „temporäre“ Ausbesserung handeln wird. Die Mängel am Bauwerk seien so gravierend, dass die Brücke perspektivisch abgerissen und neu gebaut werden muss.

Aus dem Landesbetrieb heißt es: „Die festgestellten Gefügestörungen lassen sich nicht reparieren.“ Deshalb soll die vorhandene Betonbrücke zunächst nur mit einem Stahlunterbau stabilisiert werden. „Die Konstruktion wird auf eine mögliche Standzeit von zehn Jahren ausgelegt“, so eine Sprecherin weiter. Danach werde die Brücke abgebrochen.

Die nun geplante, notdürftige Sanierung soll die kompletten Sommerferien über andauern und Ende August abgeschlossen sein. Ertüchtigen soll das 56 Jahre alte und offenbar überlastete Bauwerk eine sogenannte „Unterstützungskonstruktion“ aus Stahlträgern. Dieses Behelfsmodell wird unter der alten Brücke installiert, Einschränkungen bei der Durchfahrtshöhe sind die Folge. Nach Fertigstellung werden an der Tangstedter Straße nur noch Fahrzeuge bis 3,9 Meter Höhe passieren können. Zuvor hat der beliebte Schleich- und wichtige Zufahrtsweg für die ansässigen Baumschulen Platz für 4,5 Meter hohe Lkw gelassen. An der Breite der Straße ändere sich hingegen nichts.

Zu hohe Lkw müssen die A 23 künftig anders queren

„Diese Vorzugsvariante“, so eine Sprecherin des Landesbetriebs, „wurde der Gemeinde Rellingen, dem Bund Deutscher Baumschulen, der Stadt Pinneberg und dem Polizeirevier vorgestellt und einvernehmlich abgestimmt.“ Zuvor hatte sich bei einer Machbarkeitsstudie diese Lösung als sinnvollste herauskristallisiert. „Die von der geringeren Durchfahrtshöhe betroffenen Fahrzeuge sollen über die Straßen östlich der A 23 geführt werden“, so die Sprecherin.

Und noch eine Einschränkung wird angekündigt. Während des etwa achtwöchigen Einbaus der stählernen Unterstützungskonstruktion soll die Tangstedter Straße komplett gesperrt werden. Der vierspurige, noch immer provisorisch mit einer „3+1-Lösung“ auf das weniger poröse Brückenteil verschwenkte Verkehr der Autobahn 23 werde von den Arbeiten indes nicht beeinflusst. Das Amt in Kiel beabsichtigt, nach der Reparatur die normale Verkehrsführung mit jeweils zwei Spuren Richtung Heide und Hamburg wieder aufzunehmen.

Brücken-TÜV


Der Kreis Pinneberg hat kürzlich 17 der 23 Brücken im 100 Kilometer langen Kreisstraßennetz inspizieren lassen (wir berichteten).


Ergebnis: Fünf davon sind derart marode, dass sie kurz- bis mittelfristig saniert oder durch Neubauten ersetzt werden müssen.


Bei zwei weiteren sind bereits Ersatzbauten vorgesehen. Sofortiger Handlungsbedarf besteht allerdings nicht.

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Mit einem Blick in die Zukunft heißt es aus dem Landesbetrieb: „Die Unterstützungskonstruktion muss bis zum Zeitpunkt eines Brückenneubaues bestehen bleiben.“ Wann die marode Autobahnbrücke abgerissen und neu errichtet wird, konnte der Landesbetrieb jedoch noch nicht sagen. Die Planungen dafür werden erst konkretisiert, heißt es.

Tangstedter Straße wird während der Arbeiten gesperrt

Wie berichtet, ist die Ad-hoc-Reparatur an der gerissenen Stahlbetonbrücke Teil eines großen Sanierungsprogramms des Landes Schleswig-Holstein. Insgesamt investiert das Verkehrsministerium in der Region in diesem Jahr 37 Millionen Euro in den Erhalt der Straßen, Brücken und Wege. Die Reparatur der A-23-Überführung ist dabei eine von insgesamt 15 Einzelmaßnahmen an den Brückenbauwerken im Südwesten des Landes.

Nach Einbau des Provisorium verringert sich auch die Durchfahrtshöhe der Brücke.
Nach Einbau des Provisorium verringert sich auch die Durchfahrtshöhe der Brücke. © Arne Kolarczyk | Arne Kolacrzyk

Die „tragfähigkeitsmindernden Risse in Teilbereichen des Stahlbetonüberbaues“ an der A23-Brücke waren am Ende des Vorjahres im Zuge umfangreicher betontechnologischer Untersuchungen festgestellt worden. Im Januar wurde deshalb sicherheitshalber der überwiegende Verkehr auf den nördlichen Bauwerksteil verlagert. Als Grund für den bröselnden Beton vermuten Experten die angestiegene Verkehrsbelastung. Bis zu 70.000 Autos und Lkw passieren diesen Autobahnabschnitt täglich. Für diese Verkehrsmassen war die Brücke in ihrem Baujahr 1963 nicht ausgelegt. Ein Schicksal, welches das Autobahnteilstück mit der Hochstraße Elbmarsch südlich des Elbtunnels teilt. Auch dieses mehr als vier Kilometer lange Stück Autobahn muss in den kommenden Jahren wegen Überlastung generalüberholt werden.

Bis die Arbeiten an der Pinneberger Autobahnbrücke wie geplant Ende August abgeschlossen sind, wird der Verkehr weiter dreispurig auf die ursprünglich Richtung Heide führenden Fahrstreifen geleitet. Ein Fahrstreifen bleibt auf dem betroffenen Brückenteil bestehen. Der Schwerlastverkehr nach Hamburg wird nach wie vor umgeleitet.

Die Vollsperrung der Tangstedter Straße während der Bauarbeiten wird hingegen wohl alle Autofahrer treffen, die ihren Weg von oder nach Pinneberg in der Vergangenheit abgekürzt haben. Erst im April hatte die Gemeinde Tangstedt in dieser Hinsicht zu einer ungewöhnlichen Maßnahme gegriffen. Um Raserei und Verkehrsaufkommen auf dem gemeindeeigenen Teil dieser beliebten Ausweichroute Einhalt zu gebieten, wurde für 68.000 Euro ein Spalier aus etwa 200 Leitpfosten aufgebaut. Seither können Autofahrer bei Gegenverkehr nicht mehr in die Bankette ausweichen. Die erhoffte Folge: Die Fahrzeuge drosseln ihre Geschwindigkeit und passen sich dem geltenden Tempo 30 an.