Kreis Pinneberg. Jäger Hewicker sieht Probleme beim Schutz von Deichschafen. SPD-Landtagsabgeordnete nimmt Anregungen mit nach Kiel.

Immer wieder werden Wölfe im Kreis Pinneberg gesichtet. Das freut alle Wildtierfreunde. Bei Nutztierhaltern sieht es jedoch anders aus. Grund genug für die SPD-Landtagsabgeordnete Beate Raudies, sich nach der Bedeutung und den Folgen der Rückkehr des Wolfes bei Hans-Albrecht Hewicker aus Bokholt-Hanredder, Ehrenvorsitzender der Kreisjägerschaft und bis April dieses Jahres ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter des Kreises Pinneberg, zu erkundigen.

Jäger ist einer von 71 Wolfsbetreuern im Land

Hewicker ist auch einer von 71 Wolfsbetreuern in Schleswig-Holstein. In 2018 hat es bislang 31 Nachweise von der Anwesenheit Isegrimms im Norden gegeben. Wie beobachtet wird, stammen erstmalig die im Sommer auftauchenden Jungwölfe nicht nur aus den östlichen Vorkommen in Deutschland, sondern von dem ersten Rudel in Dänemark, wo im vergangenen Jahr acht Welpen aufgewachsen sind. Etwa 50 bis 70 Kilometer kann ein Wolf am Tag zurücklegen.

Wie Beate Raudies erfuhr, ziehen auch immer wieder Wölfe durchs Kreisgebiet. „Ein Rudel, das hier auf die Jagd geht, haben wir in Schleswig-Holstein bislang nicht, und auch keine Paare oder ortstreuen Einzelwölfe. Aber andererseits hatten wir, seitdem der letzte Wolf ausgerottet wurde, kein Tier mehr, das Kälber und Schafe reißen kann – außer wildernden Hunden“, so Hewicker. Daher müsse sich die Gesellschaft auf den Wolf einstellen. Das sei bei uns in der Region aufgrund der Nutztierhalter – Schäfer und Eigentümer von Schafen, Ziegen und Rindern in Freilandhaltung – sehr schwierig. Es habe zwar vergleichsweise wenige Haustierrisse von Wölfen gegeben, aber es kam auch vor, dass ein Tier mehr als 50 Schafe umgebracht hatte. „Das ist dann schon existenzgefährdend für Landwirte. Und Schafe auf den Deichen und Weiden sind größtenteils schutzlos“, so Hewicker. Wolfssichere Zäune seien zum einen teuer, zum anderen würden dann andere Tierarten wie unter anderem Rehe in ihrem Lebensraum zu stark eingeschränkt werden. Herdenschutzhunde, die Wölfe abhalten und verscheuchen könnten, seien vielfach auch für Menschen nicht ungefährlich.

Ein großes Problem seien jene Wölfe, die schon als Jungtier Kontakt mit Menschen hatten. „Diese Tiere haben jegliche Scheu vor Menschen verloren und lassen sich schlecht vertreiben“, sagt der ehemalige Kreisnaturschutzbeauftragte. In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, dass sich Wölfe sehr gern in hohen Maisfeldern verstecken. „Der Maisanbau in großem Stil, wie wir ihn hier ja auch erleben, erleichtern dem Wolf die Nutzung unserer Landschaft als Lebensraum.“

Probleme müssen dringend angepackt werden

Was sollte nun unternommen werden? „Wölfe müssen eine größere Scheu vor Menschen haben, damit sie sich mehr vom Menschen und seinen Aktivitäten fernhalten. Bei den Haltern gefährdeter Nutztierarten muss das Bewusstsein für die Gefährdung ihrer Tiere und die Bereitschaft, mehr für ihren Schutz zu sorgen, deutlich verbessert werden. Die Probleme der Deichschäferei und der Ammenkuhhaltung sind bisher nicht gelöst und müssen dringend angepackt werden“, sagt Hewicker. Das solle schnell geschehen, bevor sich irgendwann ein Rudel in Schleswig-Holstein etabliere.

Was er den Menschen in der Region rät, die vielleicht beim Spazierengehen auf einen Wolf treffen? „Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering, da der Wolf Menschen eher bemerkt als sie ihn. Spaziergänger sollten jedoch auf jeden Fall ihre Hunde in der Feldmark – und im Wald sowieso – anleinen, damit es zu keinen unerwünschten, gefährlichen Begegnungen kommt. Denn Hunde sind die natürlichen Konkurrenten des Wolfes“, betont er.

Beate Raudies ist sehr beeindruckt von der Arbeit und der Kenntnis des Wolfsbetreuers. „Ich werde die Vorschläge in Kiel unterstützen und mich nach den aktuellen Forschungsergebnissen erkundigen.“