Moorrege. Die Moorreger Rektorin Karen Frers wurde in den Ruhestand verabschiedet. Sie kritisiert die schwierigen Arbeitsbedingungen für Lehrer

Karen Frers redet nicht viel drumherum. Die langjährige Pädagogin gehört zu denen, die auch mal den Finger in die Wunde legen. Klare Ansagen bei freundlich bestimmtem Auftreten. Und dementsprechend klar und deutlich fällt auch ihre Bilanz nach rund 40 Jahren im Schuldienst aus. „Die Arbeit ist deutlich schwieriger geworden“, sagt die Rektorin der heutigen Gemeinschaftsschule Moorrege. Vor 18 Jahren übernahm sie den Job, wurde Chefin des damals noch genannten Schulzentrums Moorrege. Davor arbeitete sie 20 Jahre lang an der Ernst-Barlach-Realschule in Wedel. Nun wurde die Pädagogin mit einem Festakt in den Ruhestand verabschiedet.

Als sie im Sommer 2000 nach Moorrege kam, war sie der erste Neuling im Kollegium nach 14 Jahren. Frers folgte als Realschulleiterin auf den in den Ruhestand versetzten Udo von Rönne. Damals existierten mit der Haupt- und Realschule noch zwei Schulen, zwei Kollegien und zwei Rektoren unter einem Dach. Kontinuität prägte das schulische Leben. Das änderte sich ab 2009 schlagartig mit den in Kiel mehrfach entschiedenen Schulreformen. Erst wurden Haupt- und Realschule zur Regionalschule zusammengeführt. 2014 folgte die Umwandlung zur Gemeinschaftsschule. Damals wurde auch eine Kooperation mit der Klaus-Groth-Schule in Tornesch begonnen, an der die Schüler aus Moorrege Abitur machen können. „Das hat jedes Mal viel Zeit und viel Kraft gekostet“, erinnert sich Frers.

Doch nicht nur die Struktur, auch die Schülerschaft veränderte sich und damit die Anforderungen an Schule und Pädagogen. „Es fehlt die Akzeptanz von Grenzen, die Lernbereitschaft ist zurückgegangen“, so die Lehrerin. Schüler verfügten nicht über die Fähigkeit, über einem längeren Zeitraum konzentriert zu arbeiten. Auch das Verhalten, das Schüler gegenüber Erwachsenen an den Tag legten, hält die Rektorin für kritisch. Manche sehen die Medienwelt als eine Parallelwelt an. „Wir müssen den Schülern etwa vermitteln, was es bedeutet, wenn sie einen Menschen beleidigen“, sagt die 63-Jährige. Mit Blick auf pubertierende Schüler stellt Frers fest: „Früher gab es in der 7. und 8. Klasse eine schwierige Phase.“ Heute sei Hilfe und besondere Aufmerksamkeit in allen Jahrgangsstufen nötig.

Schulsozialarbeit – bei ihrem Einstieg vor 18 Jahren steckte diese noch in den Kinderschuhen – gehört daher heute zu den Eckpfeilern der Schule. Regelmäßiger Kontakt zu Jugendämtern sei unablässig. Dazu gehörten auch Meldungen an das Jugendamt, wenn die Schule vermute, dass das Kindeswohl in der Familie gefährdet sein könnte.

Doch nicht nur die Schülerschaft habe sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte stark verändert, auch die Zusammenarbeit mit den Eltern habe sich gewandelt. Frers vermisst einen gesamtgesellschaftlichen Konsens, was Kinder dürfen und was nicht. Gemeinsame Werte und Normen fehlten nicht nur in der Schule. Und Eltern hätten zunehmend keinen Einfluss mehr auf ihre Kinder.

Frers’ Aufgabe war es angesichts dieser Umstände, einen für die Lehrerschaft erträglichen Rahmen zu bieten. Keine leichte Aufgabe. Vor allem, da auch der politische Rückhalt schwindet. „Sehr einvernehmlich“ sind in der Anfangszeit Modernisierungen und bauliche Erweiterungen von den Politikern für den Schulzweckverband beschlossen worden. Dagegen wurde zuletzt sehr kontrovers erst über die Notwendigkeit einer Erweiterung und Modernisierung diskutiert. Nachdem diese Frage geklärt werden konnte, wird nun über Sanierung oder Neubau gestritten. „Die Auseinandersetzungen schaden der Schule“, kritisiert Frers. Eltern würden nachfragen, ob sie ihre Kinder überhaupt noch anmelden könnten.

Dass es angesichts von Investitionskosten von circa zehn Millionen Euro unter den Politikern der fünf Trägergemeinden Moorrege, Holm, Heist, Haseldorf und Haselau Diskussionsbedarf gibt, kann sie allerdings nachvollziehen. Sie sieht dabei auch Kiel in der Pflicht. „Die Crux ist, dass es kein Schulbauprogramm des Landes mehr gibt“, sagt die Schulleiterin. Dürfte Frers entscheiden, würde sie der Neubaulösung den Vorrang geben. „Eine Sanierung bei laufendem Schulbetrieb käme einer mehrjährigen Operation am offenen Herzen gleich.“

Für ihre engagierten Kollegen wünscht sich Frers für die Zukunft, dass diese für ihre geleistete Arbeit mehr Anerkennung und Respekt erfahren.