Bönningstedt/Ellerbek. Polizeidirektion informiert ältere Menschen in Bönningstedt und Ellerbek und gibt Ratschläge zum Schutz vor Kriminellen.
„Fast jeder ältere Mensch hat schon mal erlebt, dass er betrogen oder es versucht wurde, ihn zu hintergehen“, sagt Polizeihauptkommissarin Denise Höppe. Vor allem in jüngster Zeit hätten sich Anfragen von verunsicherten Senioren in ihrer Polizeistation in Bönningstedt gehäuft. Sie wurden am Telefon oder an der Haustür von fremden Menschen angesprochen, unter fadenscheinigen Gründen um Geld gebeten oder sollten den Fremden sogar Zutritt zu ihren Wohnungen gewähren.
Deshalb hat die Beamtin ihre Kollegen vom Sachgebiet Prävention der Polizeidirektion Bad Segenberg um Hilfe gebeten, ältere Menschen vor Ort über die Gefahren aufzuklären und wie sie sich davor schützen könnten. Vor zwei Supermärkten in Ellerbek und Bönningstedt kamen die Beamten dabei mit Dutzenden Senioren ins Gespräch. „Und jeder zweite hatte so etwas schon erlebt und selbst dazu eine eigene Geschichte zu erzählen“, sagt Oberkommissar Jörg Mangelmann.
Wie der ältere Mann, der sich vor fünf Jahren einen hochwertigen Teppich gekauft hatte. Plötzlich stand vor seiner Haustür ein angeblicher Mitarbeiter dieser Firma, die es gar nicht mehr gibt, der sich aber vorsorglich den Teppich anschauen wollte. Der Senior ließ ihn hinein und siehe da, der Betrüger riet ihm, einen neuen zu kaufen. Davon überrumpelt, ließ sich der Teppichbesitzer auf eine Ratenzahlung für einen 10.000 Euro teuren neuen Flokati ein und zahlte die ersten Raten, bis es ihm doch seltsam erschien und er die Polizei informierte. Diese gab den Fall an die Staatsanwaltschaft weiter.
Der Schaden gehe oft in die Tausende, zum Teil auch Zehn- bis Hunderttausende Euro, so Mangelmann. „Doch unser größtes Problem ist, dass viele Opfer diese Betrügereien nicht anzeigen, dadurch ist die Dunkelziffer recht hoch.“ Gerade älteren Menschen sei es oft peinlich, dass sie auf eine Gaunerei hineingefallen sind. „Aber nur, wenn uns die Anzeigen vorliegen, können wir sie mit anderen Fällen vergleichen und so ein Muster erkennen und diesen Verbrechern und Organisationen das Handwerk legen.“
Andere Betrüger geben sich am Telefon als naher Verwandter aus wie beim Enkeltrick. Dabei gibt sich der Betrüger als Enkel aus, der plötzlich wegen eines Unfalls in eine Notlage geraten sei und Geld brauche. „Ach Klaus, bist du es?“, fragt dann die besorgte Oma, und schon hat der vermeintliche Enkel leichtes Spiel, das Opfer zur Bank und zum Geldabholen zu schicken. „Zum Glück sind auch die Banken inzwischen aufmerksamer geworden und rufen uns an, wenn ein Kunde plötzlich Zehntausende Euro vom Konto abheben will“, sagt Hauptkommissarin Höppe.
Aktuell seien ausländische Handwerker-Kolonnen gerade wieder in der Region unterwegs und böten für Geld minderwertige Handwerksleistungen wie das Säubern von Regenrinnen an. Beliebt ist nach wie vor das Gewinnversprechen am Telefon oder per E-Mail, das aber eine vorherige Geldauszahlung nötig mache. Die Polizei rät in diesen Fällen dringend: „Legen Sie bei solchen Anrufen einfach auf und lassen Sie sich nicht in ein Gespräch verwickeln. Und vor allem: Lassen Sie niemanden ins Haus.“ Auch dann nicht, wenn sich jemand als Polizist ausgibt. Dann lieber die 110-Notrufnummer oder die nächste Polizeistation anrufen und sich dort vergewissern, ob tatsächlich Polizeibeamte in der Nähe an den Haustüren klingelten.
Stark ansteigend seien in jüngster Zeit auch Fälle von Taschen- und Portemonnaie-Diebstählen beim Einkaufen. Deshalb rät Mangelmann Kunden, ihr Geld unbedingt am Körper und nicht in der offenen Tasche im Einkaufswagen mit sich zu tragen. Ansonsten sei es zu leicht für Trickdiebe, es unbemerkt zu entwenden. Kerstin Gabriel, die mit ihrer Mutter Erika Buschhüter einkaufen ging, wusste diesen Ratschlag zu schätzen: „Ich sage meiner Mutter auch immer, sie solle bloß die Haustür nicht aufmachen, wenn ein Fremder vor der Tür steht.“