Pinneberg . Künstlerverband Kulturwerk Schleswig-Holstein startet kreative Werbeaktion und vergibt erstmals Stipendien an Nachwuchskünstler.

„Ich packe meinen Koffer und nehme mit . . .“ ist ein beliebtes Merkspiel. Doch was würde man mitnehmen, wenn es sich bei dem Koffer um einen Beutel handelt, in den nur Kultur hinein darf? Was verstehen die Menschen unter dem Begriff Kultur? Wie würde ihr Kulturbeutel aussehen? Diesen spannenden Fragen wollen die Initiatoren eines neuen Kunstprojekts nachgehen. Dahinter verbirgt sich der Verein Kulturwerk Schleswig-Holstein, der vor Kurzem seinen Sitz nach Pinneberg verlegt hat.

Marion Inge Otto-Quoos, Künstlername mioq, ist dafür größtenteils verantwortlich. Die Rellingerin, die in der Remise Fahltskamp 30 in Pinneberg ihr Atelier hat, ist Vereinsvorsitzende. Ihr zur Seite stehen die Norderstedterin Birgit Bornemann und die Lübeckerin Hannah Rau. Gemeinsam wollen sie das Netzwerk, das seinen Sitz zuvor in Kiel hatte, wiederbeleben. Beim Kulturbeutel handelt es sich um eines der beiden Auftaktprojekte.

„Es wird viel über Wirtschaft gesprochen. Kultur genießt keinen hohen Stellenwert in der Gesellschaft und wird als selbstverständlich hingenommen“, erklärt Bornemann die Idee. „Wir möchten zeigen, was alles schon Kultur ist und wie wichtig sie ist.“ Und Hannah Rau ergänzt: „Wir möchten Kultur so in den Blick der Öffentlichkeit rücken.“

Mitmachen kann jeder, der Lust und eine Idee hat. Einzige Voraussetzung: Teilnehmer werden gebeten, ein Anmeldeformular auszufüllen, das sie über die Homepage www.kulturwerk-sh.de herunterladen können. Wer ein Rückporto beilegt, bekommt seinen Kulturbeutel anschließend auch wieder zurück. Von sofort an können die Kulturbeutel eingesendet werden, die dann in verschiedenen Ausstellungen zu sehen sein sollen.

Kulturwerk

Die Vereinigung Kulturwerk Schleswig-Holstein wurde 2007 als Netzwerk für Bildendende Künstler in Kiel gegründet. Mit dem Umzug nach Pinneberg möchte der neue Vorstand das Netzwerk auch für andere Kunstbereiche öffnen.

Derzeit hat der Verein 40 Mitglieder. Tendenz laut Vorstand steigend. Weitere Informationen zum Verein und den Projekten gibt’s auf www.kulturwerk-sh.de.

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Die Auftaktveranstaltung ist für den 16. September von 11 Uhr an in der Remise geplant. Die Kunsthistorikerin Susanne Schwertfeger übernimmt den Einführungsvortrag. Sie wird zusammen mit Studenten der Kieler Uni das Projekt begleiten. Am 21. September sollen die Beutel dann in der Kieler Sparkassen-Arena gezeigt werden, und vom 22. bis 23. September jeweils von 10 bis 17 Uhr bekommen die Beutel sogar einen eigenen Raum bei der „Schau der 1000 Bilder“ in Kiel.

„Uns hat bereits ein Kulturbeutel aus Köln erreicht“, berichtet Künstlerin mioq. Darin befand sich natürlich der Kölner Dom. In einem anderen war das Grundgesetz verstaut als Hinweis auf Kultur als Menschenrecht. Zudem könnten auch die Beutel an sich kreative Kunstwerke sein, so mioq.

Der Kreis Pinneberg fördert das Projekt mit 2500 Euro. Davon werden unter anderem der Ausstellungsaufbau und Referenten bezahlt. Mit dem Geld möchten die Künstler aber auch gemeinnützige Institutionen unterstützen, die sich eine Teilnahme nicht leisten können.

Um Unterstützung geht es auch beim anderen Projekt des Künstlernetzwerkes. Bis zum 15. Juli können sich Berufskünstler mit einem Konzept um ein Stipendium bewerben. „Das Pavillonstipendium ist das kleinste Stipendium der Welt“, sagt mioq. Und damit dürfte sie richtig liegen. Denn es handelt sich dabei um ein Tagesstipendium auf gerade einmal 12,25 Quadratmetern. Denn so groß ist der Pavillon im Garten der Remise in Pinneberg. Den stellen die Initiatoren als Denk- und Arbeitsraum zur Verfügung. Zudem gibt es einen Zuschuss in Höhe von 200 Euro für Arbeitsmaterial. „Einen Tag in Ruhe arbeiten, dort, wo einen nicht das tägliche Leben anguckt, das einen ablenkt, ist viel wert“, sagt die Lübecker Künstlerin Hannah Rau. Was beim kleinsten Stipendium der Welt herauskommt, soll ebenfalls in einer Ausstellung – voraussichtlich im Oktober – zu sehen sein.