Uetersen. Der Tat in einem Mehrfamilienhaus ging ein heftiger Streit voraus. Haftbefehl wegen Totschlags gegen den 48-Jährigen.

„Tatort ist beschlagnahmt – Betreten verboten.“ Bis auf die neonfarbenen Aufkleber der Polizei und ein rotes Siegel deutet gut zwölf Stunden später wenig auf das Grauen hin, das sich hinter dieser eindeutig markierten Tür abgespielt haben muss.

Draußen, vor dem Mehrfamilienhaus am Tornescher Weg in Uetersen, zwitschern die Vögel, drinnen steht eine Nachbarin in Puschen und Bademantel im Treppenhaus und kann es immer noch nicht glauben. Ja, es habe oft Streit gegeben. Und ja, getrunken habe das Pärchen auch. Aber ein Gewaltverbrechen? Mit einer Toten? Hier? Das sei nicht zu fassen. Stumpfe Gewalt und Alkohol sollen laut Polizeiangaben am Mittwochabend in der Wohnung im dritten Stock des gelb getünchten Gebäudes im Spiel gewesen sein, als ein 48-jähriger Mann nach einem zuvor lautstark geführten Streit seine 44 Jahre alte Ex-Frau getötet haben soll.

Wurde die Frau erschlagen?

Direkt nach der Tat, gegen 19.30 Uhr, habe der mutmaßliche Täter selbst die Polizei gerufen. Wenige Minuten später konnten die herbeigerufenen Beamten nur noch den Tod der leblos in der kleinen Wohnung liegenden Frau feststellen. Erste Hinweise deuteten den Angaben zufolge auf ein Gewaltverbrechen hin.

Die Tür zum Tatort wurde versiegelt.
Die Tür zum Tatort wurde versiegelt. © Nico Binde

Nähere Angaben zum Tathergang und zur Todesursache machte die Polizei vorerst nicht. Nach Abendblatt-Informationen spricht vieles dafür, dass die Frau erschlagen wurde. Die Mordkommission der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe übernahm die Ermittlungen. Stundenlang stellten Spurensicherer in weißen Overalls die Wohnung auf den Kopf, um den Hergang rekonstruieren zu können.

Täter soll Angaben in erster Vernehmung gemacht haben

Der 48-jährige Mann wurde von den ersten Polizeikräften noch am Tatort festgenommen und Donnerstag um kurz nach 13 Uhr dem Haftrichter am Amtsgericht Itzehoe vorgeführt. Der erließ gegen den deutschen Staatsangehörigen, der auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion geboren worden sein soll, einen Haftbefehl wegen Totschlags. Ob sich der Uetersener vor dem Haftrichter zur ihm vorgeworfenen Tat einließ, machte die Polizei nicht öffentlich. In seiner ersten Vernehmung soll er jedoch Angaben gemacht haben. Nachbarn beschreiben den Täter als „stämmig“ mit kurz geschorenen Haaren und einem „osteuropäischen“ Hintergrund.

Engeren Kontakt zur Hausgemeinschaft haben weder er noch seine Frau gehabt, die offenbar trotz der erfolgten Trennung weiterhin in häuslicher Gemeinschaft zusammenlebten. „Bis auf ein Hallo im Treppenhaus haben wir nicht viel geredet“, sagt eine Nachbarin am Tag nach der Tat. Am Mittwochabend habe schon zuvor das ganze Treppenhaus nach Alkohol gerochen, sagte die Nachbarin weiter. Nach dem Eintreffen der Polizei habe der Mann aufgelöst und stark angetrunken im Treppenhaus gekauert und gewirkt, als könne er nicht fassen, was er gerade getan hat, berichten andere Nachbarn. Während die Spurensicherung den Tatort untersucht habe, sei er nicht ansprechbar gewesen.

Opfer in der Rechtsmedizin

Womöglich stand er unter Schock. Er sei betrunken, jedoch nicht volltrunken gewesen, erfuhr das Abendblatt aus Polizeikreisen. Das Opfer, eine zierliche, blonde Frau, sei gegen Mitternacht aus der Wohnung geholt worden. Ihr Leichnam wurde am Donnerstag den ganzen Tag über in der Hamburger Rechtsmedizin untersucht, um Aufschluss über die genaue Todesursache zu bekommen.

Nach Abendblatt-Informationen wies die Frau beim Eintreffen der Rettungssanitäter eindeutige Todesmerkmale auf, sodass keine Reanimation mehr versucht wurde. Ihr Ex-Mann soll weder Messer noch Schusswaffe benutzt haben. Vermutlich dürfte Gewalt gegen den Kopf, möglicherweise mit Hilfe eines Gegenstands, todesursächlich sein. Als der mutmaßliche Täter von den Beamten abgeführt wurde, steckten seine Hände jeweils in einer Papiertüte, damit keine Spuren verloren gehen. Er verbrachte die Nacht im Polizeigewahrsam und kam am Donnerstag nach Erlass des Haftbefehls in eine Untersuchungshaftanstalt.