Rellingen. Jessica Wolf bietet in ihrem Reptilien- und Nagerhotel in Rellingen exotischen Haustieren ein Zuhause auf Zeit an.

Am Empfang steht eine Klingel. Der Raum ist hell und freundlich, die Wände sind in leuchtendem Gelb gestrichen. Jessica Wolf hat in ihrem Hotel eine wohlige Atmosphäre geschaffen. Betten gibt es hier aber nicht, stattdessen Terrarien und Käfige. Die 35-Jährige betreibt in Rellingen ein Reptilien- und Nagerhotel. Jetzt, wo die Ferienzeit begonnen hat, wartet auf Jessica Wolf eine anstrengende Zeit. Ihr kleines Hotel ist voll ausgebucht.

In 42 „Zimmern“ – das sind die Terrarien – und auf bis zu 20 „Campingstellplätzen“ (für Käfige) beherbergt sie in ihrer Pension etwa 70 bis 80 Tiere. Für Stammgast Buffy, eine Wasserschildkröte, hat sie sogar ein Aquarium. „Ich nehme eigentlich alles an Nagern, Schildkröten und Echsen. Auch Vögel, allerdings keine großen Papageien“, sagt Jessica Wolf. Auch große Echsen, Riesenschlangen und Gifttiere nimmt sie nicht in Pflege.

Auch Chinchillas, aus Südamerika stammende, dem Meerschweinchen verwandte Nager, wohnen im Hotel
Auch Chinchillas, aus Südamerika stammende, dem Meerschweinchen verwandte Nager, wohnen im Hotel © HA | Mirjam Rüscher

Ihr Reptilienhotel in Rellingen hat die tiermedizinische Fachangestellte erst im vergangenen Oktober aufgemacht. Davor hatte sie ihre Pension in Hamburg-Altona. In der Reptilienpraxis, in der sie als Tierarzthelferin arbeitet, hatten immer wieder Menschen nach Quartieren für ihre Tiere für den Winterschlaf oder nach Urlaubsbetreuung gefragt. „Der Bedarf ist einfach da“, sagt Wolf. Viele kleine Zooläden hätten geschlossen, und die großen Ketten bieten so einen Service nicht an. „2005 haben wir dann angefangen. Wir hatten etwa zehn Buchungen im Jahr, und die haben wir auf dem Dachboden im fünften Stock untergebracht.“

Doch schnell wurden es mehr Übernachtungsgäste, mehrfach zog sie mit dem Hotel innerhalb des Hauses um. Sie und ihr Mann wohnten auch damals schon in Rellingen und fuhren mehrfach täglich hin und her, um die Tiere zu versorgen. Als der hintere Teil des Hauses in Rellingen frei wurde, wagten sie es und bauten noch einmal ein neues Hotel auf.

Echsen übernachten für 49 Euro pro Woche

Das Reptilien- und Nagerhotel befindet sich in der Eichenstraße 8 in Rellingen.

Die Preise: Die Übernachtung kostet für Kaninchen und Meerschweinchen pro Tier beispielhaft für eine Woche 56 Euro, für Kleinnager wie Degus, Hamster, Mäuse und Ratten 45,50 Euro, für Reptilien 49 Euro und für Vögel im eigenen Käfig 45,50 Euro pro Woche. Die Umsatzsteuer ist inbegriffen.

Meldepflichtige Tiere werden nur mit den dazugehörigen Papieren angenommen. Formulare zum Ausdrucken für Buchungsanfragen und detaillierte Preislisten finden sich auf der Internetseite.

Kontakt: Telefonisch unter 04101/587 69 50, per E-Mail an reptilienhotel@web.de. Internet: www.reptilienhotel-hamburg.com

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Die Terrarien stehen ordentlich nebeneinander, jedes ist anders eingerichtet – mit Holzverstecken, Klettermöglichkeiten oder mit Krippen fürs Heu. „Unser Anspruch ist immer mehr gewachsen, wir wollten dann größere Terrarien und Becken, alles sollte schöner werden, die Kabel sollten nicht mehr sichtbar sein.“

Grillen zirpen, die Degus rascheln im Heu, und Schildkröte Ben poltert durchs Terrarium. Musik läuft im Hintergrund, sie wird per Zeitschaltuhr gesteuert. „Manchmal läuft auch ein Hörbuch“, sagt Jessica Wolf. Die Tiere seien alle unterschiedlich, manche bräuchten kaum Aufmerksamkeit, andere müssten mehr betütert werden. Hauptberuflich ist Jessica Wolf immer noch in einer Reptilienpraxis tätig, ihr Hotel ist mehr ein Hobby, bei dem etwas Geld übrig bleibt. Ein anstrengendes Hobby allerdings: Sie ist sie hier Hotelchefin, Rezeptionistin, Zimmermädchen, Köchin, Buchhalterin und Putzfrau in einem.

20 Schildkröten überwintern in einem Kühlschrank

Damit sie alles schafft, müssen ihre Schwiegermutter und ihr Mann mit ran. Dabei hat er gar nicht so viel mit Tieren am Hut wie Jessica Wolf. „Wir haben am Anfang den Deal gemacht, dass ich seinen Eishockeywahn mitmache und er meine Tiere – ich bin dabei besser weggekommen“, sagt die Hotelchefin und lacht.

Dieser Gast kommt ursprünglich aus Australien. Bartagamen sind mittelgroße Echsen
Dieser Gast kommt ursprünglich aus Australien. Bartagamen sind mittelgroße Echsen © HA | Mirjam Rüscher

Die Hauptbuchungszeiten sind in den Ferien, da übernimmt Jessica Wolf die Urlaubsbetreuung. Eine Mindestaufenthaltsdauer gibt es bei ihr nicht, aber in der Regel bleiben die Tiere etwa 14 Tage. Die Hotelgäste kommen hauptsächlich aus Hamburg, langsam kommt auch Kundschaft aus dem Kreis Pinneberg dazu. Im Winter hat ihre Kundschaft teilweise eine deutlich längere Anreise: „Meine Winterschlafgäste kommen von überall her, zwischen Göttingen und Flensburg“, sagt sie. Drei bis vier Monate schlafen die Landschildkröten dann bei ihr. Untergebracht sind sie in Kühlschränken bei vier bis sechs Grad Celsius. 15 bis 20 Tiere passen in einen Kühlschrank.

Inmitten der Terrarien zwischen den Gästen fühlt sich Jessica Wolf sichtlich wohl. Während Besucher nur staunen, was für exotische Tiere in den Terrarien sitzen, winkt sie ab. „Ich bin mit so exotischen Tierarten aufgewachsen. Ich habe selbst Schlangen und hatte auch schon mal eine Vogelspinne und Echsen. Mit 16 Jahren habe ich einen grünen Leguan gehabt“, erzählt Jessica Wolf.

Sie ist in jeder freien Minute in ihrem Hotel und kümmert sich. Füttern, streuen, streicheln, das könnte sie auch 28 Stunden am Tag machen, sagt sie. Privat sollen es jetzt auf Wunsch ihres Mannes etwas weniger Tiere werden, aber auch das ist für Jessica Wolf irgendwie in Ordnung. Denn in ihrem Hotel ist sie schließlich umgeben davon und kann damit ihren „Tierfimmel“ befriedigen.