Bönningstedt. Broder Hansen spulte in einer Europa-Reise mit der Familie 11.000 Kilometer ab. Nun winkt ihm beim SV Rugenbergen die Startelfrückkehr.
„Der Akku ist komplett aufgeladen. Ich bin heiß.“ Halb Südeuropa hat Broder Hansen (32) in seinem Skoda mit Wohnwagen von Ende Juli bis Anfang Oktober abgegrast. Nun will der Innenverteidiger des SV Rugenbergen seine Unternehmungslust auch wieder auf dem grünen Rasen gründlich austoben. Im Heimspiel der Bönningstedter Oberliga-Fußballer gegen den Tabellenzweiten Altona 93 könnte es soweit sein, dass er erstmals in dieser Punktspiel-Saison der Startelf angehört.
Kroatien, Slowenien, Italien, Frankreich. Ein bisschen Kultur, Abstecher ins Landesinnere, aber meistens die Küste entlang. 11.000 Kilometer, immer auf der Suche nach dem schönsten Campingplatz. Es war ein Gemeinschaftserlebnis, das Stefanie und Broder Hansen mit ihrem Töchterchen Noelia dazu diente, als Familie zu wachsen. Probleme, Pannen? Nichts dergleichen. „Als uns ein Grenzposten die Einreise nach Bosnien-Herzegowina wegen eines fehlenden Versicherungsscheins verweigerte, haben wir einfach umgedreht.“
Und es war ein Ausflug zurück in die Vergangenheit. Im französischen Perpignan, wo er 2009 sechs Monate studierte und in der fünften Division für AS Méditerranée kickte, hat sich der gebürtige Husumer mit früheren Freunden getroffen und sie am Strand ganz entspannt seine Kopfball- und Zweikampfstärke, seine Klugheit im Stellungsspiel spüren lassen. „So wie ich ihn kenne, hält er sich auch im Urlaub konsequent fit“, vermutet Teamgefährte Dennis von Bastian, mit dem sich Hansen ebenso wie mit Keeper Jannis Waldmann während seiner Abwesenheit regelmäßig telefonisch austauschte.
Es gab eine Menge zu erzählen, auch über die Verletzten-Misere beim SVR. Nicht erst, als nacheinander die Innenverteidiger Steven Tegeler und Sven Worthmann ausfielen, hieß es nur noch: „Wann ist denn Broder wieder da?“ Dann war er wieder da, vor zwei Wochen, so drahtig, wie er sich nach der 2:3-Niederlage im Test am 23. Juli bei Eintracht Norderstedt (Regionalliga) verabschiedet hatte. Drei Tage vorher hatte er noch das Oddset-Pokalspiel beim SV West-Eimsbüttel (11:0) bestritten. Einen Tag vor dem Punktspielauftakt am 29. Juli gegen den WTSV Concordia (3:1) erfolgte dann die Abreise in die Elternzeit, in Absprache natürlich mit dem Gymnasium Schenefeld, an dem Hansen die Fächer Chemie und Französisch unterrichtet. Wegen dieser Anstellung war er nach seinem Studium, zur Hauptsache in Kiel, und seinen fußballerischen Aktivitäten beim Preetzer TSV überhaupt erst nach Hamburg gekommen.
SVR-Manager Andreas Lätsch erinnert sich noch genau an den Sommer 2015. „Wir hatten ein Freundschaftsspiel beim TSV Kropp und uns laut über einen zusätzlichen Innenverteidiger Gedanken gemacht. Die Kropper hörten das und rieten uns, einen gewissen Broder Hansen zu nehmen. Den hätten sie nur zu gerne selbst verpflichtet, aber der würde ja jetzt nach Hamburg ziehen.“ Zu keinem Zeitpunkt hat es Lätsch bereut, dass er dieser Empfehlung folgte. „Broder ist nicht nur ein Stratege auf dem Platz, sondern auch ein 1-a-Charakter. Er hilft, wo er nur kann und übersetzt auch noch nebenbei die Anweisungen der Trainer für die Stürmer Sulayman Dampha und Moussa Mané ins Französische.“ Niemand habe es ihm im geringsten verübelt, dass er die Familie über den Fußball stellte.
SVR-Spieler von Bastian droht das Karriereende
Hansens Hilfsbereitschaft merkte auch Dennis von Bastian. „Wir hatten ein Punktspiel beim SC Victoria, und ich musste vorher dringend ein Bett abholen und aufbauen. Ein Anruf genügte und Broder stand vor der Tür, um das mit mir zu erledigen. Wir erschienen verspätet zum Treffpunkt, aber wir haben 4:3 gewonnen.“ Sonst zu jedem Spaß aufgelegt, klingt von Bastian neuerdings aber nicht mehr fröhlich, wenn er Anekdoten wie diese zum Besten gibt.
Dem Regisseur droht das Karriereende mit 31, nachdem er sich am vergangenen Dienstag am Neuen Wall einer Knieoperation unterziehen musste. Knorpelschaden links, vierter Grad, die schlimmste Stufe. Zum Spiel gegen die Altonaer erscheint er an Krücken. Das Verletzungspech lässt den Tabellenzehnten nicht los. Broder Hansen steht bereit, Stabilität ins Team zu tragen.
Was gäbe der Wedeler TSV für einen Abwehrorganisator seiner Qualität? Noch nicht einmal beim Tabellenletzten VfL Pinneberg war der Vorletzte ohne Gegentor davongekommen (3:1). Wer soll gegen den TuS Osdorf Jeremy Wachter stoppen, der schon zehn Treffer für den Westrivalen erzielte? WTSV-Ligavorsitzender Walter Zessin erwartet nach dem „peinlichen Auftritt“ beim VfL einen „Ruck“ durchs Team.
Riskiert Trainer Daniel Domingo den Einsatz des angeschlagenen Spielmachers Marlo Steinecke, der zuletzt an allen Ecken und Enden fehlte? Die punktlosen Pinneberger, die sich schon zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Abstieg abgefunden haben, müssen auswärts gegen den TSV Sasel ohne die Urlauber Henning Lendo, Andreas Bartel und Lion Strauß auskommen.
Oberliga Hamburg, 14. Spieltag Wedeler TSV – TuS OsdorfSpielbeginn: Sonntag. 11.15 Uhr. HA-Tipp: 1:2.SV Rugenbergen – Altona 93Spielbeginn: Sonntag, 14 Uhr. HA-Tipp: 1:2.TSV Sasel – VfL PinnebergSpielbeginn: Sonntag, 15 Uhr. HA-Tipp: 5:0.