Kreis Pinneberg. Städte modernisieren ihre Überwachungssysteme für den Parkraum. Strafzettel werden per Handy ausgestellt.

Er ist weiß, schmal und sieht aus, als hätte man ihn beim letzten Einkauf als Beleg bekommen. In der Tat geht es bei diesem Bon auch irgendwie ums Kasse machen. Doch vor allem will die Stadt Wedel Autofahrern mit diesem Andenken an der Windschutzschreibe eine Quittung für ihr verkehrswidriges Verhalten ausstellen. Denn bei dem Bon handelt es sich um die neue Knöllchen-Generation der Stadt, die von sofort an in Umlauf gebracht wird. Auch andere Städte wie Pinneberg und Elmshorn, die eine Parkraumbewirtschaftung eingeführt haben, planen Veränderungen.

In Wedel werden die Strafzettel nun mittels einer Handyanwendung erstellt und mit einem kleinen, tragbaren WLAN-Drucker bei Bedarf auch auf einem wasserfesten Papier ausgedruckt. Das erspart den Mitarbeitern der Stadt viel Zeit, die sie wiederum für mehr Kontrollen in der Stadt nutzen können. Denn bislang mussten die Knöllchen aufwendig im Rathaus in extra bestellte Plastiktüten verpackt werden. Erst dann konnten die drei Verkehrsüberwacherinnen los, die als Teilzeitkräfte für auf den Straßen unterwegs sind.

Heute reicht ein Handy und der WLAN-Drucker

Vor dem neuen IT-System gehörte zu ihrer schwereren Ausrüstung das deutlich größere Knöllchen-Gerät sowie zusätzlich eine Fotokamera. Heute reichen ein Handy und der WLAN-Drucker. Mit dem Mobiltelefon, auf dem sich die nötige Anwendung (Handy-App) befindet, können die Ordnungshüterinnen dann die Daten live ans Rathaus zur Weiterverarbeitung übertragen. Zudem können sie damit auch die nötigen Fotos machen sowie über ein Extra-Feld Hinweise ans Amt übermitteln – zum Beispiel unleserliche Straßenschilder und defekte Lampen. Für den Ernstfall gibt es zudem einen hinterlegten Notruf auf Kurzwahltaste – was bislang selten nötig war.

Von tätlichen Übergriffen berichten die Mitarbeiter aus dem Rathaus zum Glück nicht. Allerdings sei der eine oder andere Autofahrer schon mal ausfallend geworden. „Aber dann bekamen unsere Kolleginnen Unterstützung von Wedelern“, sagt Cornelia Szymanski, Mitarbeiterin der Bußgeldstelle im Rathaus. In einem Fall drohten zwei Passanten sogar einem sehr aggressiven Autofahrer Schläge an, wenn er nicht unverzüglich aufhöre, die städtische Mitarbeiterin anzugehen. „Eine Verkehrsüberwacherin ist ein Mensch, der nur seinen Job macht, und sollte auch so behandelt werden“, sagt Szymanski.

Stadt stellte vergangenes Jahr 13.178 Strafzettel aus

Die Mitarbeiter der Stadt, die bislang zwei IT-Systeme parallel nutzen mussten, erhoffen sich von der einheitlichen Software viel. Sie gehen davon aus, dass sich die Anschaffungskosten in Höhe von 1500 Euro allein durch die unnötig gewordenen Plastiktüten schnell amortisieren, vor allem da die Zahl der ausgestellten Knöllchen in Wedel steigt. Im vergangenen Jahr stellte die Stadt 13.178 Strafzettel aus. Im Jahr 2012 – und somit noch vor der Einführung der Parkraumbewirtschaftung an der Elbe und weiteren städtischen Parkflächen in der Innenstadt – waren es nur 7048 gewesen. Sie spülten 80.679 Euro in die Stadtkasse. Heute ist es fast das Doppelte. Im bisherigen Höchstjahr 2016 summierten sich die Knöllchen auf 168.000 Euro, die wegen Versäumnisaufschlägen für Einnahmen von sogar 207.000 Euro sorgten.

Ähnlich hoch sind auch die Einnahmen, die Elmshorn und Pinneberg aufgrund von Strafzetteln pro Jahr aufführen. Elmshorn verfügt laut eigenen Angaben über insgesamt vier Teilzeitstellen im Bereich der Parkraumüberwachung. Sie haben im vergangenen Jahr 16.779 Strafzettel ausgestellt und damit Einnahmen in Höhe von 210.300 Euro geniert. In den Vorjahren waren es sogar noch mehr: Laut Verwaltung beliefen sich die Einnahmen in 2016 auf 258.900 Euro, in 2015 auf 270.100 Euro und in 2014 sogar auf 290.900 Euro bei 22.765 ausgestellten Strafzetteln. Die Schwankungen sind laut Verwaltung auf Personalveränderungen zurückzuführen, da die vier Teilzeitstellen in den vergangenen drei Jahren nicht durchgängig besetzt gewesen sind. In Elmshorn wird derzeit das Parkraumkonzept überarbeitet.

In Pinneberg gibt es noch ältere Geräte

In Pinneberg sind es ebenfalls vier Verkehrsüberwacher, die als Teilzeitkräfte angestellt sind. Sie sprachen im vergangenen Jahr 15.236 Verwarnungen aus. In den Vorjahren waren es weniger, 2012 beispielsweise nur 12.154. Die Einnahmen beziffert die Stadtverwaltung auf 146.345 Euro in 2012. Im vergangenen Jahr waren es sogar 251.175 Euro, die durch ausgestellte Knöllchen in die Kasse flossen.

Während in Elmshorn und Wedel bereits Strafzettel per Smartphone ausgestellt werden, sind in Pinneberg noch ältere Geräte im Einsatz. Allerdings plant auch hier die Stadtverwaltung, 2019 umzusteigen. Parallel soll auch das Handyparken eingeführt werden (siehe Info-Kasten).

Es gibt aber Zeiten, da lassen die Verkehrsüberwacher Gnade walten. „Sie haben Glück gehabt“, steht dann auf dem neuen Verwarnungszettel in Wedel. Das kommt allerdings nur in Ausnahmefällen und einen Tag vor Weihnachten zum Tragen. In allen anderen Fällen müssen die städtischen Mitarbeiter ahnden, wenn Verkehrsteilnehmer sich nicht an die Regeln halten. Wer die Parkgebühr sparen möchte, die Parkscheibe vergisst, Rettungswege blockiert oder auf Stellplätzen für Behinderten parkt, dem droht das Knöllchen – mancherorts per Handy.

Weitere Infos: Pinneberg plant Handyparken ab 2019

Pinneberg plant nach Abendblatt-Informationen für 2019 die Einführung des Handyparkens. Es ermöglicht Parken auf Parkplätzen, ohne dass ein Schein am Automaten gezogen werden muss.

Per Telefon oder SMS kann der Kunde sein Fahrzeug samt Standort und Kennzeichen dann als geparkt registrieren.

In einer Datenbank sind anschließend Kennzeichen und Parkdauer hinterlegt, Parkraumüberwacher haben darauf Zugriff. Gebühren werden später über die Handyrechnung, die Kreditkarte oder Anbieter wie PayPal abgerechnet.