Wedel. Nach kapitalem Getriebeschaden pendelt die Fähre „Dat Ole Land II“ wieder zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Nach längerer Zwangspause hat die Lühe-Schulau-Fähre den Betrieb zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen wieder aufgenommen. Das Fährschiff „Dat Ole Land II“ verkehrt seit Mittwoch wieder zwischen dem Anleger Willkomm-Höft im Wedeler Stadtteil Schulau und dem Fährhafen Lühe im Landkreis Stade.
Der Betrieb war im Dezember wegen eines kapitalen Getriebeschadens eingestellt werden. Davon betroffen waren vor allem Pendler, die gewöhnlich mit der Fähre ihre Arbeitsplätze auf der jeweils anderen Seite des Stroms erreichen. Da das seit 2013 eingesetzte Schiff über zwei Motoren mit je 450 PS und somit auch über zwei Getriebe verfügt, konnte die Fähre ihre letzten Fahrgäste noch in Schulau absetzen und dann mit halber Kraft in den Heimathafen Lühe zurückkehren.
Dass nun ausgerechnet die insgesamt nur 45 Stammkunden mit Dauerkarte als Pendler wochenlang große Umwege über Hamburg mit Bus, Bahn oder Auto in Kauf nehmen mussten, wurmt den Geschäftsführer der Lühe-Schulau-Fähre GmbH, Andre Blank, ebenso wie die Männer an Bord. „Es tut uns sehr leid, dass wir unseren Fahrgästen nicht den gewohnten Service bieten konnten“, sagt Schiffsführer Jörg Olbrich, der mit einem Kollegen und zwei Kassierern zu den fest angestellten Besatzungsmitgliedern gehört.
Olbrich und Fährmeister Bernd Meyer, der am Anleger Lühe die defekte Fähre inspizierte, berichten von zu hoher Betriebstemperatur und Brandgeruch im Maschinenraum. Trotz der Überhitzung brach zum Glück kein Feuer aus. Weitere Fachleute wurden hinzugezogen, nachdem die havarierte Fähre am nächsten Tag mit halber Maschinenkraft in die Hamburger Werft Flint getuckert war. Dabei bestätigte sich der Totalausfall des Getriebes.
Versicherung reguliert Großteil des Schadens
Glück für die Betreiber des Schiffs: Ein Sachverständiger kam zum Ergebnis, dass der Defekt am Getriebe weder auf mangelnde Wartung noch auf grobe Fahrlässigkeit zurückzuführen sei. Damit war die Schiffsversicherung der Fährgesellschaft in der Pflicht, die Regulierung des Schadens zu übernehmen. „Allerdings wird nur der Zeitwert des Getriebes ersetzt“, sagt Geschäftsführer Blank. Für den Rest muss das Schifffahrtsunternehmen aufkommen. Eine genaue Kostenübersicht gibt es noch nicht. Doch allein der Preis für das neue Getriebe beträgt 18.000 Euro. Hinzu kommen die Einbaukosten.
Nach Blanks Worten wäre es zwar möglich, aber viel zu teuer gewesen, ein Ersatzschiff zu chartern. Die alte Fähre steht auch nicht mehr zur Verfügung. Sie wurde verkauft, um den Neubau mitzufinanzieren. Kein Geheimnis ist es, dass unterm Strich die neue Fähre nicht gerade als zweckmäßig und ausgereift gilt. Dazu will sich Blank, der das Schiff nicht bestellt hat, nicht äußern. Doch Insider bezeichnen den Neubau als Unikat oder Prototyp. Manche hätten lieber eine der bei der Hadag bewährten Elbfähren mit dem Spitznamen „Bügeleisen“ gehabt.
Knapp 90.000 Passagiere sind 2017 mitgefahren
Letztlich sind die Betreiber froh, dass sich der Fährausfall nicht während der Hauptsaison im Sommer ereignet hat. Dann ist „Dat Ole Land II“ oft voll besetzt. Touristen und Ausflügler nutzen die jeweils 35 Minuten dauernde Fahrt auf der Elbe, um auf niedersächsischer Seite ins Alte Land zu gelangen oder umgekehrt in den Kreis Pinneberg. Während des Sommerfahrplans, der Ostern beginnt, sind deshalb weitere Hilfskräfte im Einsatz, um den Ansturm der Fahrgäste zu bewältigen. 2017 wurden bis zum vorzeitigen Betriebsschluss 89.000 Passagiere gezählt.
Nach dem jetzt wieder gültigen Winterfahrplan gibt es montags bis freitags nur eingeschränkten Betrieb. Am Wochenende ruht der Fährverkehr. Aktuell ist bei den sechs Touren pro Tag oft nur ein halbes Dutzend Pendler pro Fahrt an Bord.
Zu 100 Prozent in kommunalem Besitz
Doch auch andere Fahrgäste sind im Winterhalbjahr willkommen. Solchen potenziellen Kunden wurde allerdings während der Zwangspause ein schlechter Service geboten. Lediglich auf einer Informationstafel am Anleger Willkomm-Höft wies ein kleiner Zettel auf den Ausfall der Fährverbindung hin. Hilfreich wäre es gewesen, schon am Schulauer Fährhaus oder am Strandweg informiert zu werden. Doch darüber wusste nicht einmal der diensthabende Begrüßungskapitän des Willkomm-Höfts im Schulauer Fährhaus Bescheid.
Geschäftsführer Blank bedauert die Panne. Doch sei es ohne Fähre nicht möglich gewesen, auf kurzem Weg von Lühe aus zum Anleger zu gelangen. Immerhin habe er aber Wedels Bürgermeister Niels Schmidt über die Betriebspause informiert.