Wedel. 50 Jahre SC Rist mit Gernot Guzielski:Der stellvertretende Vorsitzende des Basketball-Zweitligisten ist seit Vereinsgründung am Ball.

Der Basketballer Gernot Guzielski dribbelt – mit modischer Afro-Frisur. „Das Bild muss in den 70er-Jahren entstanden sein. Wann genau, weiß ich nicht“, sagt der heute 62 Jahre alte Wedeler. Als Architekt mit einem Büro in Hamburg hat er nicht nur viele Häuser gebaut, sondern auch die Geschichte des SC Rist, der am heutigen Sonnabend sein 50-jähriges Vereinsbestehen feiert (siehe Infokasten), maßgeblich mitgestaltet. Die Frisur hat sich von 1968 bis zum Jahr 2018 allerdings doch gewandelt. „Theoretisch wäre die wohl noch möglich, aber mit dem Durchkämmen wird es schon schwierig, wenn die Haare so lang und kraus sind“, sagt Guzielski schmunzelnd.

Am 28. Mai 1968 wurde der SC Rist in den Roland Weinstuben in Wedel von Sportlehrern des Johann-Rist-Gymnasiums und deren Freunden gegründet. Auch der damals zwölfjährige Guzielski trat ein. „Die Trainer Ewald Schauer und Hans-Dieter Niedlich haben mich am meisten geprägt. Sie haben sehr viel Wert auf Technik gelegt“, erzählt Guzielski. Während Schauer quasi hauptverantwortlich die Schüler trainierte, war der ehemalige Basketball-Nationalspieler Niedlich als Gasttrainer zweimal im Monat für den SC Rist aktiv.

Guzielski war erster Jugend-Nationalspieler des SC Rist

In der Saison 1972/73 wurde der Wedeler der erste Junioren-Nationalspieler des Vereins (U16) und war bei der Europameisterschaft in Italien dabei. „Wir haben zwar nur den 13. Platz belegt, aber wir haben tolle Spiele gehabt. Das war ein echtes Erlebnis, zumal damals das Reisen noch etwas schwieriger war und Italien quasi ganz schön weit weg“, erinnert Guzielski sich.

Die Jugendlichen haben damals permanent Basketball gespielt, vor allem in der kleinen Halle des Gymnasiums. „Auch sonnabends und sonntags. Egal ob mit Herrn Schauer oder ohne Trainer“, sagt Guzielski, der mit Ausnahme einer Saison, als er 1976/77 für den VfL Pinneberg in der 2. Bundesliga spielte, stets im Herren-Bereich für den SC Rist auflief. Doch selbst in dieser Saison blieb er seinem Stammverein als Herren-Trainer treu.

Das Festprogramm

Heute wird der SC Rist gefeiert: Das Ü45-Team, amtierender deutscher Meister, wird auf dem Rathausbalkon geehrt (12 Uhr).

Es folgt der Festumzug über die Bahnhofstraße, der die Steinberghalle erreicht (13.30 Uhr). Dort gibt es u.a. ein Kinderfest und eine Ausstellung.

Der Festakt im Johann-Rist-Gymnasium ist um 20 Uhr (Tickets: 10 Euro, bis 14 Uhr Sportshop Wedel, Feldstraße 1).

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Auf dem Feld war er ein vielseitig einsetzbarer Spieler – nur im Spielaufbau und direkt unter dem Korb wurde der Wedeler weniger eingesetzt. „Mit meinen 1,90 Meter Körpergröße zählte ich doch eher zu den Kleineren“, erinnert er sich.

1985 stieg Guzielski mit den ersten Rist-Herren in die 2. Bundesliga auf. Ein Jahr später hörte er auf. „Ich bin in die Kommunalpolitik gegangen, mir fehlte einfach die Zeit, um auf diesem Level Basketball zu spielen“, sagt der Hobby-Golfer (Handicap 32). Selbstverständlich spielte er aber weiterhin für die dritte und vierte Mannschaft des SC Rist.

Auch nach dem Ende der aktiven Karriere im Leistungsbasketball übernahm er Verantwortung und wurde 2012 zum Vereinsvorsitzenden gewählt. Im Mai 2018 übernahm Andrea Koschek den Posten. „Es war einfach der richtige Zeitpunkt, und als Zweiter Vorsitzender bin ich ja auch immer noch dabei. Ich bin froh, dass mit Andrea auch mal neuer Elan reinkommt“, sagt Jazz-Liebhaber Guzielski.

Basketball ist nun einmal ein Teamsport, und gerade den SC Rist zeichnet der Gedanke aus, dass man nur zusammen vieles erreichen kann. „Durch den Basketball habe ich vieles gelernt, das mich für das ganze Leben geprägt hat“, sagt er. Man gewinnt zusammen, man verliert gemeinsam. „Im ganzen Verein sind so viele Menschen, die ehrenamtlich arbeiten, ohne die das Ganze nicht funktionieren würde“, sagt er.

Der heute 90 Jahre alte Trainer Ewald Schauer legte extrem viel Wert auf eine saubere Basketball-Technik: Gernot Guzielski (Nr. 7) will am liebsten sofort loslegen
Der heute 90 Jahre alte Trainer Ewald Schauer legte extrem viel Wert auf eine saubere Basketball-Technik: Gernot Guzielski (Nr. 7) will am liebsten sofort loslegen © HA | SC Rist

Welche Erfolge Gernot Guzielski, der erst vor zwei Jahren aus gesundheitlichen Gründen endgültig mit Basketball aufgehört hatte, denn in der nun 50-jährigen Geschichte des SC Rist – mit circa 700 Mitgliedern siebtgrößter Basketball-Vereins Deutschlands – hervorheben würde? „Da gibt es viel zu viele. Da möchte ich einfach keine Top-Fünf auflisten.“ Im Jahr 2000 wurde das Damen-Team Meister der 2. Bundesliga, ein Jahr später Vizepokalsieger. Zwei Jahre lang spielte die Mannschaft sogar bei internationalen Wettbewerben mit. 1988 verzichtete der Herren-Zweitligist als Vizemeister auf den Aufstieg in die 1. Bundesliga – im Pokal erreichte die Mannschaft das Halbfinale. 2015 wurde das Pro B-Finale (2. Liga) erreicht – und unterlag dort Oldenburg. Weitere Beispiele gäbe es zuhauf.

„Im Rahmen unserer Möglichkeiten ist das alles super. Wir haben zum Beispiel den kleinsten Etat in der Pro B. Dass es dann auch immer mal gegen den Abstieg geht, ist doch klar. Selbst wenn es uns mal erwischen würde, wäre das auch kein Beinbruch“, meint Guzielski. In einem Club wie dem SC Rist ginge es aufgrund der beschränkten finanziellen Mittel nur über engagierte Mitarbeiter, die größtenteils ehrenamtlich tätig sind – und eine gute Jugendarbeit, die in den vergangenen Jahren auch schon mehrfach von der 2. Liga ausgezeichnet und finanziell gefördert wurde.

„Wir haben früher als Schüler so viel Basketball gespielt. Da hat dann auch die Schule drunter gelitten und man ist dann eben mal sitzengeblieben. Das hat sich in der Vergangenheit leider stark verändert. Heute haben die Jungen und Mädchen teilweise wegen des Abiturs in acht Jahren kaum noch Zeit, Sport zu machen“, sagt Guzielski.

Er selbst kam schließlich bereits als Schüler in den Genuss einer guten und intensiven Förderung beim SC Rist. Und das soll auch 50 Jahre später – und noch viel länger – so bleiben.