Kreis Pinneberg. Ob historisch gewachsen oder in mühevoller Arbeit von Marketingexperten ersonnen: Aufschlussreich sind die Slogans allemal.

„Insel des Glücks“ – klingt gut, oder? Wissen Sie, wo diese Insel liegt? Nein, Sie müssen nicht einmal das Festland verlassen, um sie zu erreichen. Denn gemeint ist nicht etwa Helgoland, sondern Ellerbek.

„Insel des Glücks“ ist der Beiname, den die Gemeinde im Kreis Pinneberg, die an Hamburg-Schnelsen grenzt, trägt. Bürgermeister Günther Hildebrand erklärt, warum das so ist. „Die Presse ist schuld“, sagt er und lacht. „Anlass waren Haushaltsberatungen etwa Mitte der 60er-Jahre. Dabei zeigte sich, dass in Ellerbek unheimlich viel investiert wurde und die finanzielle Situation trotzdem ziemlich gut war. Daraufhin nannte ein Journalist Ellerbek die Insel des Glücks“, erklärt Hildebrand.

Bürgermeister sagt: „Das ist keine Überheblichkeit“

Natürlich gelte das auch heute noch für die Gemeinde. „Und das ist keine Überheblichkeit“, ergänzt der Bürgermeister. Ob der Beiname des Ortes auch dazu führe, dass in Ellerbek besonders viele glückliche Menschen lebten, das könne er aber nicht beantworten.

Ellerbek ist nicht die einzige Gemeinde im Amt Pinnau, die einen Spitznamen hat. Auch Borstel-Hohenraden trägt einen. Der ist zwar nicht ganz so wohlklingend, sagt aber viel über die Aktivitäten in der Gemeinde aus, denn Borstel-Hohenraden nennt man auch das „Vereinsdorf“. Entstanden ist der Name aufgrund der vielen Vereine, die es dort gibt. Immerhin, der älteste ist der „Klub der Gemütlichkeit von 1899“.

Ulrich Dehn, früherer Bürgermeister von Borstel-Hohenraden,, hatte aber auch noch einen weiteren Beinamen für sein Dorf: „Blankenese von Pinneberg“ nannte er es. Seine Begründung „Die Wohnqualität ist sehr hoch, wir verfügen mit der Nähe zu den Autobahnen und dem öffentlichen Nahverkehr über eine nahezu perfekte Anbindung in alle Richtungen. Und: Sie fallen aus der Haustür direkt ins Grüne“, sagte Dehn vor einigen Jahren dem Hamburger Abendblatt. Ob das tatsächlich ausreicht, um mit dem Hamburger Nobelstadtteil an der Elbe zu konkurrieren?

Andere versuchen so etwas gar nicht erst. Die meisten Dörfer und Gemeinden im Kreis haben keine Spitznamen oder Slogans – jedenfalls keine, die bekannt sind. So findet man für Tangstedt zwar den Namen „Straßendorf“, doch selbst Bürgermeisterin Henriette Krohn hat diese Bezeichnung noch nie gehört. Auch wenn sie sich die Herkunft erklären kann: „Dass wir ein Straßendorf sind, steht ja außer Frage“, sagt sie. Die Kreisstraße 6 und direkte Verbindungen nach Hasloh, Rellingen und Pinneberg machen aus Tangstedt einen Durchfahrtsort.

Halstenbek und Rellingen werden gemeinhin auch die Baumschulgemeinden genannt. Halstenbek trägt darüber hinaus noch den Titel „Gemeinde im Grünen“. Die Namen lassen sich ebenso leicht herleiten wie die Bezeichnung „Wiege des Deutschen Waldes“ für den gesamten Kreis Pinneberg. Immerhin werden im Kreis beinahe 90 Prozent der Baumschulflächen in Schleswig-Holstein bewirtschaftet.

Klein-Offenseth Sparrieshoop kennen manche ebenfalls unter einem Spitznamen, sagen auch „Spaddeldu“. Die naheliegendste Erklärung ist hier auch die richtige: Der ganz Name ist ganz schön lang.

Die Slogans, mit denen einige Städte im Kreis auf sich aufmerksam machen wollen, sind hingegen nicht ganz so naheliegend. So haben sowohl Elmshorn als auch Pinneberg Agenturen beauftragt, um das Image der Städte neu in Worte zu fassen. Vor allem Elmshorn musste für sein „supernormal“ viel Hohn und Spott über sich ergehen lassen. Bürgermeister Volker Hatje hatte bei der Vorstellung im vergangenen Jahr betont, die Marke sei „außergewöhnlich“. „Welche Stadt stellt schon ihre Normalität in den Vordergrund?“, sagte Hatje. Und ergänzte: „Normal ist das neue Super.“

Helgoland musste seinen Slogan Norderney überlassen

Pinneberg will nicht normal sein. „Wir können auch anders“ lautet hier die Botschaft, die seit dem Jahr 2014 verbreitet wird und eine Weiterentwicklung des Claims „Pinneberg – Persönlich. Ehrlich. Anders“ ist. Um dieses Image voranzutreiben, ließ sich einst die Bürgermeisterin Urte Steinberg sogar mit einem buntem Irokesenschnitt ablichten.

Deutlich unaufgeregter kommt Barmstedt daher. Auf der Internetseite der Stadt gibt es den Zusatz „So nah. So gut“. Er bezieht sich darauf, dass die Kleinstadt seit dem Jahr 2011 ein anerkannter Erholungsort ist.

Ohne Werbeagentur ist Uetersen wegen seiner Rosenkultur zum Namen Rosenstadt und dank der rekordverdächtigen Zahl an Trauungen auf den Namen Hochzeitsstadt gekommen, Wedel heißt dank seines Wahrzeichens auch die Rolandstadt, Quickborn ist die Eulenstadt.

Aber nun noch mal zurück zu einer Insel des Glücks – Helgoland. Dort ist die Suche nach einem Slogan nicht ganz so glücklich gelaufen. „Meine Insel“, das war seit 1994 der Wahlspruch des Pinneberger Außenpostens in der Nordsee. Nachdem sich aber Norderney die Rechte an der Wortmarke „Meine Insel“ gesichert und Helgoland aufgefordert hatte, künftig auf den Namenszusatz zu verzichten, musste ein neuer Slogan her. Ab 2012 hieß es dann zunächst: „Helgoland ist inseliger“.

„Das wurde der Zwischenslogan, wenn Sie so wollen“, erklärt Claudia Gröning von der Marketingagentur Bellmann, Gröning und Partner. Denn die Insulaner warben nur fünf Jahre damit. Dann präsentierte Bürgermeister Jörg Singer im vergangenen Jahr den aktuellen Slogan für die Insel: „Eine Insel die atmet“ (absichtlich ohne Komma, warum auch immer). Ist zwar nicht so schön wie „Insel des Glücks“, aber dieser Name ist ja schon vergeben an Ellerbek auf dem Festland.