Schenefeld. Ein Jahr nach Großbrand von Schenefeld ist Abwicklung mit der Versicherung beendet. Votum der Gesellschafter nächste Woche erwartet.
Es war der 10. August 2017, als ein riesiger Rauchpilz über Schenefeld stand – und das Lebenswerk von Johann Timmermann zerstörte. Ein Jahr nach dem Brand der RCS SportWelt an der Holzkoppel hat Timmermann, der die Anlage für die Eigentümerfamilie verwaltet, eine Einigung mit der Versicherung erzielt. „In der nächsten Woche fällt die Entscheidung, ob wir wieder aufbauen“, kündigt er am Freitag, dem Jahrestag des Großbrandes, an. Dann werde sich die Gesellschafterversammlung mit dem Thema befassen.
Ein Jahr nach einem der größten Feuer, das der Kreis Pinneberg je erlebt hat, existieren sowohl die Betreiberfirma als auch die GmbH, die als persönlich haftender Gesellschafter fungiert, noch – und haben auch Mitarbeiter. „Es gibt teilweise noch Personen, die Geld erhalten“, sagt Timmermann. Auch seien durch die Versicherung Zahlungen an die zum Zeitpunkt des Brandes 40 Mitarbeiter der Sportanlage erfolgt – und zwar im Rahmen der Betriebsunterbrechungsversicherung. Mitglieder hat die RCS SportWelt allerdings schon längst keine mehr. Weil der Brand den Umstand der höheren Gewalt erfüllte, konnten alle Verträge mit Wirkung zum 9. August 2017 beendet werden. Alle über den Schadenstag hinaus gezahlten Beiträge haben die Verantwortlichen zurückgezahlt, sodass die Abwicklung auch in dieser Hinsicht abgeschlossen ist.
Staatsanwaltschaft sucht nach Verursacher
Nicht abgeschlossen sind dagegen die Ermittlungen zu den Verursachern. „Wir ermitteln nach wie vor wegen fahrlässiger Brandstiftung gegen unbekannt“, sagt Peter Müller-Rakow, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe. Die Recherche zur Brandursache, für die die Kripo verantwortlich war, sei dagegen abgeschlossen. „Dachbauarbeiten haben zu dem Feuer geführt“, sagt der Oberstaatsanwalt. So seien zum Unglückszeitpunkt Schweißarbeiten am Dach der Tennishalle erfolgt. Gegen wen sich der Fahrlässigkeitsvorwurf konkret richten könne, müsse noch ermittelt werden. „Das Verfahren wird von der Staatsanwaltschaft geführt“, so Müller-Rakow.
Es war genau 13.45 Uhr am besagten 10. August 2017, als plötzlich Flammen aus dem Dach der Tennishalle aufstiegen. Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt nur wenige Sportler in der Anlage, die ebenso wie das Restaurant zügig evakuiert werden konnte. Das Feuer breitete sich rasend schnell in der Halle mit zwölf Plätzen aus und griff auf die anderen Bereiche über – Restaurant, Fitnessbereich, Umkleide- und Sanitärräume sowie Plätze für Squash und Badminton wurden unwiderruflich zerstört. Ein riesiger schwarzer Rauchpilz, der bis in Hamburgs City zu sehen war, stand über Schenefeld. Ein Mann wurde aus dem völlig verqualmten Bereich gerettet und kam zunächst ins Krankenhaus.
Die Flammen griffen zudem auf ein benachbartes Autohaus über. Zehn Fahrzeuge im Außenbereich wurden zerstört. Erst nach 24 Stunden war das Feuer aus. Etwa 420 Feuerwehrleute aus Schenefeld, den Nachbarwehren und sogar aus Hamburg waren am Kampf gegen die Flammen beteiligt. Ihnen gelang es zwar, ein Übergreifen des Feuers auf weitere benachbarte Gewerbebetriebe zu verhindern. Doch die 1979 erbaute, mehrfach erweiterte und kurz vor dem Feuer mit erheblichem finanziellen Aufwand sanierte Anlage war nicht zu retten. Übrig blieben nur verkohlte Ruinen. Schnell wurde allen klar, dass gar nichts in dem riesigen Gebäudekomplex mehr zu gebrauchen war. Die Flammen, die Hitze, der Ruß – sie hatten ganze Arbeit geleistet. Die Mitglieder, aber auch viele Vereine, die im Winter Plätze in der Tennishalle gebucht hatten, standen ohne Trainingsstätte da.
Sechs Tage vor Heiligabend begann die ATR Abbruch-Transport-Recycling GmbH aus Sottrum (Niedersachsen) mit dem Abbruch der aus fünf Gebäudeteilen bestehenden Brandruine mit einem umbauten Raum von 77.500 Kubikmetern. Ende März rückte die Abbruchfirma ab – und hinterließ ein komplett mit Sand aufgefülltes Gelände. Spötter sprachen schnell von der größten Sandkiste der Stadt.
Parallel zum Abriss versuchte die Betreiberfamilie, die Modalitäten mit der zuständigen Versicherung zu klären. Das gestaltete sich jedoch sehr schwierig, zumal die Sachverständigengutachten zur Brandursache und der Schadenshöhe lange auf sich warten ließen. Monat für Monat musste Timmermann die Entscheidung über einen möglichen Wiederaufbau hinausschieben. Übrigens: Schon kurz nach Brandausbruch war bei Google zu lesen, dass das Sportzentrum in Schenefeld dauerhaft geschlossen ist. Ob das tatsächlich stimmt, entscheidet sich nächste Woche.