Pinneberg. Die neue Unterführung am Pinneberger Bahnhof wird betoniert, und der alte Bahnhofstunnel macht Probleme. Ein Baustellenbesuch von Katja Engler.
Der Bahnsteig für Gleis 4 und 5 ist fast fertig, die Arbeiter in Warnwesten sind jetzt damit beschäftigt, den Bahnsteig für Gleis 2 und 3 zu pflastern. Es geht voran am Pinneberger Bahnhof, sieht man einmal davon ab, dass es mit dem Busbahnhof, der in den Verantwortungsbereich der Stadt fällt, eben nicht vorangeht. Dort stehen, wie berichtet, die Räder seit Monaten still, weil die Hochbaufirma mit Statikproblemen kämpft. Die Verzögerung liegt inzwischen bei rund zehn Monaten.
Weiter geht es ringsum. 30 Männer arbeiten derzeit auf der Baustelle, insgesamt sind 200 Menschen mit dem Projekt Pinneberger Bahnhof beschäftigt. Die Deutsche Bahn musste zwar wegen der Stagnation am Busbahnhof ihr Materiallager auf die andere Gleisseite verlegen, dafür extra ein Grundstück anmieten und mehr Fahrzeuge einsetzen. Das spielt aber keine Rolle mehr, und wenn die Flächen am Fahlt jetzt doch noch frei werden, „werden wir das hier nicht noch mal ändern“, sagt Ulrike Sommer, Bauprojektleiterin DB Netz.
Wenn es dunkel wird, bleiben die Passanten gern an der Nordkante stehen, um in den punktuell erleuchteten Bauch des Bahnhofes unter die Gleise zu blicken. Dort unten entsteht der neue Tunnel, durch den in Zukunft Fahrgäste und andere Menschen von der Innenstadt ins Quellental und zurück gelangen. Jetzt aber ist der Tunnel, der künftig laut Nils Stühmeier von der Tief- und Ingenieurbaufirma Albert Fischer „ein relativ hoch bewehrtes Bauwerk sein wird“, noch ein riesiges Erdloch.
An den Wänden ist er mit rostigem Stahl bewehrt, unten auf dem Boden ist noch etwas Sand zu sehen, überwiegend aber dicht an dicht fixierte Stahlstäbe für die Bewehrung. Zurzeit bringen die Arbeiter darüber 70 Zentimeter dick Beton auf, der flüssig aus einem schwarzen Schlauch kommt. Ausgelassen wurde ein Schacht, in dem Wasser steht, „Regenwasser“, wie Stühmeier betont. Kein Grundwasser, das im Quellental sonst so oft in Gebäude eindringt und so schwer wegzukriegen ist.
Der Schacht ist für den späteren Aufzug da, wird aber im Moment noch als Pumpenschacht genutzt, um überschüssiges Wasser ins öffentliche Abwassersystem einzuspeisen, das sonst in die Unterführung laufen würde. „Das dort ist ein abgedichteter Spundwandverbau“, sagt Stühmeier und zeigt auf eine Tunnelwand, die die 70 Zentimeter dicke Betonschicht später gegen eindringendes Wasser abdichten soll.
Wenn der Rohbau fertig ist, kommen anthrazitfarbene Granitplatten auf den Fußboden und kommt farbiger Glasfaserbeton an die Wände, die Aufzüge werden aus Glas und Stahl gebaut. Im November wird kurzzeitig rund um die Uhr gearbeitet werden, „weil wir dann durchgängige Sperrpausen haben und die voll ausnutzen wollen“, sagt Ulrike Sommer.
Die Entwässerung des künftigen neuen Bahnsteigs macht derzeit Probleme, die der alte Tunnel verursacht. Den untersuchen momentan sieben Ingenieure und Techniker. Er führte vom alten Bahnhofsgebäude unter die Gleise und liegt genau unter dem Oberleitungsmast. Seine Mauern sind im Boden geblieben. „Bewegt sich der Mast unten nur wenige Millimeter, sind das oben gleich mehrere Zentimeter“, erklärt Stühmeier. Der Mast darf sich aber überhaupt nicht bewegen, weil sonst die Züge keinen Strom mehr bekommen. Wie vor etlichen Jahrzehnten dieser einstige Tunnel abgebrochen und verfüllt wurde, das wisse niemand, sagt Ulrike Sommer. Um den Zustand der alten Unterführung zu prüfen, werden acht Zentimeter breite Löcher hineingebohrt. Es geht schließlich darum, die Sicherheit zu gewährleisten.
„Der Bahnhof wurde als Ganzes betrachtet, weil die Stadt selbst hier auch vieles plant“, sagt Ulrike Sommer. Ein Beispiel: Pinneberg bekommt zur noch immer für Mitte 2020 geplanten Fertigstellung auch zwei elegante, eiförmige Ausgangsdächer. Kein Standard, sondern Extra.