Rellingen. Zum Abschluss des Schleswig-Holstein Musik Festivals im Kreis singt Dorothea Röschmann Stücke von Schubert und Schumann.
Still wartet das gespannte Publikum in der Kirche auf sie: Dorothea Röschmann steht vor dem Flügel, mit einer Hand am Instrument. Sie atmet noch einmal tief ein, dann gibt sie unmerklich das Zeichen an Malcolm Martineau. Der Pianist schlägt die ersten Töne an, dann schwebt Röschmanns Stimme durch die barocke Kirche.
„Heiß mich nicht reden, heiß mich schweigen. Denn mein Geheimnis ist mir Pflicht“: Schon mit den ersten Takten aus Franz Schuberts Lied der Mignon schlägt die Sopranistin Röschmann das Publikum in ihren Bann. Zum Abschluss des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) im Kreis Pinneberg trat ein Opernstar auf. Die gebürtige Flensburgerin Röschmann war bereits in großen Konzerthäusern der Welt zu Gast, sie hat einen ECHO Klassik und einen Grammy Award gewonnen. Was sie den Zuschauern in Rellingen bietet, ist dann auch nah an der Perfektion. Jeder Ton sitzt. Ausdrucksstark interpretiert sie die Lieder von Schubert, Schumann und Hugo Wolf. Dabei ist der Sopranistin anzusehen, dass sie liebt, was sie tut. Immer wieder lächelt sie versonnen und genießt.
Komponist Robert Schumann ist mit seiner Musik als erster tief in private Innenräume vorgedrungen, er hat tief in die menschliche Seele geblickt. Genau dorthin nimmt Dorothea Röschmann ihre Zuhörer an diesem Abend mit. In ihrem Gesicht spiegelt sich wider, was sie singt – die ganze Bandbreite der Gefühle. Mal singt sie Passagen ganz zärtlich, beinahe dahin gehaucht, dann wieder kraftvoll, beinahe wild. Bis in den letzten Winkel durchdringt ihr Gesang die Kirche, wenn sie zum Crescendo ansetzt.
Liederabend war nicht ausverkauft
Der Liederabend in Rellingen war gut besucht, aber leider nicht ausverkauft. Dabei hatte Chef-Dramaturg Frank Siebert dem Publikum diesen Liederabend mit Röschmann von Beginn an besonders ans Herz gelegt. „Liederabende sind nicht so beliebt. Dabei ist es eine meisterhafte Kunst. Bei Schumann sind Liederabende ein Muss. Jedes einzelne ist eine Perle der deutschen Liedkunst“, hatte er betont. Er versprach dem Publikum: „Sie werden sehr glücklich sein, wenn Sie diesen Abend besucht haben.“ Siebert hatte nicht zu viel versprochen.
Für den Kreis Pinneberg bildete der Abend mit Dorothea Röschmann der Abschluss des diesjährigen SHMF. Das Festival beendet die Saison erneut mit einer Rekordbilanz: Von den 190.000 verfügbaren Karten wurden rund 173.000 verkauft. 202 Konzerte, fünf Musikfeste auf dem Land und zwei Kindermusikfeste wurden gefeiert.
„Ich bin berauscht von dem künstlerischen Erfolg, der sich in dieser Bilanz widerspiegelt. Das haben wir nicht nur den großen Stars und Klassikern im Programm zu verdanken, sondern auch den vielen gelungenen Experimenten. Routine ist der Feind der Kultur, wir dürfen nie aufhören, kreativ zu sein“, sagt Festivalintendant Christian Kuhnt.
Insgesamt waren 141 Veranstaltungen ausverkauft; im Kreis Pinneberg waren es neun von 14 Konzerten. Meistertrio, Märchenbilder, Tingvall Trio, Fantasia, Xavier de Maistre, Paris Mécanique, Canadian Brass, Heißblütig und Martin Grubinger – der Großteil der Konzerte und Programm, die an den fünf Spielstätten im Kreis stattfanden, erwies sich als echter Publikumsmagnet. Insgesamt standen für den Kreis Pinneberg 10.046 Karten für Konzerte zur Verfügung.
Bilanz: 14 Konzerte im Kreis Pinneberg gut besucht
Bei dem Format SHMF-Backstage hatten die Besucher in Elmshorn die Möglichkeit, Porträtkünstlerin Sabine Meyer aus der Nähe zu erleben. Drei weitere Konzerte gab die Klarinettistin mit verschiedenen Besetzungen in der Region. Insgesamt spielte Sabine Meyer 19 Konzerte beim diesjährigen SHMF. Sie betont: „Es war für mich eine große Ehre, so viele Konzerte bei diesem bedeutenden Festival spielen zu dürfen. Ich konnte aus dem Vollen schöpfen und die wunderbare Bandbreite der Klarinette zeigen. Das war eine unglaubliche Freude für mich.“
Neun ausverkaufte Konzerte – bei so viel Zuspruch stehen die Chancen gut, dass der Kreis Pinneberg auch im kommenden Festivalsommer wieder mit vielen Spielstätten vertreten sein wird, auch wenn es seitens der Veranstalter keine Angaben dazu gibt. Die Planungen seien dafür noch zu sehr im Prozess, heißt es aus der Presseabteilung. Das Festivalprogramm 2019 soll im Februar veröffentlicht werden.