Wedel . Abiturienten aus dem Kreis Pinneberg feiern ihren Abschluss – zwei von ihnen erzählen uns, was sie nun nach der Schule vorhaben.

Die Sonne knallt vom Himmel. Perfektes Wetter für die Abistreiche. Die Lehrer der Gebrüder-Humboldt-Schule müssen an diesem Tag einiges aushalten. Angesichts der Temperaturen kommt Wasser zum Einsatz. Zwischen all den fröhlichen Schülern stehen Marit Lüthjens und Jule Koopmann. Die beiden haben ihr Abi in der Tasche, und das feiern sie zusammen mit ihren Mitschülern ausgelassen.

Die Abistreiche bilden den letzten großen Auftritt der scheidenden Schülergeneration in ihrer Lehreinrichtung. Die schriftlichen Prüfungen wurden schon vor Monaten geschrieben, die Zeugnisse kürzlich überreicht. Damit endet dieser Lebensabschnitt, und ein neuer nimmt seinen Anfang. Manche behaupten sogar, dass nun der Ernst des Lebens beginnt.

Einige Schüler lassen sich da lieber noch etwas Zeit mit dem richtigen Ernst und gönnen sich ein Jahr im Ausland als Aupair oder absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr. Die Jugend von heute wisse nicht, was sie will und lasse sich treiben, behaupten Kritiker. Wer das sagt, hat sich nicht mit Marit Lüthjens und Jule Koopmann unterhalten. Beide haben sehr konkrete Pläne, haben sich früh informiert und verfolgen ihren Berufswunsch zielstrebig.

Datenschutz

Mit Hinweis auf die neue Datenschutzgrundverordnung haben die Gymnasien in Uetersen, Halstenbek und Schenefeld keine Namenslisten ihrer Abiturienten herausgegeben. Im Elmshorner Bismarck-Gymnasium lehnten zwei Schüler eine Namensnennung ab. Von der Berufsschule in Elmshorn erfolgte keine Meldung.

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Etwas überraschend klingt der Plan der 19 Jahre alten Marit Lüthjens. Denn sie will Försterin im Klosterwald werden. Warum die Abiturientin ausgerechnet diesen Beruf anstrebt? „Dort zeichnet sich ein Generationenwechsel ab. In Niedersachsen gibt es Bedarf“, erläutert sie. Die Holmerin war lange in der örtlichen Gruppe der Jagdhornbläser aktiv. Zudem verfügt sie genauso wie ihre Mutter über einen Jagdschein.

Weil die Reviere in der Metropolregion Hamburg aufgrund der hohen Nachfrage zumeist vergeben sind, verschlug es Mutter und Tochter nach Uelzen. „Ich bin gern in der Natur und habe mich viel mit Förstern über den Beruf unterhalten“, berichtet Lüthjens. Schnell war für sie klar, dass sie das machen möchte.

Jule Koopmann möchte Pharmazie studieren

Die passionierte Reiterin bewarb sich auf einen Studienplatz für Forstwirtschaft und Waldökologie sowie auf einen Platz an der Fachhochschule für Forstwirtschaft – beides angesiedelt in Göttingen. „Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich lieber an der Fachhochschule studieren“, erklärt die Holmerin. Das sei praxisnäher und liege ihr mehr. Ihr Abitur schaffte die 19-Jährige mit einem Notendurchschnitt von 2,6. Bio und Englisch waren ihr Hauptfächer. „Es ist schön, eine Stufe höher auf der Treppe gestiegen zu sein“, bilanziert die Abiturientin. „Es fühlt sich frei an“, sagt sie auch mit Blick auf die unterrichtsfreie Zeit. Denn seit den Prüfungen haben die Oberstufenschüler keinen regelmäßigen Unterricht mehr.

Doch irgendwie sei es auch merkwürdig, keinen so strukturierten Tagesablauf mehr zu haben, sagt Marit Lüthjens. Das wird sich ändern. Sie verlässt das Land in einigen Tagen in Richtung Spanien. Auf Mallorca wird sie bis zum Studium als Aupair auf einem Reiterhof arbeiten.

Jule Koopmann jobbt bereits tatkräftig. Im Lager eines Holmer Herstellers für Heimtierbedarf arbeitet sie, um auch Geld für ihr Studium zu verdienen. Ihr Ziel: Die 20-Jährige möchte Pharmazie studieren. An den Universitäten in Hamburg, Kiel und Greifswald hat sie sich um einen Studienplatz beworben. Mit einem Notendurchschnitt von 1,9 hat sie gute Chancen, einen Platz zu ergattern. Die Hetlingerin entdeckte an der Wedeler Gemeinschaftsschule ihr Interesse für die Naturwissenschaften. Nachdem sie im Chemieunterricht selbst Aspirin herstellten, war ihre Leidenschaft für die Pharmazie geboren. Sie sprach mit ihren Lehrern, die sie bestärkten. „Es ist bestimmt spannend, sich in ein paar Jahren wiederzutreffen und zu sehen, was aus den ehemaligen Mitschülern geworden ist und wohin es sie verschlagen hat“, sagt sie. Von Anfang September an gehen die Schreiben der Unis heraus. Dann weiß Koopmann, in welcher Stadt sie in den kommenden Jahren leben wird.

Die Namen aller Abiturienten aus dem Kreis Pinneberg finden Sie in der Donnerstags-Ausgabe in Ihrem Hamburger Abendblatt.