Schenefeld. Auch neun Monate nachdem ein Großfeuer das Schenefelder Fitnesszentrum zerstörte, steht eine Einigung mit der Versicherung aus.

Wer in Schenefeld die Blankeneser Chaussee entlangfährt, kann die größte „Sandkiste“ der Stadt nicht übersehen. Sie befindet sich auf dem Areal der ehemaligen RCS SportWelt, die am 10. August vorigen Jahres durch ein verheerendes Großfeuer komplett zerstört wurde. Seit Ende März ist die riesige Brandruine verschwunden. Die Fläche zwischen Blankeneser Chaussee, Osterbrooksweg und Holzkoppel wurde mit Sand aufgefüllt – und liegt seitdem brach.

So schnell wird sich dieser Zustand auch nicht ändern. Die Gespräche zwischen den Eigentümern der SportWelt und der beteiligten Versicherung gestalten sich auch neun Monate danach schwierig – und ziehen sich immer mehr in die Länge. „Wir hoffen aktuell, dass wir Ende Juni mit der Versicherung eine Einigung erzielen können“, sagt Johann Timmermann als Sprecher der Eigentümerfamilien.

Rückblick: Es war kurz vor 14 Uhr am 10. August 2017, als Schweißarbeiten am Dach der Tennishalle mit zwölf Plätzen das Großfeuer auslösten. Von dort aus griffen die Flammen rasend schnell auf die anderen Bereiche der riesigen Anlage über – Restaurant, Fitness- und Wellnessbereich, Umkleide- und Sanitärräume sowie Plätze für Squash und Badminton wurden zerstört. Ein riesiger schwarzer Rauchpilz, der bis in Hamburgs City zu sehen war, stand über Schenefeld. Mehr als 400 Einsatzkräften gelang es zwar, ein Übergreifen des Feuers auf benachbarte Gewerbebetriebe zu verhindern. Doch die 1979 erbaute, mehrfach erweiterte und kurz vor dem Feuer mit erheblichem finanziellen Aufwand sanierte Anlage war nicht mehr zu retten.

Kripo gibt fahrlässige Brandstiftung als Ursache an

Ende Dezember schloss die Kripo die Ursachenforschung ab und machte öffentlich, dass eine fahrlässige Brandstiftung in Folge der Schweißarbeiten verantwortlich sei. Die strafrechtliche Aufarbeitung ist noch nicht beendet. Sechs Tage vor Heiligabend begann die ATR Abbruch-Transport-Recycling GmbH aus Sottrum (Niedersachsen) mit dem Abbruch der aus fünf Gebäudeteilen bestehenden Brandruine mit einem umbauten Raum von 77.500 Kubikmetern. Ende März rückte die Abbruchfirma ab – und hinterließ ein komplett mit Sand aufgefülltes Gelände. Die Hoffnungen der Betreiber auf eine schnelle Einigung mit der Versicherung und einen zügigen Neuaufbau der Sportanlage erfüllten sich jedoch nicht.

Gutachter, die sich mit dem Schadensbild, der Schadenshöhe und der Ursachenforschung befassten, benötigten deutlich länger als vorgesehen. Auch sollen die zwei Expertisen nicht in allen Punkten übereinstimmen. In der Folge mussten alle Termine, zu denen die Eigentümerfamilien über einen möglichen Neustart entscheiden wollten, nach hinten verschoben werden.

Laut Miteigentümer Timmermann besteht nach wie vor der Wunsch der Eigentümerfamilien, das traditionsreiche Sportzentrum wieder aufzubauen. Eine Grundvoraussetzung dazu sei jedoch eine Verständigung mit der Versicherung. Sollte dies Ende Juni tatsächlich der Fall sein, werde eine Gesellschafterversammlung einberufen, um die Entscheidung für oder gegen einen Neubau zu treffen. Sollte es grünes Licht für einen Neuanfang geben, müsste die Anlage laut Timmermann an die derzeit bestehenden Trends im Sport- und Fitnessbereich angepasst werden. Einen Neuaufbau in der bisher bestehenden Form schließt der Miteigentümer aus.

Pläne, wie eine runderneuerte RCS SportWelt aussehen könnte, gibt es noch keine. Die Eigentümer haben noch keine Architekten oder Planer eingeschaltet, da die Einigung mit der Versicherung und der Beschluss der Gesellschafterversammlung zum Neuaufbau noch ausstehen. Angesichts der fortschreitenden Zeit scheint damit klar, dass eine eventuelle Wiederaufnahme des Sportbetriebs an der Holzkoppel frühestens 2019 erfolgen kann.

2017 war im Kreis Pinneberg das Jahr der Großfeuer. In Wedel brannte in der Nacht zum 25. Mai ein Gewerbekomplex mit Disco, Restaurant, Spielhalle, Autovermietung und Werkstatt nieder. Die mutmaßlichen Brandstifter stehen derzeit vor Gericht. In Ellerbek zerstörte am 17. Juni ein Großbrand eine 50 mal 20 Meter große Gewerbehalle. In Elmshorn brannten am 26. Juni auf dem
33 Meter hohen Dach des Jacobs-Kaffeewerks am Lönsweg mehrere Lüfter.