Kreis Pinneberg. Rellingen setzt auf kostenlose Stellflächen – und steht damit alleine da. Warum Kommunen im Kreisgebiet sich das kaum noch leisten.

Parklücke finden, aussteigen, Geld ausgeben: Einkaufen im regionalen Handel kann so einfach sein. Das ist es aber im Kreis Pinneberg nicht überall. Elmshorn feilt derzeit an einem Konzept für die Parkraumbewirtschaftung. Die Stadt will gemeinsam mit Anwohnern, Gewerbetreibenden und Einzelhändlern ein Konzept entwickeln. 40000 Euro kostet das. Aktuell fragt die Stadt deren Gewohnheiten, Bedürfnisse und Wünsche ab. Geht es um kostenloses Parken, ist die Gemeinde Rellingen ein Dorado. Dort kommen Autofahrer komplett ungeschoren davon.

Rellingens Wirtschaftsförderer hält trotz ausbleibender Einnahmen, die eine Parkraumbewirtschaftung verspricht, viel von dieser Strategie. „Für uns ist das ein Mittel, den Einzelhandel vor Ort zu stärken“, sagt Harald Poppner. Der von der Politik unterstützte Verzicht auf Automaten habe sich bewährt. Von Einzelhändlern im Ort gebe es Zuspruch für die Null-Euro-Politik. Rellingen hat aber auch Handlungsspielraum, der anderen Kommunen fehlt. Die finanziell gesunde Gemeinde ist nicht an Vorgaben des Landes gebunden. Da geht es der benachbarten Kreisstadt schlechter.

Pinneberg schlüpfte 2013 unter den finanzpolitischen Rettungsschirm des Landes Schleswig-Holstein. Die Haushaltswächter im Innenministerium achten genau darauf, dass Einnahmepotenziale ausgeschöpft werden. Pinneberg war gezwungen, seine Parkgebühren zu verdoppeln, um in den Genuss von Haushaltszuschüssen aus der Landeshauptstadt zu kommen. Für Wirtschaftsförderer Stefan Krappa ist das nicht zwingend ein Problem. „Aus meiner Sicht akzeptieren Kunden grundsätzlich Parkgebühren“, sagt er. „Es gibt keinen empirischen Nachweis, dass durch Gratis-Parken eingespartes Geld auch beim Einzelhandel in den Kassen landet.“

Studie der Uni Mainz

Wissenschaftler der Uni Mainz haben sich mit dem Thema befasst und Innenstädte in einer Langzeitstudie unter die Lupe genommen.

Sie kamen zum Ergebnis, dass 90 Prozent der Befragten Parkgebühren für zu hoch halten. Gleichzeitig antworteten aber nur drei Prozent der Befragten, dass sie Parkgebühren in der City am meisten stören.

Gerade einmal fünf Prozent forderten eine Senkung oder gar Gratisparken. Zwei Drittel der Befragten gaben an, es gebe zu wenig Parkmöglichkeiten, während faktisch Parkhäuser ausreichend Kapazitäten frei hatten.

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Blick nach Schenefeld: Dort gibt es keinen von der Stadt aufgestellten Parkautomaten, wie Andrea Pinzek als Fachbereichsleiterin für öffentliche Sicherheit betont. Rund ums Rathaus arbeite man mit Parkscheiben. Höchstparkdauer: zwei Stunden. Für Kontrolle sorgt die Stadtverwaltung, die gemeinsam mit der Gemeinde Halstenbek Personal eingestellt hat. „Im Zusammenhang mit der Stadtkernplanung könnte eine Bewirtschaftung Thema werden“, so Pinzek. Im Schenefelder Einkaufscenter wird ein Euro pro Stunde fällig, die erste ist für Kunden kostenlos. Die Stadt profitiert nicht, das Unternehmen APCOA betreibt die Tiefgarage.

Die Stadt Wedel führte im Jahr 2014 erstmals Parkgebühren ein. In der Innenstadt wurden 16 Automaten aufgestellt. 50 Cent pro halbe Stunde werden kassiert. Für die Bahnhofstraße wurde ein Kompromiss vereinbart: Die ersten 15 Minuten sind kostenlos. Im Jahr 2015 folgte die Einführung von Gebühren an der Elbe. Wer dort seinen Wagen abstellt, zahlt ebenfalls 50 Cent pro 30 Minuten. Nach anfänglichen Protesten wurden die Gebühren akzeptiert.

In Pinneberg sind inklusive der Park&Ride-Plätze am Bahnhof insgesamt 1700 Stellplätze verfügbar. Gibt es keine große Veranstaltung im Stadtgebiet, sind laut Krappa 1000 ständig verfügbar. 1367 der Parkplätze sind kostenpflichtig. Die Stadt kassiert 50 Cent pro 30 Minuten, bietet jedoch – etwa unter der Hochbrücke – Tageskarten für zwei Euro an. In Parkhäusern, etwa an der Friedrich-Ebert-Straße, werden bis zu 1,50 Euro pro Stunde aufgerufen. „Man findet in Pinneberg immer einen Parkplatz in kurzer Entfernung zu den Läden und es gibt keine Wartezeit auf einen freien“, verspricht Krappa. Trotzdem wünscht er sich, eine Wertmarke für den Innenstadteinkauf insgesamt, damit die Kunden nicht den Waren-Mindesteinkauf in nur einem Geschäft leisten müssen. „Sinnvoll wäre es, die Parkgebührenerstattung oder ein Bonus-Heft mit Punkten an einen City-Einkauf zu koppeln“, so Krappa.

Doch zurück zur Null-Euro-Politik in Rellingen. Die hat auch ihre Schattenseiten, daraus macht der Wirtschaftsförderer kein Geheimnis. „Es gibt Hinweise, dass kostenlose Stellplätze von Dauerparkern belegt werden“, so Harald Poppner. Etwa vor dem Edeka-Markt im Ortskern. Dort werde voraussichtlich eine Bewachung organisiert.