Rellingen. Seit einer technischen Umstellung seines Telefonanbieters klappt nichts mehr – Rellinger Arzt hat jetzt einen Anwalt eingeschaltet.
Wer in der Rellinger Arztpraxis Dr. Meschke anruft, braucht eines: gute Nerven. Seit einer vor acht Monaten erfolgten technischen Umstellung des Telefonanbieters O2 ist der Anschluss der Praxis nur unregelmäßig erreichbar. „Wir sind aber vom Gesetzgeber verpflichtet, für unsere Patienten erreichbar zu sein“, sagt Dr. Kay Meschke. Nachdem der Telefonanbieter auf alle Klagen der Praxis nicht reagierte, hat der Mediziner nun einen Anwalt eingeschaltet.
Seit mehreren Jahren verfügt die Praxis, die mehr als 100 Patienten pro Tag behandelt und zu den größten des Ortes zählt, über einen Vertrag mit O2 über die Bereitstellung von Telefon und Internet. Alles lief reibungslos – bis der Telefonanbieter im März den Anschluss auf die neue IP-Technologie umstellen ließ. „Wir bekamen ein Paket mit einem Router und eine Anleitung, wie dieser anzuschließen ist“, erinnert sich der Mediziner. Um Problemen mit seiner Telefonanlage vorzubeugen, beauftragte Meschke einen Techniker mit dieser Aufgabe.
Doch seit der Umstellung ist der Wurm drin. Anrufer hören eine Durchsage, dass der Angerufene nicht erreichbar sei. Der Anschluss der Praxis ist stundenlang besetzt, obwohl dort niemand telefoniert. Das Praxisteam kann teilweise nicht nach draußen telefonieren – und wenn mal alles funktioniert, brechen Gespräche plötzlich mittendrin ab. „Es ist seitdem nicht ein Tag vergangen, an dem alles funktioniert hat“, zeigt sich der Arzt genervt.
Bundesnetzagentur
Und das gilt nicht nur für ihn. „Wir als Praxisteam werden täglich von den Patienten auf die Problematik angesprochen“, sagt die medizinische Fachangestellte Sandra Schmidt. Es gebe kaum noch ein anderes Gesprächsthema in der Praxis. „Viele Patienten sind genervt, und wir sind es auch.“ Zeit, die eigentlich für andere Dinge benötigt werde, gehe verloren. Und viele Dinge, die eigentlich am Telefon besprochen werden könnten, müssten nun persönlich in der Praxis geklärt werden.
Stunden in der Warteschleife des Anbieters gehangen
Mehrfach haben die Praxismitarbeiter den Telefonanbieter auf den Missstand hingewiesen, haben auf Abhilfe gedrängt. Per Brief, per Mail, per Telefon. „Stundenlang habe ich in der Warteschleife bei O2 gehangen“, erinnert sich Schmidt.
Geholfen hat das alles nichts. O2 teilte lediglich lapidar mit, dass bei einer Messung festgestellt worden sei, dass die Leitung einwandfrei funktioniere. „Wir haben das Unternehmen mehrfach aufgefordert, einen Techniker zur Fehlerbehebung zu schicken. Passiert ist nichts“, sagt Dr. Meschke. Aufgrund der Dauer-Störung machte er von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch.
Das wiederum wollte das Telefonunternehmen nicht auf sich sitzen lassen. O2 berief sich erneut darauf, dass kein Fehler vorliegen würde – und lehnte die Sonderkündigung ab. Nachdem im August die Praxis drei Tage in Folge telefonisch nicht erreichbar war, schickte der Arzt die nächste Sonderkündigung. Und wieder lehnte O2 ab.
Daraufhin schaltete der Mediziner die Bundesnetzagentur ein. Die erklärte sich für nicht zuständig und verwies als „alleinigen Ansprechpartner“ auf das Telefonunternehmen. „Unsere Aufgabe in der Praxis ist es, Krankheiten zu bekämpfen. Stattdessen kämpfen wir wie Don Quichotte gegen Windmühlen“, so der Mediziner. Das Verhalten von O2 sei für ihn geschäftsschädigend. „Wären wir ein Restaurant, wären wir schon lange pleite.“
Immerhin hat der Mobilfunkanbieter einer regulären Kündigung zugestimmt. Sie wird jedoch erst am 22. Juli 2019 wirksam. „Wenn ich vorher zu einem anderen Anbieter wechsele, bekomme ich eine neue Rufnummer. Wir haben unsere Nummer seit mehr als
30 Jahren. Die kennen alle Patienten, und ich will sie nicht aufgeben“, sagt Meschke. Er hat inzwischen einen Anwalt eingeschaltet, der O2 eine letzte Frist zur Behebung der Missstände gesetzt hat. Die ist mittlerweile verstrichen. „Ich überlege inzwischen, Strafanzeige wegen Betrugs zu erstatten. Die sichern eine Leistung zu, die sie nicht erbringen“, sagt der Rellinger Arzt verzweifelt.
Und was sagt O2? Inhaltliche Angaben will die Pressestelle mit Verweis auf datenschutzrechtliche Gründen nur „mit schriftlicher Einwilligung des Kunden“ machen. Doch immerhin teilt Pressesprecherin Alexandra Brune mit, dass man „direkt Kontakt mit dem Inhaber der Festnetznummer“ aufnehmen und versuchen wolle, „das Anliegen im Kundensinne“ zu lösen.